Investor Hubert Grosser (links) erklärte bei einem Rundgang über das Gelände des ehemaligen Munitionsdepots sein Konzept für einen Innovationscampus. Foto: Midinet

Forscherschmiede auf ehemaligem Munitionsdepot nimmt Formen an. Hubert Grosser erklärt bei Rundgang Konzept.

Empfingen - Der geplante Innovationscampus auf dem ehemaligen Munitionsdepot Heinzelberg nimmt Formen an: Investor Hubert Grosser nannte bei einem Rundgang erste Firmen, die Interesse an dem Standort haben. Mit dabei waren auch Vertreter des Wahlbündnisses WIR, die die Informationspolitik rund um das Projekt vorab stark kritisiert hatten.

Der schwarze BMW am Eingang sticht in den mit Gras und Bäumen überwucherten Anlagen des Munitionsdepots ins Auge. Ein typisches Statussymbol für einen Ortstermin mit einem Investor? Nur auf den ersten Blick. "Der Strom hat von Stuttgart bis Empfingen gereicht und wir könnten sogar noch ein bisschen weiter fahren", erklärt Hubert Grosser sein Elektromobil der neuesten Generation. "Elektromobilität mit Speichertechnologie" soll eine der Innovationen sein, an der in dem geplanten Innovationscampus auf dem Munitionsdepot (wir berichteten) gearbeitet werden soll. Konkret nennt Grosser hier gleich zu Beginn des Rundgangs mit dem Gemeinderat die Firma BMW, "die großes Interesse hat, sich im Innovationscampus anzusiedeln".

Der Stuttgarter Hubert Grosser und seine Firma Grosser&Team planen den Innovationscampus zwischenzeitlich mit dem Empfinger Ingenieurbüro Gfrörer. Da der Gemeinderat bislang in nicht-öffentlichen Sitzungen dem Projekt positiv gegenüber stand, wollten Grosser und Gebhard Gfrörer die Gemeinderatssitzung am Dienstagabend nutzen, damit sich die Ratsmitglieder und die Öffentlichkeit ein Bild von dem Gelände und dem Konzept machen konnten. Diese Möglichkeit nutzten auch zahlreiche Vertreter des Wahlbündnisses WIR. Zwischen diesen und dem Investor hatte es vorab Unstimmigkeiten über die Informationspolitik zu dem Projekt gegeben (wir berichteten). Bürgermeister Albert Schindler wies bei dieser Gelegenheit die Vorwürfe gegenüber der Verwaltung von sich, sich nicht zu diesem Vorhaben geäußert zu haben. "Dies war früher gar nicht möglich, da die Konzeption erst konkret vorgestellt wird", sagte er.

"Ich bin der Hauptinvestor und suche die Firmen", erklärte Grosser den Anwesenden seine Funktion und Aufgabe. Er nannte weitere Namen von Firmen, die hier ansiedeln möchten. Dazu gehört das Empfinger Unternehmen Micro Wave Ignition (MWI), ein Steinbeis-Transferzentrum zum Thema "Elektromobilität auf dem Land", die Firma Voith aus Heidenheim zum Thema "Speichertechnologie" und die Firma Gildemeister Energy Solutions aus Würzburg zum Thema "Vertikale Windräder". Weitere Themen am Innovationscampus sollen Energiesparkonzepte, Abgasoptimierungsversuche, Optimierung von Motoren, Wasseraufbereitung durch Membrantechnik, Blockheizkraftwerke mit Nachverstromungsanlagen, Höhenwindsysteme und Wasser aus Luft sein. Außerdem soll ein Kongresszentrum auf dem Gelände entstehen.

"Wir wollen das Gelände autark bewirtschaften", sagte Grosser. Dazu gehöre eine eigene Kläranlage. Der See sei nicht nur als Gewässer für Fische angedacht, sondern auch als Feuerlöschwasser. "Die Bunker werden in die Themen integriert und bleiben erhalten", versicherte Grosser.

Helena Deuringer wollte wissen, wie es mit den Altlasten auf dem Gelände aussehe. "Die BImA sagt, es gebe keine Altlasten und darauf kann ich mich wahrscheinlich verlassen", erklärte Grosser. Er betonte immer wieder, dass er "schnell anfangen möchte", deshalb wollte Peter Schäfer wissen, wie viel Zeit der Investor habe. Hier schalteten sich Bürgermeister Albert Schindler und Ingenieur Gfrörer ein. "Die Gemeinde hat die Planungshoheit", klärte Schindler insbesondere auch die Zuhörer auf. Die Gemeinde müsste ihre Zustimmung zu einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan geben. Außerdem sei die Wasserschutzzone in Richtung Haigerloch zu beachten und die Frage, "was bezeichnen wir als umweltverträglich". Kosten durch Pläne und Gutachten dürften für die Gemeinde keine entstehen, diese müsste Grosser als Investor tragen. Gfrörer erklärte die zeitliche Dimension des zweistufigen Bebauungsplanverfahrens, zu dem "ein erheblicher Artenschutz" gehöre sowie der Umweltbericht, der einige Monate dauere. "Die Abwasserbeseitigung wird schwierig", sagte Gfrörer, "wenn es gut läuft, dauert es ein dreiviertel Jahr, wenn es schlecht läuft eineinhalb Jahre." Mit einer befristeten Genehmigung könnten allerdings ein bis zwei Gewerke "schon mal anfangen".

"Das Gelände verlottert", war das Fazit von Bürgermeister Schindler nach dem Rundgang. Jens Milz wollte wissen, wie viele Leute auf dem Gelände arbeiten werden und wie viel Fläche zusätzlich versiegelt wird. Grosser rechnet mit "vielen Leuten", dies könnte bis zu 80 Personen sein. Gfrörer erklärte, dass es Baufenster mit insgesamt 5000 Quadratmeter gebe – alle mit Dachbegrünung. "Nicht alle Bereiche nehmen das komplette Baufenster ein", sagte er.

"Ist es möglich, dass durch Synergieeffekte weitere Firmen ansiedeln", fragte Hans-Peter Rebmann. Grosser wies auf einen Innovationscampus in Thüringen hin, in dessen Umgebung "mehr als 40 Firmen" entstanden seien. "Die Produktionsfläche wird sicher primär in Empfingen angefragt", sagte Grosser. Er wies darauf hin, dass der Campus selbst kein Produktionsstandort sei, sondern nur der "Innovationssammlung" diene.

"Ich bin vom Gesamtkonzept sehr angetan", sagte Andreas Seifer, "meine Hauptsorge ist nur die Wald- und Umweltverträglichkeit. Können Sie das einhalten? Kein Lärm, keine Emissionen?" "Wir machen keinen Lärm", stellte Grosser klar und wies auf die momentane Holzverarbeitung auf dem Gelände hin: "Da können Sie sich selbst mit 20 Metern Abstand nicht unterhalten. Das wird auf dem Campus nicht der Fall sein."