Wie genau die Ernährungsgewohnheiten sich entwickeln werden, ist schwer zu sagen. Symbolbild: Soeder Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Sachbuchautor spricht über Ernährungstrends und landwirtschaftliche Herausforderungen

Empfingen-Wiesenstetten. Der deutsche Lebensmittelchemiker, Leiter des europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften und Sachbuchautor zu Ernährungsthemen Udo Pollmer ist am heutigen Donnerstag, 24. Januar, zu Gast in Wiesenstetten. Im Dorfgemeinschaftshaus referiert er ab 19.30 Uhr über Ernährungstrends und mögliche Auswirkungen auf betriebliche Entscheidungen. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf die Zukunft der Landwirtschaft – so auch im Interview mit dem Schwarzwälder Boten.

Herr Pollmer, Vegetarismus und Veganismus haben in den vergangenen Jahren eine große Rolle gespielt. Wird das auch in Zukunft so bleiben oder wird sich unsere Ernährung in eine ganz andere Richtung entwickeln?

Die Menschen werden essen, was sie immer gegessen haben – sofern die Produkte verfügbar sind und sie sich diese leisten können. Ob jemand Fleisch mag oder nicht, ist so belanglos wie wenn einer keinen Salat isst. Es genügt tierische Produkte zu speisen, welche ist völlig egal. Der Veganismus hingegen ist eine Extremform, die sich heute nur noch in den Medien und vor allem im Internet abspielt. So wie ich das sehe wurde der Markt künstlich aufgeblasen, jetzt ist er zusammengebrochen. So geht das halt mit Marotten.

Dann ist für die Landwirte ja alles gut, oder?

Nicht ganz, ein Problem stellt vor allem die aktuelle Agrarpolitik dar, die vor allem die Kleinbetriebe in den Ruin treibt.

Wie genau? Und können die bedrohten Kleinbetriebe sich irgendwie wehren?

Die Zahl der Auflagen steigt stetig. Inzwischen verbringen viele Landwirte mehr Zeit am Schreibtisch als auf dem Acker. Dazu kommen die vielen ungerechtfertigten Angriffe in der Öffentlichkeit, die Brandstiftungen bei neu- errichteten Ställen, populistische Verbote von Pflanzenschutzmitteln, die dazu führen, dass fragwürdigere Ersatzstoffe in höherer Dosierung eingesetzt werden müssen. Vor allem die landwirtschaftlichen Kleinbetriebe schmeißen dann hin.

Wie können Landwirte vor diesem Hintergrund sicherstellen, dass sie sich auch in Zukunft noch am Markt behaupten können?

Wichtiger wäre die Frage: Wie können Verbraucher angesichts der aktuellen Propaganda gegen die Landwirtschaft sicherstellen, dass sie auch in Zukunft noch etwas zu essen bekommen? Vielleicht eine Anregung: Sie könnten sich beispielsweise mal mit Landwirten unterhalten. Geht auch per Internet auf der Website "frag den Landwirt". Die können Ihnen vernünftige Antworten geben. Denn ohne die Gegenseite gehört zu haben, ist eine korrekte Meinungsbildung unmöglich.

  Die Fragen stellte Helen Moser.

Weitere Informationen: fragdenlandwirt.chayns.net