Die Übergangslösung eines Kindergartens für Empfinger und Wiesenstetter soll rechts des Pflasterwegs bei den „kleinen Strolchen“ aufgestellt werden, bis der Neubau in Empfingen bezogen werden kann. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Wiesenstetter Kindergarten wird geschlossen / Kinder werden in Empfingen untergebracht

Der Wiesenstetter Kindergarten soll aufgrund von Mängeln bis spätestens Januar geschlossen und abgerissen werden. Als Übergangslösung soll ab Winter dieses Jahres eine so genannte Modul-Anlage beim Empfinger Kindergarten "Die kleinen Strolche" aufgestellt werden. Diese Planung gab Bürgermeister Ferdinand Truffner nun bekannt.

Empfingen. Eine Lösung, die auch die Empfinger Kindergartenleiterin der "kleinen Strolche" Karin Tielmann und die Wiesenstetter Kindergartenleiterin Alexandra Deuringer mittragen könnten. "Man hätte den Kindergarten in Wiesenstetten schon längst sanieren müssen", nennt Empfingens Bürgermeister Ferdinand Truffner das Heizproblem, das Wassereindringen und das allgemein in die Jahre gekommene Kindergartengebäude in Wiesenstetten.

Die Behebung der Mängel würde rund 30 000 Euro kosten, wobei damit das Kindergarten-Problem in der Gemeinde Empfingen nicht gelöst sei. "Wir bekommen fast jeden Tag Anfragen von Eltern, die Betreuungsplatz in unserem Kindergarten haben möchten, aber wir müssen absagen", berichtet Karin Tielmann.

Den Kindergarten "Die kleinen Strolche" in Empfingen, Gebiet Reichhalden, besuchen aktuell 50 Kinder über und 20 Kinder unter drei Jahren. Gebraucht werden bis zum Sommer 45 Plätze für Ü3-Kinder und im Sommer 2020 geschätzte 58 Plätze für Ü3-Kinder. Empfingen ist also übervoll, wogegen in Wiesenstetten die Geburtenzahlen sinken und somit auch in Zukunft weniger Kinderbetreuung nachgefragt werden könnte.

Insgesamt müsse die Gemeinde 16 400 Euro in die Hand nehmen, weil mehr Kinder aus der Gemeinde in anderen Kindergärten wie in Horb, Sulz, Haigerloch oder Rottenburg betreut werden, als auswärtige Kinder nach Empfingen kommen würden. "Wir müssen reagieren", erklärt Ferdinand Truffner. Über einen Neubau oder Umbau des Wiesenstetter Kindergartens wurde nachgedacht. Sollte dieser neugebaut werden, kämen rund 1,4 Millionen Euro auf die Gemeinde zu. Die Erweiterung des Kindergartens "Die kleinen Strolche" stehe jedoch aufgrund der steigenden Kinderzahl an. Die drei Kubikmeter große Lösung wäre mit 4,2 Millionen und die vier Kubikmeter große Lösung mit 5,4 Millionen Euro veranschlagt. "Wir stehen zwar gut da, aber so viel Geld hat die Gemeinde Empfingen auch nicht nur für die Kinderbetreuung", erklärt Truffner.

Mängel am Gebäude machen Abriss nötig

Dazu komme, dass der Kindergarten Wiesenstetten für das aktuelle Gebäude eine Betriebserlaubnis habe. Sollten aber bauliche Veränderungen am und im Gebäude oder weitere Änderungen wie Erweiterung der Öffnungszeiten vorgenommen werden, würde die Betriebserlaubnis erlöschen. "Wir bekommen keine Neue", weist Truffner auf die Mängel hin.

