Forschung: Bei seinem Besuch in Empfingen kritisiert der Verkehrsminister die deutsche Autoindustrie
Interessiert an den technischen Entwicklungen auf dem Empfinger Innovationscampus zeigte sich Verkehrsminister Winfried Hermann bei seinem Besuch. Die Entwickler erhoffen sich politische Impulse.
Empfingen. Im Anschluss an seinen Besuch im Rathaus (wir berichteten) schaute sich Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Empfinger Innovationscampus an. In den Räumen der Mwi Micro Wave Ignition AG bekam er die neueste Entwicklung aus Empfingen zu sehen: die Mikrowellenzündung für Kraftstoffmotoren aller Art. Mwi-Vorstand Armin Gallatz erklärte Hermann in der Werkstatt, was das Start-Up-Unternehmen mit nur einer Handvoll Mitarbeitern erreicht hat: "Wir sind in der Lage, einen Motor mit Mikrowellenzündung zu starten." Die Technologie könne in allen Verbrennungskraftmaschinen, die mit flüssigem oder gasförmigem Kraftstoff versorgt werden, verwendet werden. Das in Empfingen entwickelte Zündverfahren ermögliche es, die neuesten EU-Vorgaben zu Verbrauch und Schadstoffreduktion technische ohne Softwarebetrug umzusetzen. Ein Vorteil der Technologie liege darin, dass die bisherigen Motorkonstruktionen nicht verändert werden müssen, sondern lediglich das Zündsystem ausgetauscht werde. Durch die Mikrowellenzündung sei um bis zu 30 Prozent reduzierter Kraftstoffverbrauch bei gleich bleibender Motorleistung möglich. Zudem würden die Schadstoffemissionen um bis zu 80 Prozent zurückgehen. Die Technik richte sich laut Gallatz nicht gegen die Elektromobilität, sondern ergänze diese, da die Motoren als "Range Extender", also als Mittel zu Erhöhung der Reichweite eines Fahrzeugs, eingesetzt werden könnten. Auch die Herausforderung, vor der Gallatz mit Mwi nun steht, benennt er klar: "Die Serienreife kann nicht von uns geleistet werden. Wir brauchen Entwickler, die sich dem Thema annehmen." Er hoffe, dass einer der großen Autobauer sich mit der in Empfingen erfundenen Mikrowellenzündung beschäftigen wird.
Verkehrsminister Hermann zeigte sich interessiert an der Innovation aus Empfingen und kritisierte zugleich die deutsche Autoindustrie: "Ich habe es in der Vergangenheit vermisst, dass deutsche Unternehmen konsequent auf neue Technologien setzten. Wir könnten in Deutschland mehr saubere Mobilität herstellen als wir es derzeit tun." In Gesprächen mit den Entwicklern von Mwi brachte der Minister noch einiges über die Ideen aus Empfingen in Erfahrung. Sein Fazit: "Das ist ein interessanter Campus."
Armin Gallatz äußert sich nach dem Besuch des Verkehrsministers zufrieden. Er sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: "Wir haben uns durch den Besuch geehrt gefühlt. Der Minister war hochgradig interessiert und hat viele Fragen gestellt. Ich war positiv überrascht, wie tief gehende Fragen er zur Technik gestellt hat."