Künftig darf die Sekte Zhi Gang Sha die Empfinger Schulaula nicht mehr für ihre "Seelenreinigungen" nutzen. Foto: Hopp

Jünger von "Master Sha" verzichten auf Schulaula in Empfingen. Im Internet werden sogar Kinder gelockt.

Empfingen - Der öffentliche Druck wurde wohl zu groß: Die Jünger von "Dr. Sha" wollen die Empfinger Schulaula nun doch nicht mehr Anfang Dezember nutzen. Erschreckend ist: Die Kontakte gehen wohl sogar in den Dunstkreis des Gemeinderats.

"Wir danken Dir, Master Sha, wir lieben Dich, Master Sha", singt eine 17-köpfige Gruppe auf Englisch in die Kamera. Immer wieder wiederholt sie diese Sätze, fast schon in einer Dauerschleife – zu sehen in einem Internet-Video auf Youtube (zu finden unter dem Stichwort "We thank you Master Sha Petra Herz"). Vorne steht "Master" Petra Herz. In der zweiten Reihe ist die frühere Empfinger Tierärztin Martina Kimmich zu erkennen.

Diesen "Auftritt" der Anhänger von "Seelenreiniger" Zhi Gang Sha in der Schulaula wird es nicht mehr geben. Nach der kritischen Berichterstattung unserer Zeitung – unter anderem hatten zwei Sektenbeauftragte der beiden Kirchen von "unseriösen Heilungsangeboten" gesprochen – klingelte am gestrigen Montag das Telefon von Bürgermeister Albert Schindler: "Der Ehemann der Kontaktperson aus Empfingen hat mir mitgeteilt, dass die Gruppe von sich aus auf die Schulaula als Seminarort verzichtet." Die Master-Sha-Jünger kamen wohl damit dem Bürgermeister zuvor. Er hatte am vergangenen Wochenende intensive Gespräche geführt und war zum Entschluss gekommen, dass die Gruppierung künftig keine gemeindeeigenen Räume mehr nutzen dürfe.

Ob er das für den 2. bis 4. Dezember hätte verhindern können, ist fraglich. Denn die Zusage für die bereits siebte Veranstaltung dieser Art in der Aula der Schule war schon ausgesprochen. So atmete Schindler gestern einmal tief durch. Auch für künftige Anfragen dieser Gruppe sei man nicht mehr offen. Man werde in Zukunft auch genau prüfen, wer genau gemeindeeigene Räumlichkeiten nutzen wolle. "In unseren Räumen wird niemand mehr verführt", so Schindler.

Das Treiben der Sha-Jünger in Empfingen ist dabei intensiver als von manchen vermutet. Menschen aus der Region wurden immer wieder angesprochen, doch auch mal vorbeizuschauen. Am Tälesee trommelte im wahrsten Sinne des Wortes ein Mann namens Erich für die Veranstaltung, die eine "Menge Spaß" machen würde. Ein Familienmitglied eines Empfinger Gemeinderats soll die Kontaktperson zu "Master Petra" sein und auch dafür gesorgt haben, dass sie privat in Empfingen unterkommt.

Mit zig "Werbevideos" versucht die Gruppierung um Petra Herz, neue "Jünger" zu finden. Eine Frau erzählt, wie das Fieber ihrer Tochter mit heilenden Händen weggegangen ist, eine 17-Jährige berichtet, dass sogar das Mobbing ihrer Mitschüler "weggezaubert" wurde. Und eine Frau ist ganz begeistert, dass sich damit sogar Ameisen aus der Küche entfernen lassen. Besonders heikel: Auch Kinder werden in einem Video "gelockt" – mit Handpuppen: "vor allem die Kinder wollen wir einladen" heißt es dort. In mehreren Videos wird erzählt, wie man mit "heilenden Händen" Kinder wieder gesund machen kann.

Eine Wohltat ist das ganze System wohl aber vor allem für "Dr. Sha" und seine Master. Norbert Kössmeier, Beauftragter für Religions- und Weltanschauungsfragen, sagt: "Es ist ein deutliches Geschäftsmodell, da geht es um viel Geld. Und es gibt eine Gefahr von gewissen Abhängigkeiten für die Menschen."

Übrigens: Gestern Abend war auch auf der Homepage von Petra Herz Empfingen als Veranstaltungsort verschwunden. Der Ort werde noch bekannt gegeben. Ob die "Sha-Jünger" woanders in Empfingen unterkommen?