Empfingens Gemarkungs- und Straßennamen hatten ursprünglich Bedeutungen. Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Viele Empfinger Gemarkungs- und Straßennamen haben eine historische Bedeutung

"Hinter den Gärten", "Weillindestraße" oder "Im Auchtert": Viele Empfinger Gemarkungs- und Straßennamen kommen nicht von ungefähr. Eine historische Betrachtung der Bezeichnungen.

Empfingen. Der Empfinger Lehrer Willibald Zimmermann verfasste in den 1930er-Jahren eine Abhandlung über die Gemarkungen von Empfingen. Fridolin Briegel, ein engagiertes Mitglied im Heimatkreis, der in diesem Jahr verstorben ist, hatte diese Niederschriften aufbewahrt. Er hat sie jetzt Dieter Reich vom Heimatkreis übergeben, damit sie veröffentlicht werden können. Reich schreibt dazu: "Die einzelnen Örtlichkeiten der großen Empfinger Gemarkung haben eigene Namen, die entweder Natur- oder Kulturnamen sind. Die Deutung von Flurnamen als Orte, denen der Landwirt im Schweiße seines Angesichts die Nahrung für Menschen und Vieh abbringt, fördert die Heimatliebe und das Verhältnis zur Heimat."

Ein Überblick über die Ortsnamen:

Herrengärten: Mehrere adelige Herren, zum Beispiel die Herren von Wehrstein und von Geroldseck sowie von Hohenberg und die Kloster Kirchberg, Lorsch und Reichenau waren hier begütert. Auch der Johanniterorden besaß Flächen in Empfingen.

Gassengärten: Diese Gassen liegen rechts des Fußweges Gassenwegle, der von der Bachgasse hin zur Haigerlocher Straße führt.

Breite: Eine ebene Wiesenfläche mit größerer Breitenausdehnung. Breite nannte man früher Grundstücke, die zum Rittergut oder Maierhof gehörten, die beide auf den Hof des örtlichen Gemeindeanführers in der altalemannischen Zeit zurückführen.

Weillinde: Weil von Villa-Landhaus. Die Tatsache, dass die Gelände Weilende, Breite und Herrengärten aneinander grenzen und diese Geländenamen auf ein Herrengut hinweisen, lässt vermuten, dass auf Weilende Hofgebäude standen. Die Anhöhe war außerdem in die Augen springend durch die Linde, die dort stand.

Beim schwarzen Kreuz: Als die Gemeinden Mühlheim am Bach und Renfrizhausen zur Zeit der Reformation aus der Pfarrei Empfingen ausschieden, ließ die hiesige Gemeinde als Zeichen der Trauer über diese Trennung an der Mühlheimerstraße ein schwarz angestrichenes Holz-kreuz errichten. Alle bis jetzt dort errichteten Kreuze waren mit der Trauer versehen.

Bollaiäcker: "Bolla" gleich "redlich erhöhte Form"; das Gelände, das mit Bollaiäcker bezeichnet wird. Der Name Bollai kann aber auch der des einstigen Besitzers sein.

Winkelfeld: Die Gemarkung Empfingen grenzt hier winkelförmig an die Gemarkung Mühlheim.

Schöllenbühl: Anhöhe auf der linken Seite des Häselgrabens. Der Boden wird bei trockener Witterung sehr hart, sodass es beim Bestellen des Feldes große und zähe Schollen gibt. Der größte Teil des Schollenbühls ist daher Wiesengelände.

Auchtert: Früher wurde das Vieh auch in unserer Gegend auf die Weide getrieben. Man unterschied eine Tag- und Nachtweide. Die Nachtweide hieß Auchtweide. Die Zugtiere, die während des Tages zum Ziehen gebraucht wurden, bezogen bei Nacht oder am frühen Morgen das Weideland, das in der Flurkarte unter dem Namen Auchtert aufgeführt ist.

Saitel: Seetl, Talförmiges, nasses Wiesengelände.

Hungerbühl: Hügeliges Land mit unfruchtbarem Keuperboden. Die Tatsache, dass Hungerbühl und Auchtert nebeneinander liegen, lässt vermuten, dass die Bezeichnung Hungerbühl von der Gepflogenheit der Hirten herrührt, das Vieh, das sich auf der Weide sattgefressen hatte, auf einen umzäunten Platz zu treiben, wo es nichts gab.

Hinter den Gärten: Gärten hinter den Häusern links der Straße nach Haigerloch und rechts des Weges nach Dettensee.

Henstettergasse: Ein Fußweg, der bei der Wirtschaft zum Löwen vom Weg nach Dettensee abzweigt und durch Gärten führt. Dieser Fußweg wurde früher von manchen benützt, die nach Henstetten gingen.

Unter dem Schießrain: Der Schießrein ist ein langer hoher Rain links des Weges nach Wiesenstetten nahe dem Ortsausgang. Das Feld unter dem Schießrain bildet einst das Zielgelände.

Osterbach: Ehe das Wasser der Osterbachquelle ins Dorf geleitet worden war, bildete es zusammen mit dem übrigen Wasser des Geländes einen Bach, der von den angrenzenden Osterwiesen, auf denen die Kinder Ostereier warfen, den Namen hat. Da das Bett des Osterbaches östlich vom Dorf liegt, kann der Name des Geländes auch von der Himmelsgegend abgeleitet werden.

Kestezen: Kestezen ist ein Wort für Kastanien. Vermutlich standen hier Kastanienbäume.

Gaihölzisgraben: Der Gaihölzlisgraben ist eine Schlucht, die auf das Gelände Gaihölzle zuführt. Hei, Gehai bedeutet Gehege, Gaihölzel steht für gehegter Wald.

Renzenbühl: Hochliegendes Feld, das seinen Namen von einem früheren Eigentümer namens Renz erhalten hat.

Müllerwiesen: Wiesen, deren Besitzer entweder Müller hieß oder ein Müller war.

Eichle: Auf diesem Feld standen einst Eichen.

Elme: Auf diesen Grundstücken standen ehemals Ulmen.

Ebene: Ebenes Gelände

Felsenäcker: Acker mit steinigem Boden

Gänsäcker: Grunstücke, die früher als Gansweide genutzt wurden.

Tiergarten: Einer der größeren Grundherren ließ den Abhang links der Straße unweit vom Ortsausgang umzäunen, um Wild darin zu züchten und zu hegen.