Der Strohbär – hier ein Wurmlinger Exemplar – wird immer von einem Treiber begleitet. Foto: Narrenzunft Wurmlingen Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Mythen und Fakten über die Fasnetsfigur des Strohbären

Empfingen. Der Empfinger Strohbär ist eine Fasnetsfigur, die heute immer mehr Menschen fasziniert. Es ranken sich aber auch einige Mythen um den Strohbären. Welche stimmen, und welche nicht? Strohbär-Experte Werner Baiker aus Sulz gibt Auskunft.

Mythos 1: Die Figur wurde rar, da es in den 1950er-jahren eine "Ästhetisierung der Fasnet" gab.

Fakt ist: Das stimmt so, aber als weiterer wichtiger Punkt spielte die Technisierung der Landwirtschaft eine mindestens genauso große Rolle (Mähdrescher und Halmverkürzer).

Mythos 2: Strohbären dürfen nicht alleine herumlaufen, weil sie zu wild sind.

Fakt ist: Ein Bär läuft nie alleine und der Treiber ist, obwohl er den Bären mit der Peitsche treibt, für diesen Menschen im Stroh und dessen Gesundheit verantwortlich.

Mythos 3: Der Strohbär ist schuld daran, dass die Straßen nach einem Umzug mit Stroh bedeckt sind.

Fakt ist: Das meiste Stroh, das am Boden klebt, stammt nicht von einem oder zwei Strohbären, sondern von den Hexengruppen, die kleingehäckseltes Stroh üppig bei den Umzügen verteilen.

Mythos 4: Der Strohbär stammt aus den unteren sozialen Schichten.

Fakt ist: Der Strohbär stammt aus der ärmeren, bäuerlichen Bevölkerung. Die war nicht besitzlos, hatte aber auf manche Art mit der Existenz zu kämpfen.

Mythos 5: Die älteste Erwähnung des Strohbären stammt aus Rottenburg-Wurmlingen im Jahr 1852.

Fakt ist: Es gibt einen Eintrag im Stadtbuch von Soest, der aus dem Jahr 1483 stammt.

Mythos 6: Die Strohbären-Tradition geht auf Sinti und Roma zurück.

Fakt ist: Es kann von einer Nachahmung von Tanzbärengruppen aus dem Balkan oder von der Tanzbärendeutung gesprochen werden. Eine Reduzierung auf Sinti oder Roma ist jedoch falsch.