Gut gelaunt und ganz in Blau auf dem Balkon des Frankfurter Rathauses: Queen Elizabeth II. hat ihren ersten Besuch in der Main-Metropole sichtlich genossen. Foto: dpa

Bei sommerlichem Wetter hat die britische Königin Elizabeth II. am Donnerstag zum ersten Mal Frankfurt besucht und ist von vielen Fans stürmisch begrüßt worden. Vom Balkon des Rathauses aus genoß die Queen die Ovationen.

Frankfurt/Main - Ein kurzes Winken vom Balkon und begeisterte Schaulustige, auch wenn die Monarchin Distanz hält: Zum ersten Mal hat die britische Königin Elizabeth II. Frankfurt am Main besucht. Die Stippvisite im Rahmen ihres Deutschlandbesuchs dauerte am Donnerstag nur wenige Stunden. Tausende jubelten der Queen bei strahlendem Sonnenschein zwischen Paulskirche und Rathaus Römer zu. Höhepunkt war ein kurzes Winken vom Balkon, ein Bad in der Menge gab es nicht. Als die Maschine mit der Queen (89) und ihrem Mann Prinz Philip (94) am Mittag auf dem Frankfurter Flughafen aufsetzte, begannen in der Innenstadt die Glocken zu läuten.

Bundespräsident Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) mit seiner Frau Ursula und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) erwarteten das königliche Paar vor der Paulskirche.

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Tausende Schaulustige hatten seit Stunden ausgeharrt und jubelten, als die Ehren-Eskorte vorfuhr. Als Elizabeth II. aus dem Range Rover stieg, brandete Jubel auf. Für ihren ersten Besuch am Main trug die Königin einen Mantel in Blau, mit Türkis abgesetzt. Eine Pfauenfeder zierte ihren Hut. Ein Kinderchor der Frankfurter Domsingschule begrüßte die Monarchin mit dem Lied „Die Gedanken sind frei“.

In der Paulskirche warteten etwa 120 ausgewählte Bürger auf die Königin. Das Gebäude gilt als Geburtsstätte der Demokratie und des Parlamentarismus in Deutschland. Die Königin wollte vor allem die Goldene Bulle sehen, das wichtigste Verfassungsdokument des mittelalterlichen Römischen Reiches. Das 1356 erlassene Gesetz bestimmte Frankfurt einst zum Wahlort der deutschen Könige und Kaiser. Das Dokument war für den Besuch extra aus dem Tresor geholt worden.

Einige Queen-Fans erlitten Schwächeanfälle in der Mittagssonne

Die kurze Strecke zwischen Paulskirche und Rathaus legten Königin und Prinzgemahl unter dem Jubel der Menge zu Fuß zurück. Rund 5500 Menschen hatten nach Zählung der Polizei ausgeharrt, um einen Blick auf Elizabeth II. zu erhaschen. Einige erlitten in der Mittagssonne Schwächeanfälle, der Rettungsdienst brachte zwei Menschen ins Krankenhaus.

An dem festlichen Mittagessen im Römer nahmen rund 120 ausgewählte Gäste teil. Am Tisch der Queen saßen neben Gauck und Bouffier Landgraf Heinrich Donatus von Hessen, der britische Botschafter und der Chef des englischen Theaters in Frankfurt. Es gab regionale Küche aus Hessen, etwa „Tafelspitzsülze mit Frankfurter Grüner Sauce im Glas“.

Thema beim Essen war Europa. Ministerpräsident Bouffier warb in seiner Tischrede für einen Verbleib Großbritanniens in der EU. „Wir wünschen uns, dass das Vereinigte Königreich auch zukünftig als starker und wichtiger Partner in der europäischen Gemeinschaft bleibt.“ Als amtierender Bundesratspräsident dankte Bouffier der Queen und ihrem Land für ihren Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung vor 25 Jahren: „Wir vergessen dies nicht.“ Auch beim Staatsbankett am Mittwochabend in Berlin hatten die britische Monarchin und Bundespräsident Gauck die Einheit Europas beschworen.

Nach dem Mittagessen trugen sich Elizabeth und Philip ins Goldene Buch der Stadt Frankfurt ein. Dann kam endlich der große Moment für die Schaulustigen: Die Königin betrat den Balkon und winkte der Menge. Tausende jubelten ihr zu. Kurz darauf verließ die 89-Jährige das Rauhaus. Wer auf ein Bad in der Menge gewartet hatte, wurde enttäuscht. Anders als erhofft trat die Königin auf dem Weg zu ihrem Wagen nicht an die Absperrung, um Menschen die Hand zu schütteln oder sich mit dem Volk zu unterhalten.

Danach flog die Queen zurück nach Berlin, wo sie am Abend eine Gartenparty des britischen Botschafters besucht. Die 89-Jährige ist zum fünften Mal zu einem Staatsbesuch in Deutschland. Sie und ihr Mann werden bis Freitag bleiben und auch die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen in Niedersachsen besuchen. Die Queen war 1965 erstmals nach Deutschland gekommen.