Den Platz in der Winkelstraße in Wiesenstetten nutzt Denise Kessler nur, um ihren Pferden Bewegung zu gönnen. Foto: Begemann

Gemeinderat stellt sich gegen geplanten Reitplatz in Wiesenstetten. Pferdehalterin widerspricht Vorwürfen.

Empfingen-Wiesenstetten - Dicke Luft herrscht in der Wiesenstetter Winkelstraße: Anwohner fühlen sich belästigt durch üblen Geruch, der von einer Pferdehaltung kommen soll. Zudem befürchten einige eine geplante gewerbliche Nutzung, die nicht erlaubt ist. Deswegen hat sich der Gemeinderat entschieden, einen beantragten Reitplatz nicht zu genehmigen. Zu Unrecht? Pferdehalterin Denise Kessler widerspricht den Vorwürfen.

Gemeinderätin Kerstin Hönle wohnt nur drei Häuser entfernt von der kleinen Pferdehaltung am Ende der Winkelstraße in Wiesenstetten. Dass die Halter von vier Pferden jetzt auch noch einen Reit- und Bewegungsplatz errichten wollen, stinkt ihr. Sie sagt: "Wir leiden jetzt schon unter einer Geruchsbelästigung. Das liegt vor allem an der Dunglege. Es ist uns beispielsweise nicht möglich, auf dem Balkon etwas zu essen." Auch sagt sie, dass das Grundstück der Pferdehalter keinen sauberen Eindruck mache. Kurz zusammengefasst: "Es stinkt." Und sie befürchtet: "Wenn sie jetzt noch einen Reitplatz bauen, wird das Problem noch größer."

Auch direkter Nachbar Stephan Nowotny, Betreiber der Reitschule "horse in harmony", beklagt sich im Gespräch mit unserer Zeitung. Er befürchtet, genauso wie die Gemeinderäte, dass Kessler vorhat, den Platz irgendwann für ihre Reitstunden zu nutzen. Bisher betreibt sie nämlich in Empfingen beim Reit- und Fahrverein Wehrstein die Ponyschule "Kleine Helden".

Hönle meint: "Ich glaube nicht, dass der Platz nur privat genutzt wird. Ich gehe davon aus, dass dort Ponyreiten stattfinden wird." Nachbar Nowotny hat zudem Angst vor einem hohen Verkehrsaufkommen in der Straße, falls auf dem Platz gewerblicher Reitunterricht stattfinden sollte. Parkplätze gebe es keine. Davon abgesehen störe ihn ein Metallcontainer, in dem die Nachbarn Müll ansammeln würden. Und an seiner Scheune, die an das Nachbargrundstück grenzt, sei die Wand beschädigt worden.

Klagen, die der Gemeindeverwaltung nicht neu sind. Theo Walz vom Hauptamt sagt: "Die Sauberkeit war immer wieder ein Thema." Er weist die Gemeinderäte in der Diskussion um den Reitplatz aber auch darauf hin, dass laut eines Beschlusses des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg eine private Haltung von bis zu vier Pferden in einem Wohngebiet geduldet werden muss. Eine gewerbliche Nutzung ist allerdings nicht zulässig.

In dem Beschlussvorschlag der Gemeinde heißt es deswegen auch: "Die Gemeinde erteilt das städtebauliche Einvernehmen zum Antrag auf Errichtung eines rein privat genutzten Reit- und Bewegungsplatzes mit Lager-/Schutzraum." Weiterhin heißt es: "Da keine Entwässerungseinrichtung vorgesehen ist, wird besonderer Wert darauf gelegt, dass der Reitplatzsauber gehalten wird, damit keine konzentrierten Verunreinigungen ins Grundwasser gelangen.

Die Staubbelastung für die Angrenzer durch den Betrieb des Reit- und Bewegungsplatzes ist durch geeignete Materialien so gering als möglich zu halten."

Gfrörer: "Das gibt die nächsten 20 Jahre keine Ruhe"

Die Gemeinderäte trauen der Sache jedoch nicht. Wie lässt sich kontrollieren, ob der Platz tatsächlich nicht für Reitunterricht genutzt wird? Walz: "Bei Beschwerden müsste die Baurechtsbehörde Kontrollen machen." Keine befriedigende Antwort für die Mehrheit der Räte. Peter Schäfer aus Wiesenstetten sagt: "Wir müssen nicht zustimmen, auch wenn es ein Urteil gibt." Uwe Gfrörer befürchtet, dass der Konflikt nicht so einfach zu lösen ist: "Da gehört ein Haus hin und das ganze Ding weg. Das gibt sonst in den nächsten 20 Jahren keine Ruhe", sagt er. Gfrörer würde es begrüßen, wenn die Pferdehalter sich beispielsweise woanders ein Gelände suchen würden, damit endlich Ruhe herrscht. "Sie machen sich sonst nur Feinde", meint er.

In der anschließenden Abstimmung stimmten drei Räte für den Antrag, sieben waren dagegen, zwei enthielten sich. Damit ist der Reitplatz abgelehnt.

Zu unrecht? Bei einem Vorort-Besuch sagt Denise Kessler unserer Zeitung: "Ursprünglich hatten wir einmal den Gedanken, hier Ponyreiten anzubieten. Aber da das nicht zulässig ist, haben wir die Idee wieder verworfen." Den Platz nutzt sie nur zum longieren, um ihren Pferden etwas Bewegung zu gönnen. Für den Reitunterricht sei der Platz des Reit- und Fahrvereins Wehrstein in Empfingen sowieso praktischer, da es dort sanitäre Anlagen gibt. Auf dem aktuell eher steinigen Platz wünscht sie sich eine Sandoberfläche. "Das ist vor allem im Winter besser", sagt sie.

Als Kessler von der Ablehnung des Gemeinderats erfährt, sagt sie: "Wir sind nicht böse über die Ablehnung und könnten uns auch vorstellen, woanders einen Platz zu suchen. Denn der Platz hier ist sehr klein. Es wäre uns lieber, wir könnten woanders hin, wo sich niemand gestört fühlt."

Kommentar: Zu viel Ärger

Von Daniel Begemann

Hätte der Empfinger Gemeinderat den Reitplatz in Wiesenstetten genehmigt, wenn die Räte das vor ihrer Sitzung am Dienstag gewusst hätten? Denise Kessler hatte die Idee, den Platz gewerblich zu nutzen, schon längst wieder verworfen. Die Emotionen in der Winkelstraße kochen schon seit längerer Zeit hoch. Die Anwohner ärgerten sich nur noch. Eine vernünftige Kommunikation blieb dabei offensichtlich auf der Strecke. Dank der Recherche unserer Zeitung ist jetzt klar, dass die Fronten gar nicht so verhärtet sind, wie es in der Gemeinderatssitzung den Anschein hatte. Als sehr positiv für alle Beteiligten ist nämlich die Reaktion von Denise Kessler nach der Entscheidung des Rats zu werten. Sie teilt die Meinung von Gemeinderat Uwe Gfrörer, dass eine Lösung, mit der sowohl sie als auch die Nachbarn glücklich sind, langfristig am Besten wäre.