In dem lateinischen Kräuterbuch "Hortus sanitatis" aus dem Jahr 1491 ist eine Aloe abgebildet, die jedoch nichts mit realitätsgetreuen Abbildungen gemeinsam hat. Foto: Dopp Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Der Empfinger Kakteensammler Holger Dopp hat das alte Werk restaurieren lassen

Ein mehr als 500 Jahre altes Kräuterbuch ist in Empfingen aufgetaucht. Es geriet in die Hände von Kakteensammler Holger Dopp. Eine in dem Buch vorkommende Abhandlung über die Aloe gibt Rätsel auf.

Empfingen. Durch einen glücklichen Zufall, wie Holger Dopp aus Empfingen selbst sagt, sei er kürzlich in den Besitz des lateinischen Kräuterbuchs "Hortus sanitatis" gekommen. Es wurde im Juni 1491 in Mainz von Jacob Meydenbach erstmals gedruckt und gehört zu der Gruppe der Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln. Da in dem "Hortus sanitatis" überwiegend Arzneimittel pflanzlicher Herkunft beschrieben werden, werde das Buch der literarischen Gattung "Kräuterbuch" zugeordnet. Bedauerlicherweise habe sich das seltene Druckwerk in einem derart desolaten Zustand befunden, dass es der Empfinger Kakteen-Experte in eine auf historische Druckwerke spezialisierte Buchbinderei habe geben müssen, um es vor dem Zerfall zu retten.

Über den Inhalt des Buchs erzählt Dopp: "Interessant ist, dass in diesem Kräuterbuch von 1491 auch eine Abhandlung über die Aloe zu finden ist. Die kolorierte Abbildung dieser Aloe entbehrt jedoch jeder Realität, sie ähnelt mehr einem undefinierbaren Busch. Vermutlich haben die damaligen Autoren nie wirklich eine lebende Aloe gesehen, sondern haben sich wohl eher aufgrund von Überlieferungen auf die Wirkungsweise der Pflanzen konzentriert." Dass der Wirkstoff in einigen Aloe-Arten mit Aloin bezeichnet wird, habe man damals noch nicht wissen können, aber man hab zumindest bereits die Wirkungs- und Anwendungsweisen von einigen Aloe-Arten gekannt. So seien die sogenannten "Heil-Aloes" beispielsweise zur Einbalsamierung von Mumien, bei der Wundheilung sowie bei Vereiterungen verwendet worden. Die früher überwiegend aus dem afrikanischen Raum stammende Aloe sei bereits 1275 n.Chr. in China verwendet worden. Nachgewiesen sei, dass im Jahr 1535 die Spanier die heute als Aloe vera bekannte Pflanze nach Amerika gebracht hätten. Sie sei heute einerseits in großen Gebieten verwildert, werde aber auch professionell angebaut, um deren Wirkstoffe gewinnen zu können. Die Aloe vera sei 1753 von dem schwedischen Naturforscher Linnaeus (Carl von Linné) gültig beschrieben worden. Die angeblich älteste Abbildung einer Aloe solle aus dem Jahr 512 n.Chr. stammen.

Auch das Buch an sich sei laut Dopp interessant, weil es aus der Druckwerkstatt von Jacob Meydenbach stammt, der wiederum in der Druckwerkstatt von Peter Schöffer gelernt habe. Fust und Schöffer waren zeitweise Teilhaber in der Druckwerkstatt des berühmten Johannes Gutenberg.