Heiko Bräuning ist am kommenden Samstag in Empfingen live erlebbar. Foto: Künstler Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Der Fernsehpfarrer, Journalist, Musiker und Autor spricht über seine außergewöhnlichen Auftritte

Empf ingen. Die einen nennen es Musikpredigt, die anderen bezeichnen es als multimediales Konzert: Heiko Bräunings Auftritte sind außergewöhnlich und lassen sich nicht in eine Schublade stecken. Mit seinem neuen Programm "Drei Meilen weit" ist Bräuning kommenden Samstag, 29. September, ab 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Empfingen zu Gast. Er spricht mit unserer Zeitung über sein Konzept, seine Botschaft und seine ganz persönlichen Aha-Erlebnisse.

Herr Bräuning, Sie sind Fernsehpfarrer, Journalist, Musiker und Autor. In welcher Rolle fühlen Sie sich am Wohlsten?

Das schöne ist, dass alle Rollen etwas gemeinsam haben. Man beschäftigt sich mit einer interessanten Botschaft, die schon ein paar Jahre zurückliegt und muss zusehen, dass man die an die Menschen vermittelt. Das ist Job des Pfarrers und Journalisten, das geht sehr schön über das Medium Fernsehen, das kann man kreativ vermitteln über die Musik. Insofern ist das nicht nur eine Rolle und schon gar keine Rolle an sich, sondern mein alltägliches Leben. Das, was mir Leidenschaft und Überzeugung ist, kann ich im Beruf einbringen, rüberbringen und ausleben!

Wenn Sie als Musiker auf der Bühne stehen, sind Sie nicht nur Sänger. Manche beschreiben Ihre Auftritte als Musikpredigt, andere als multimediale Konzerte. Wie würden Sie diese bezeichnen?

Eine Mischung aus Musik, Bildern und Texten. Viel Humor ist dabei. Viel Tiefgang. Und das nicht nur in einem langen Monolog, sondern eben kurzweilig und abwechslungsreich. Ich glaube, die Menschen sind heute in der Mediengesellschaft sehr verwöhnt. Sie zappen weg, wenn ihnen im Radio oder Fernsehen etwas nicht zusagt. Also müssen wir uns auch in Sachen Gottesdienst und Predigtkultur überlegen, wie wir von der typischen One-Man-Show wegkommen und die Menschen wieder neu interessieren und begeistern kann. Leider haben wir das verlernt und obwohl Leidensdruck in der Kirche besteht, ist kaum ein Veränderungsprozess zu sehen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Musik, Texte und sogar Videosequenzen in einem Konzert zu kombinieren?

Es sollen schlicht und einfach alle Sinne berührt werden. Die Augen, der Mund, die Ohren, das Herz. Die Botschaft der Bibel ist eine sehr vielseitige und bewegende. Ich beneide manchmal die katholischen Kollegen. Die haben beispielsweise guten Geruch im Gottesdienst durch Weihrauch. Wir evangelischen sind da etwas einseitig. Deshalb ist mein Konzept multimedial und multiemotional, weil es die Botschaft so verdient hat und sie so einfacher die Menschen berührt. Die Ohren sind heute überfüllt vom Lärm des Alltags. Also muss sich die Verkündigung der wichtigsten Nachricht von dem Alltag abheben.

Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Botschaft bei Ihren Auftritten?

Ich immer mehr der Überzeugung, dass die Nachricht der Bibel in erster Linie Ermutigung ist. Ermutigung, dass man als Mensch mit Grenzen das Leben gut meistern kann, auch wenn es durch schwere Zeiten geht. Aber es geht auch um Wertschätzung und Selbstbewusstsein. Das geht so oft unter im Alltag und wir vergessen es so oft. Aber es ist überlebensnotwendig. Und wenn nicht wir, die Christen, als Spezialisten in diesen Themen, sollten das in vielfältiger, verständlicher und nachvollziehbarer Weise rüberbringen.

Ihr neues Programm heißt "Zwei Meilen weit", damit werden Sie auch in Empfingen auftreten. Was erwartet die Besucher dort?

Das werde ich jetzt noch nicht verraten, das erkläre ich im Konzert. Ein bisschen Spannung muss bleiben. Aber es ist ein Programm und eine Botschaft, die humorvoll, tiefsinnig, und mit einigen Aha-Erlebnissen den Menschen ein wenig verändern möchte, der es hört.

Sie sind für das Extreme bekannt. In ihrem Buch "The Deadline Experiment" beschreiben Sie das Leben mit einem fiktiven Sterbedatum. Wie kamen Sie auf diese Idee und was hat das Experiment mit Ihnen gemacht?

Es ist die Erkenntnis, dass unserem Schaffen und Nichtschaffen Grenzen gesetzt sind. Wir sind Meister, etwas zu verdrängen, zu verschieben, etwas auf die lange Bank zu schieben. Wenn man sich bewusst macht, dass man nicht alle Zeit der Welt hat, trifft man schneller Entscheidungen und überlegt sich intensiv, was Wichtiges und was Unwichtiges ist. Letzten Endes hat es mir mehr Lebensqualität und mehr Lebensfreude geschenkt. Und die Erkenntnis, dass jeder Tag geschenkte Zeit ist, den man noch erleben darf. Selbstverständlich ist das nicht. Aber dankbare Menschen sind die glücklicheren Menschen.  Die Fragen stellte Ellen Schneider.