Gut behütet sind die Pflanzen, die Holger Dopp in seiner Kakteen-Klinik behandelt. Foto: Dopp Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Holger Dopp behandelt seit mehr als 25 Jahren in seiner Kakteen-Klinik

Empfingen. Vor einigen Jahren hat ein Kritiker die Kakteen-Klinik, die vom Empfinger Kakteen-Experten Holger Dopp vor mehr als 25 Jahren gegründet wurde, als Blödsinn bezeichnet.

Heute kann diese Einrichtung durchaus als Erfolgsmodell bezeichnet werden. Immer mehr besorgte Kakteenfreunde bringen ihre dornigen Patienten in der Hoffnung nach Empfingen, damit man den erkrankten oder von Schädlingen befallenen Pflanzen helfen kann. Und in den meisten Fällen kann der erfahrene Experte das, auch wenn es dabei mitunter zu recht skurrilen Geschichten kommt.

Aus den diversen Einlieferungen der vergangenen Monate erinnert sich Holger Dopp an einige ganz besondere dornige Patienten. Eine junge Dame aus dem Raum Lindau hatte im Internet nicht gerade sehr günstig eine kleine Kakteensammlung mit insgesamt 45 Pflanzen  ersteigert. Doch die Enttäuschung war groß, als die Sendung eintraf. Denn: Sie hatte gemeinsam mit den Pflanzen auch Unmengen an Schild-, Woll- und Wurzelläusen erworben. Zudem waren die Pflanzen in einem jämmerlichen Zustand. Sie suchte und fand im Internet einen Hinweis auf die Empfinger Kakteen-Klinik und bat Dopp um Hilfe. Nach fünf Monaten konnte die besorgte Pflanzenfreundin den größten Teil ihrer erworbenen Pflanzen in Empfingen geheilt und in frischem Substrat getopft wieder abholen. Und jetzt hatten auch alle Kakteen ihren wissenschaftlichen Namen dabei. Nur einige Pflanzen hatten es nicht geschafft.

Ein schwieriger und zudem sehr schwerer Patient mit nahezu sechs Kilogramm Gewicht war ein Gymnocalycium (linke Pflanze), den ein Hamburger Seemann vor mehr als 40 Jahren aus Paraguay mitgebracht hatte. Vier Jahrzente in falschem Substrat, am falschen Standort und mit falscher Pflege haben dazu geführt, dass dieser attraktive Kaktus nach und nach sämtliche Lebensfunktionen eingestellt hatte. Auch Gießen und Düngen halfen nun nicht mehr, denn seine Wurzeln waren längst abgestorben.

Nachdem der Empfinger Kakteenliebhaber diesen Patienten aus Paraguay sehr vorsichtig in das geeignete Substrat gesetzt und in das exakt temperierte und sonnige Gewächshaus gestellt hatte, zeigten sich tatsächlich nach sieben Monaten die ersten Blüten. Der glückliche Seemann aus Hamburg meinte beim Abholen der Pflanze, dass er in den vergangenen 40 Jahren nie Blüten gesehen habe.

Ein Schwiegermuttersitz (Echinocactus grusonii), stand vor einigen Wochen völlig kommentarlos vor dem Doppschen Haus in Empfingen. "Was soll damit geschehen?", fragte sich Holger Dopp und nahm diesen Kaktus erst einmal aus der völlig ungeeigneten und durchnässten Erde, entfernte die bereits verrotteten Wurzelteile. Bei diesem alten Fußball großen Echinocactus könne es mitunter mehrere Jahre dauern, bis er wieder neues Wachstum zeige, meinte Dopp. Und die ersten Blüten dürften sich erst in etwa 40 Jahren an diesem Schwiegermuttersitz zeigen, sofern der Standort stets temperiert und vollsonnig sei.