Die Sanierung und Anpassung an den heutigen Standard hätte laut Kostenkalkulationen im vergangenen Jahr rund 430 000 Euro gekostet, wobei jedoch die Betreuungszahlen abnehmen. Daher wurde mit Beteiligung der Eltern nun der Favorit der Gemeindeverwaltung vorgestellt: Die Kindergärten Empfingen und Wiesenstetten sollen zusammengelegt werden. Das Gebäude in Wiesenstetten wird geschlossen. "Da kommen keine Flüchtlinge rein", erklärt Truffner. Er wünsche sich, dass die Wiesenstetter Bürger ihre Wünsche zur Nutzung des Geländes äußern. Das Gebäude müsse aufgrund der Mängel abgerissen werden. Die Kinder aus Wiesenstetten sollen in den Empfinger Kindergarten "Die kleinen Strolche" integriert werden. "Wir haben bisher in manchen Altersklassen nur ein Kind und das kann dann mit Gleichaltrigen gar nicht spielen", sieht die Wiesenstetter Kindergartenleiterin Alexandra Deuringer die Vorteile aus der Zusammenlegung.

Da der Platz im Haus "Die kleinen Strolche" nicht ausreicht, soll eine so genannte Modulanlage auf dem Kindergartengelände aufgestellt werden. "Die wird mit Holz verkleidet und soll ganz ansehnlich sein. Ich möchte nicht, dass jemand Container dazu sagt", beschreibt Bürgermeister Truffner die Übergangslösung. Im Eingangsbereich sollen die Garderobe und die sanitären Anlagen installiert werden. Ein großer Gruppenraum und ein Gruppennebenraum werden in der Übergangslösung vorhanden sein.

Mit Grundstückserschließung, Miete der Baukonstruktion und Einrichtung wie Möbel soll die Zwischenlösung rund 105 434 Euro kosten. "Wenn wir das kaufen, müssen wir uns über eine Anschlussnutzung Gedanken machen", meint Truffner, der sich schon mit anderen Gemeinden unterhalten habe, ob diese noch eine solche Übergangslösung aus der Flüchtlingszeit hätten. "Bisher konnten wir aber nichts finden, da die zu Wohnzwecken genutzt wurden."

Die Zwischenlösung soll nicht in Wiesenstetten aufgestellt werden, weil dort die Anzahl der Kinder fehlen würde und in Empfingen Betreuungsplätze dringend gebraucht werden. Für die Wiesenstetter Kinder könnte sich die Gemeinde einen Fahrdienst wie bei den Schulkindern vorstellen. Ebenso soll das bisherige Programm mit Waldtagen oder Projekten, Maifest und weiterem beibehalten werden. "Wir können uns vorstellen, dass da alle Kinder, auch die aus Empfingen mitmachen", erklären die Kindergartenleiterinnen.

Zustand seit Jahren nicht mehr tragbar

Welche Kindergarten-Gruppe in die Modulbauweise komme, werde noch erarbeitet. "Die Kinder sind meist nicht das Problem", erklärt Karin Tielmann, dass sich diese bereits bei den vergangenen gemeinsamen Waldtagen in Wiesenstetten wohlgefühlt hätten. Sie hofft, dass die Eltern dieses Vorhaben mittragen.

Fakt sei, dass der Zustand im Kindergarten in Wiesenstetten schon seit einigen Jahren nicht mehr tragbar sei. "Wir haben uns den angeschaut, da sind so manchem Gemeinderat die Schuppen von den Augen gefallen", beschreibt der Bürgermeister und ergänzt: "Das Thema wird schon viel zu lange herausgezogen. Ich kann das so nicht mehr vertreten." Daher würden am 25. Juli, um 19 Uhr die Wiesenstetter zu einem Info-Abend eingeladen werden. Der Gemeinderat beschließt dann einen Tag später das Kindergartenkonzept, sodass die Planungen fortgesetzt werden können.

Die Module hätten etwa zehn bis 12 Wochen Lieferzeit. "Ich hab aber schon mit dem Unternehmen gesprochen, das klappt", merkt Truffner an, dass im kommenden November bis Dezember der Bezug geplant sei. Der Kindergarten Wiesenstetten soll dann bis spätestens Januar nächsten Jahres geschlossen werden. Parallel werde der Neubau des Empfinger Kindergartens am Standort Schule/Standort Reichenau erfolgen. Die Ertüchtigung und der Umbau des katholischen Kindergartens wären nach aktuellen Angaben auf 2022 bis 2023 festgesetzt.