Wolfgang Urban Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Ehemaliger Leiter des Diözesanmuseums Rottenburg spricht über den Kulturraum Oberer Neckar

Em pfingen. Es gibt viel zu erfahren über die Schätze in der Region. Der Kulturkreis Lebendiges Empfingen lud zu einem Vortrag von Professor Wolfgang Urban aus Rottenburg ins evangelische Gemeindezentrum ein. Das Thema lautete Kultur- und Kunstraum Oberer Neckar.

In einer Bilderschau zeigte Urban die Höhepunkte in den Themenbereichen Architektur, Bildhauerei und Malkunst von der Romanik bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, alle im Landschaftraum Oberer Neckar mit seinen Städten Rottweil, Oberndorf, Horb, Rottenburg und Tübingen – war dieser Landschaftsraum doch bereits vorgeschichtlich und zur Zeit der Römer ein bedeutender Siedlungs- und Kulturraum der Menschen.

Margrit Briegel, Sprecherin des Kultuskreises Empfingen, begrüßte die Zuhörer. Sie hätte sich an diesem Abend ein volles Haus gewünscht, doch es kamen nur wenige Zuhörer – diese lauschten aber mit großem Interesse. Spontan stimmte David Gamerdinger mit einer eigenen Klavierkomposition auf diesen kulturellen Abend ein.

Urban: "Ich will ihnen etwas nahebringen über Ihre Heimat früher und heute. Der Begriff Heimat wird derzeit wiederbelebt. Heimat ist Kultur, die sich mit der Vergangenheit beschäftigt, die im Rückspiegel betrachtet werden muss. Der Landschaftsraum Oberer Neckar ist ein gewaltiger Kulturraum, dies in der Vorgeschichte, der Frühgeschichte." Allein in Rottenburg seien bei den Abbrucharbeiten und Ausgrabungen für den Bau des diözesanen Verwaltungsgebäudes Spuren von 7000 vor Christus gefunden worden. "Das heißt, an einem Ort sind rund 10 000 Jahre Geschichte präsent."

An der Autobahn sei zu lesen, dass Rottweil die älteste Stadt in Baden-Württemberg ist. Das stimme nicht. Rottenburg sei noch älter. Rottenburg war eine Civitas und hatte einen Rang wie Augsburg, wie Urban erklärte. In seinem Streifzug durch den Landschaftsraum Oberer Neckar, untermalt mit vielen Bildern, streifte Urban die Stiftskirche Horb mit der Madonna, die Wandmalereien in der dortigen Liebfrauenkirche, die Klosterkirche der Zisterzienser in Rottenmünster, in Rottweil die Kapellenkirche und Kapellenturm, die Hl. Kreuzkirche, die Dominikanerkirche, in Rottenburg die Sülchenkirche, die Friedhofskirche in Bieringen mit ihren Wandmalereien, und noch viele weitere einzigartige Malereien und Skulpturen. Auch der Turm der Empfinger St. Georgskirche war kurz Thema.

"Sie alle kennen den hiesigen Landschaftraum, die Städte, Sie sind schon oft dort gewesen und haben sicherlich vieles nicht gesehen oder beachtet", so Urban. "Besuchen Sie bewusst die einzelnen Kirchen und Bauwerke, so den Kappelenturm und das Dominikaner-Museum in Rottweil, das größte Weihnachtsbild in Oberndorf." Urban abschließend: "Die Heimat ist ein Museum mit vielen Wandbildern und Skulpturen."

Margrit Briegel in ihren Dankesworten: "Ich bin begeistert, wie sie uns die Augen geöffnet haben."

Urban war langjähriger Rottenburger Diözesankonservator und Leiter des Diözesanmuseums in Rottenburg. Für sein Engagement als Kunsthistoriker wurde er 2016 vom Land Baden-Württemberg mit dem Titel Professor geehrt.