Udo Blecher verteilt die Hexensuppe in seinem weißen Kostüm an die hungrigen Empfinger "Ruaßhexen". Foto: Moser Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Empfinger "Ruaßhexen" stärken sich im Sängerheim und treiben anschließend ihr Unwesen

E mpfingen. 25 Kilogramm frische Zutaten, fast vier Stunden Zeit und einen engagierten Koch – das alles braucht es, damit die Empfinger "Ruaßhexen" für ihren höchsten Feiertag gestärkt sind. Seit rund 25 Jahren – so genau weiß er das aber selbst nicht – serviert Udo Blecher am "Ruaßiga Dauschdig" die Hexensuppe, die er bereits am Vortag vorbereitet hat.

Blecher, die einzige weiße "Ruaßhexe" in ganz Empfingen, hat 100 Portionen Gulaschsuppe gekocht, an der sich die "Ruaßhexen" stärken können, bevor sie sich gegen 12 Uhr aufmachen, um im gesamten Empfinger Ortskern die Gesichter unbedarfter Passanten zu schwärzen. Bezahlen müssen die "Ruaßhexen" für ihre Portion und auch für die Getränke, die verteilt werden, nichts. Das übernehmen mit Christoph Kleindienst, Corinna Schiletz und Stefanie Zingerle die örtlichen Mediziner.

Auch die Idee, den Narren vor ihrem Aufbruch eine Stärkung anzubieten, kam von einem Mediziner. Wolfgang Mieckley dachte sich: Wenn die "Ruaßhexen" durch Empfingen ziehen und dabei an mancher Stelle den ein oder anderen Schnaps bekommen, wäre es doch nicht schlecht, wenn sie vorher etwas Gehaltvolles gegessen haben, erzählt Blecher. "Die haben dann nachgefragt, ob ich das machen würde." Natürlich hat Blecher zugestimmt, "und seitdem bin ich mit Leib und Seele dabei".

Und bevor die Anwesenden sich sattgegessen haben und aufbrechen, um ihre Kostüme anzulegen, erntet Werner Baiker für seine gesungenen Hexenregeln reichlich Applaus. Denn obwohl die Empfinger am "Ruaßiga Dauschdig" ein freies Brauchtum pflegen – und das nachgewiesenerweise schon seit mindestens 125 Jahren – gebe es doch einige Grundsätze, die man dabei nicht aus den Augen verlieren darf. Diesen zum Beispiel: "A Ruaßhex sott it schau am drie so bsoffa sei wia a Schtuck Vieh." Und auch die Hexensuppe hebt er hervor: "A Lob an Udo, onsern weißa Hexakuchameister, sei Kochkunst ons scho lang begeistert."