Biologin Judith Auer (links) besichtigt mit Dieter Reich (vorne rechts) und weiteren Projektbeteiligten das Empfinger Heimatmuseum, um den Holzwurmbefall zu analysieren und geeignete Stellen zur Aussetzung der Schlupfwespen zu finden. Fotos: Begemann Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatmuseum: Rund 1000 Insekten bekämpfen jetzt den Holzwurm / Erste Kontrolle im Herbst

Schlupfwespen sollen das Empfinger Heimatmuseum von der Holwurm-Plage befreien. Die ersten rund 1000 Wespen haben sich gestern sofort eifrig ans Werk gemacht, nachdem Biologin Judith Auer die Insekten ausgesetzt hatte.

Empfingen. Sie sind ein praktisches und einfaches Mittel im Kampf gegen den Holzwurm: Schlupfwespen. Auch der Empfinger Gemeinderat hatte sich für die Schädlingsbekämpfung durch Insekten im Heimatmuseum entschieden und dem Unternehmen APC (Allround Pest Control) aus Nürnberg den Auftrag erteilt. Biologin Judith Auer, die bei APC für Projektmanagement, Forschung und Entwicklung zuständig ist, bringt die Schlupfwespen am Montagmittag nach Empfingen. Sie transportiert die Insekten in einem kleinen Koffer in zehn Röhrchen. Rund 1000 Tiere hat sie dabei. Mit Wespen haben sie nicht viel gemeinsam. Auer sagt: "Wespen können fliegen, Schlupfwespen fliegen aber nicht gerne." Auf den ersten Blick sehen sie Ameisen ähnlich. Was jedoch auffällt sind der lange Stachel und die Fühler. Für den Menschen geht von den Insekten keine Gefahr aus. Denn mit ihrem neun Millimeter langen Stachel stechen sie lediglich in das Holz, um zunächst die Larve des Holzwurms zu lähmen und dann ihr eigenes Ei auf die Larve zu legen. Im nächsten Schritt schlüpft die Larve der Wespe und ernährt sich fortan von der Larve des Holzwurms. Die Holzwurmlarve stirbt und nachdem sich die Schlupfwespenlarve verpuppt hat, fliegt die fertige Wespe davon und sucht sich eine neue Wirtslarve zur Eiablage.

Bevor die Wespen im Heimatmuseum ihre Arbeit aufnehmen können, geht Auer unter anderem mit den Empfingern Dieter Reich und Roland Walter sowie dem Tübinger Architekten Michael Stoll durch das Museum, um den Schädlingsbefall zu analysieren und geeignete Stellen zur Aussetzung der Tiere zu finden. Das Fazit: Viele Gegenstände, die in dem vierstöckigen Museum ausgestellt sind, sind befallen. Ein Beispiel ist der Webstuhl im Nebenraum des Museums: Eine Schicht von Sägemehl ist auf einer Kante zu entdecken. Sie zeugt von der regen Aktivität des Holzwurms. Alle befallenen Ausstellungsstücke müssen ausgeräumt und in einer Wärmekammer behandelt werden.

Fußboden ist in Ordnung

Im Museum und dem Nebenraum sind vor allem die Balken an der Decke befallen. Sie stammen aus dem Jahr 1737. Auer sagt: "Der Boden ist noch völlig in Ordnung, das kommt alles von oben." Das Fachwerk im Eingangsbereich sei nur leicht befallen.

Nach der genauen Besichtigung ist dann der große Moment gekommen. Auer öffnet das erste Röhrchen und platziert es auf der Treppe zum ersten Obergeschoss. Sofort krabbeln die Schlupfwespen heraus und erkunden die Oberfläche auf der Suche nach Wurmlöchern. Schlupfzeit für die Larven der Wespen soll von Mitte Juni bis Ende Juli sein. Im Herbst soll dann das Ergebnis angeschaut werden. Laut Auer betrage die Behandlungszeit mit Schlupfwespen zwei bis drei Jahre. Die Tiere können ab einer Temperatur von 15 Grad eingesetzt werden, also gewöhnlich von Mai bis Oktober.

Die Empfinger Gemeindeverwaltung lässt sich die Arbeit der fleißigen Insekten einiges kosten: 20 000 bis 22 000 Euro fallen für die Behandlung allein in diesem Jahr an. Für das Jahr 2019 schätzt die Gemeinde die Kosten auf rund 12 000 Euro. Einen Zuschuss von 7000 Euro gibt es von der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg.