Corona-Krise: Empfinger Unternehmer Thomas Lamsfuss kritisiert die Vergabe von Wirtschaftshilfen

Empfing en. Gravierende Mängel bei der Vergabe von Corona-Hilfen sieht Thomas Lamsfuss, Geschäftsführer einer Spedition in Empfingen. Was Überbrückungshilfen angeht, gehe seine Firma leer aus. Jetzt richtet er sich mit Kritik direkt an den Ministerpräsidenten.

Seinen Unmut über die Vorgehensweise des Landes Baden-Württemberg und des Bundes hinsichtlich der Corona-Wirtschaftshilfen richtet der Empfinger Thomas Lamsfuss, Geschäftsführer seiner Firma Expologistik, in einem Brief direkt an Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Das Problem erklärt er folgendermaßen: "Die derzeit existierenden Corona-Überbrückungshilfen, welche durch den Steuerberater zu beantragen sind, werden nur den Firmen gewährt, die im Zeitraum April und Mai 2020 einen Umsatzrückgang von mindestens 60 Prozent erlitten haben. Alle anderen Unternehmen gehen hier leer aus." Im Falle seines Unternehmens – eine Spedition mit Schwerpunkt Transporte zu internationalen Messen und Ausstellungen – habe er seit Beginn der Corona-Krise bereits im Februar einen operativen Totalausfall erlitten, jedoch in den Monaten April und Mai noch Umsätze dahingehend generieren können, als dass sich zuvor abgewickelte Projekte aufgrund langer Transportlaufzeiten in der Restabwicklung befanden. "Kein einziger Cent dieser Umsätze im betreffenden Zeitraum betrafen aktuelle Projekte aus den angegebenen Monaten, denn es gab keine Projekte mehr", schreibt Lamsfuss. Ab Juni sei der Umsatz dann um 99 Prozent eingebrochen, nachdem das Wintergeschäft buchhalterisch abgewickelt und abgeschlossen gewesen sei. "Dennoch gehen wir, was die Überbrückungshilfen angeht, leer aus und können zusehen, wie wir aus Rücklagen überleben und die Mitarbeiter bezahlen. Die Kurzarbeit ist hier nur ein Wermutstropfen, denn wir können den Betrieb nicht einfach schließen und irgendwann wieder öffnen, wie zum Beispiel die Gastronomie, sondern müssen auch ohne operative Auftragslage für die Kunden beratend zur Verfügung stehen – jedoch ohne Umsatz."

Das Corona-Soforthilfeprogramm, welches auch er im April beantragt und mit 15 000 Euro bewilligt bekommen habe, setze ebenfalls Kriterien voraus, welche er aufgrund seiner unternehmerischen Sparsamkeit und damit verbundenen Liquiditätsreserven letztlich im Jahresverlauf dann doch nicht erfüllen könne. "Umstände, die mich dazu bewegt haben, proaktiv die L-Bank um Widerruf des Bewilligungsbescheids zu bitten und die Soforthilfe zurückzuzahlen; was ich am 24. September auch tat", schreibt Lamsfuss.

Stellungnahme erbeten

Seine Wünsche an den Ministerpräsidenten: "Ich bitte um Ihre Stellungnahme hierzu." Und: "Ebenso rege ich an, sich Gedanken zu machen, wie unsere Steuergelder in nachhaltige Unterstützungen investiert werden können, anstatt defizitären Unternehmen noch weitere Zuckungen zu finanzieren, die ohnehin nach Corona zu Teilen keine weitere Überlebenschancen haben werden."

Seine Perspektive sieht Lamsfuss derzeit eher düster: "Ich für meinen Teil werde mein Unternehmen in der heutigen Form sicherlich noch durch den Winter 2020/2021 bringen können. Danach wird dann aber, vorausgesetzt, dass weiterhin diese Pandemie und deren Folgen die Wirtschaft erheblich negativ beeinträchtigen wird, Schluss sein." Er kündigt an: "Sie werden, sofern sich Ihre Hilfspakete nicht schleunigst den Marktbedürfnissen der gesunden Unternehmen anbieten, zukünftig auf meine nicht unbeachtlichen Steuerzahlungen verzichten müssen."