Karin Bossenmaier (links) und Lisa Bossenmaier-Lupp bearbeiten ein Foto, das sie von Bürgermeister Ferdinand Truffner gemacht haben. Um ein biometrisches Passfoto zu erstellen, benötigen Sie eine spezielle Software und Fachkenntnisse. Foto: Begemann Foto: Schwarzwälder Bote

Passfotos: Empfingens Bürgermeister Truffner und Fotostudio Bossenmaier sind gegen neue Gesetzesvorlage

Dass Passfotos laut eines Gesetzentwurfs nur noch auf dem Amt angefertigt werden sollen, würde nicht nur dem Empfinger Fotostudio Bossenmaier eine Existenzgrundlage nehmen. Auch Bürgermeister Ferdinand Truffner hält nichts von dem Vorschlag. Beide denken schon über Lösungen nach.

Empfingen. Von dem Gesetzentwurf, dass Passfotos nur noch von Behörden gemacht werden sollen, um Fälschungen mit modernen Bildbearbeitungsmethoden zu erschweren, fühlt sich das Empfinger Fotostudio Bossenmaier bedroht. Karin Bossenmaier und Lisa Bossenmaier-Lupp, die den Familienbetrieb führen, sagen im Gespräch mit unserer Zeitung: "Für uns sind Passfotos eine Existenzgrundlage. Ohne sie würde eine Vollzeitstelle wegfallen." Abgesehen von den Einnahmen durch die Passbilder an sich würde auch viel Laufkundschaft wegfallen, die noch andere Produkte kauft, wenn sie sowieso schon im Geschäft ist, meinen die Bossenmaiers. Abgesehen davon sei es für nicht professionelle Fotografen oft schwierig, die Fotos gemäß der Vorschriften zu machen. "Besonders mit Babys ist es oft gar nicht so einfach, dass sie den Kopf gerade halten", erzählt Bossenmaier. Da brauche es oft die Hilfe von zwei bis drei Mitarbeitern, damit ein Foto gelingt. Mit ihrer Sorge sind sie zu Bürgermeister Ferdinand Truffner gekommen.

Er hat Verständnis für die Bedenken des Fotogeschäfts. "Der Staat greift mit so einem Gesetz zu sehr in das Gewerbe ein", meint der Bürgermeister.

Und nicht nur das Fotostudio, sondern auch die Verwaltung steht vor einem Problem. Denn Truffner möchte den Aufwand, der durch die Passfotos im Rathaus entstehen würde, nicht stemmen. Er sagt: "Wir würden deswegen keine zusätzlichen Mitarbeiter einstellen." Das Rathauspersonal müsste entsprechende Schulungen erhalten. Der Bund müsste für viel Geld Fotostationen in allen Rathäusern installieren.

Dass es tatsächlich einfacher geworden ist, Fotos zu fälschen, bestätigt Lisa Bossenmaier-Lupp. Das Stichwort, um das es in dem neuen Gesetz geht, heißt "Morphing". Ein Spezialeffekt, bei dem mehrere Fotos übereinandergelegt und miteinander verschmolzen werden. Dadurch sollen Merkmale mehrerer Personen in einem Foto enthalten sein. "Es gibt heute viele Apps, mit denen sich Fotos leicht verändern lassen", sagt Bossenmaier-Lupp.

Eine Petition läuft

Trotzdem ist Truffner davon überzeugt, dass in Empfingen kein zusätzlicher Schutz gegen Passfälschungen notwendig ist. "Wir kennen hier mittlerweile fast jeden, der einen Ausweis beantragt. Nur weil es ein paar schwarze Schafe gibt, bekommen alle etwas aufgedrückt." Er sehe keinen Mehrwert darin, dass Passfotos auf dem Rathaus gemacht werden sollen. Zumal in Empfingen ein Gang über die Straße genügt, um vom Fotostudio zum Rathaus zu gelangen. Über eine mögliche Lösung haben sich Verwaltung und Fotografen in Empfingen schon Gedanken gemacht: Man könnte die Fotografen für Passfotos zertifizieren, sie machen dann die Fotos und leiten sie direkt an das Rathaus weiter. In Empfingen sei eine Zusammenarbeit zwischen Fotostudio und Verwaltung kein Problem. "Deswegen sollte man es zumindest nicht allen Gemeinden aufdrücken", sagt Truffner. In Horb könne die Situation anders aussehen, da kein Fotograf mehr vor Ort ist.

Noch ist nicht über die Gesetzesvorlage entschieden. Die Bossenmaiers haben sich ebenso wie viele andere Fotografen an ihren Fotoverband gewandt, die Vereinigung "Optimal Foto". Sie setzt sich dafür ein, die Gesetzesvorlage zu stoppen oder zu mildern. Eine Hoffnung liegt auch auf einer offenen Online-Petition. Unter dem Titel "Passbilder nur noch im Amt?! Nein Danke" hoffen Fotografen auf Unterschriften.

Weitere Informationen: www.openpetition.de/petition/online/passbilder-nur-noch-im-amt-nein-danke