So soll der Spielplatz einmal aussehen. Die Legende zu den einzelnen Zahlen steht im unteren Info-Kasten. Foto: Ingenieurbüro Gfrörer Foto: Schwarzwälder-Bote

Empfinger Gemeinderat beschließt mit einer Gegenstimme die Investition für den "Pirateninsel"-Spielplatz

Von Joachim Frommherz

Empfingen. Spielplätze dürfen auch gerne einmal etwas mehr kosten. Dies haben die Empfinger Gemeinderäte entschieden. 11 000 Euro werden vom "Sparbüchle" genommen, um den Spielplatz im Baugebiet "Fischinger Weg/Stunga" zu verwirklichen.

Das Votum war deutlich. Bis auf eine Enthaltung sprachen sich in der Beratung am Dienstageband, die von Bürgermeister-Stellvertreter Xaver Kleindienst geleitet wurde (Bürgermeister Albert Schindler war über seinen Sohn, der in diesem Gebiet baut, befangen), alle anderen Räte für die Bereitsstellung des Geldes aus. Dabei sahen die Gremiumsmitglieder auch gerne darüber hinweg, dass man die Planungen auch etwas billiger hätte gestalten können. Doch billiger geht immer, sagten sie sich wohl, und am Spielplatz wollten sie nicht sparen. Zu stimmig war das Konzept, das Heike Kipp vom Empfinger Ingenieurbüro Gfrörer ihnen vorstellte.

Rät sind begeistert von der Planung

Die Räte waren beeindruckt. "Ein Jahrhundert-Spielplatz" entfuhr es Gemeinderätin Helena Deuringer. Und sie hatte damit nicht ganz unrecht. Auf 22 Ar entsteht im Baugebiet "Fischinger Weg-Stunga" unter dem Motto "Unsere Pirateninsel" ein Spielplatz, der in seiner Konzeption etwas ganz besonderes ist. 100 000 Euro betrug das Budget, das innerhalb der beiden Abschnitte des Baugebietes zur Verfügung stand. Eine Arbeitsgruppe hat das Konzept entwickelt (wir berichteten mehrfach). Neben sieben Eltern, die in das Baugebiet ziehen werden, waren dies Bürgermeister Albert Schindler, Heike Kipp, sowie vom Kindergartenausschuss des Gemeinderates Bernd Herwanger und Jens Milz. "Unheimlich engagiert und motiviert" hatte Schindler das Mitarbeiten erlebt. Dies spiegelt sich auch darin wieder, dass insgesamt 22 000 Euro der Baukosten von 133 000 Euro Gesamtkosten in Eigenleistung erstellt werden soll.

Das Engagement vor allem der Eltern beeindruckte auch Uwe Schade von der STEG Stadtentwicklung, die der Erschließungsträger dieses Baugebietes ist. Er lobte die Arbeitsgruppe für die schnelle Erarbeitung des Planes als "gigantisch". Er habe schon ähnliche Projekte erlebt, die allerdings noch nie in diesem Zeitrahmen verwirklicht worden seien. Was die Unterhaltskosten angeht, so teilte er mit, dass die Spielgeräte – die eine Wartungszeit zwischen drei bis fünf Jahren haben – von der Gemeinde unterhalten werden müssten. Auch wenn die Kosten und die Eigenleistungen spitz gerechnet seien, meinte er mit einem Zwinkern, dass die Höhe der Rücklage der Gemeinde den Zuschuss für den "genialen Spielplatz" durchaus hergebe.

Die einzige Enthaltung bei der Abstimmung kam von Reiner Ziefle-Leinweber. Auch ihm gefällt die Planung "unheimlich", er stellte aber zur Diskussion, ob man wirklich eine optimale Lösung brauche oder ob es nicht ein wenig kleiner sein dürfe. Er sieht in der "Pirateninsel" eine Konkurrenz zum Tälesee-Spielplatz. Auch befürchtet er erhebliche Folgekosten durch den Unterhalt. Er blicke in die Zukunft, die Finanzen und die mit dem demografischen Wandel verbundenen sinkenden Kinderzahlen.

Den demografischen Wandel griff auch Bernd Herwanger auf – allerdings von einem anderen Gesichtspunkt aus. Gerade deswegen sei es wichtig, attraktiv zu sein und keinen 08/15-Spielplatz zu erstellen. Er ist sich sicher, dass man in Zukunft mehr ausgeben müsse, wenn man die Investition nicht tätigen würde.

Jens Milz mahnte, dass Attraktivität und Funktionalität leiden werden, wenn man Geld einsparen wolle. "Bei jedem Spielgerät haben wir uns etwas dabei gedacht", verteidigte er die Planung der Arbeitsgruppe.

"Das Gesamte ist stimmig", befand Andreas Seifer. Er befürwortete ebenfalls wie Hans-Peter Rebmann, die 11 000 Euro aus dem Gemeindesäckel zu investieren. Das sei nicht die erste Stelle, an der man sparen solle. Er habe von jeher schon für wichtig erachtet, dass Spielplätze nach Empfingen kommen. Und Elmar Schmitt ergänzte, dass dies genau der richtige Punkt sei, um in die Zukunft zu investieren. Beim Einwand von Helena Deuringer, dass es gerade für ältere Menschen zu wenige Sitzplätze gebe (die eingeplanten Sitzsteine empfand sie als nicht geeignet) kam man schnell zum Entschluss, dass man, falls nötig, ein paar Bänke aufstellen könne.

(from). Der Spielplatz "Unsere Pirateninsel" hat eine Fläche von insgesamt 22 Ar. Auf dieser Fläche finden sich zahlreiche Spielgeräte, von denen einige in Eigenleistung erstellt werden sollen, wie beispielsweise Barfußpfad, Abenteuerpfad, Weidentunnel/-höhle, Böschung/Erdhügel.

Auf dem oberen Lageplan sind die einzelnen Elemente des Spielplatzes eingezeichnet (die Nummern bezeichnen den jeweiligen Standort auf dem Plan): Schotterpfad durch Wildblumenwiese (1), Netz- oder Leiteraufstieg (2), Balanciergerät (3), befestigter Barfußpfad (4), Weidentunnel und -höhle (5), Erdhügel (6), Sand- beziehungsweise Kiesbagger (7), Betonrohre (8), Piratenflagge (9), Sandfläche (10), Sitzsteine, eventuell mit Holzauflage (11), Spielschiff in Kiesfläche (12), Böschungsquader (13), Sitzbänke (14), Wipptiere mit einem und zwei Sitzen (15), Wippe vier Sitzen (16), Bolzplatz mit Toren (17), Verbindungsweg (18) und Schaukel in Holzhackschnitzelfläche (19).

Die meisten Elemente stammen übrigens von der Firma Spielart, die auch schon den Spielplatz "Froschgasse" in Horb ausstattete, der anlässlich der Gartenschau gebaut worden war.