Je deutlicher seine Spuren werden, desto mysteriöser scheint seine Tat: Matthew Livelsberger ist mutmaßlicher Urheber der Explosion in Las Vegas. Viele Details passen nicht zusammen.
Matthew Livelsberger ist der Mann, den US-Ermittler nach eigener Aussage inzwischen zweifelsfrei als Insassen des Tesla-Cybertrucks identifiziert haben, der am Neujahrstag vor einem Trump-Hotel in der US-Glücksspielmetropole Las Vegas explodierte, ausbrannte und sieben Menschen verletzte.
Ein Anhänger Donald Trumps
Was diesen spontan als Anschlag wahrgenommenen Fall so rätselhaft macht: Die Ermittler haben herausgefunden, dass Livelsberger sich in seinem Mietwagen selbst erschossen haben muss. Rätselhaft ist ferner, warum sich der 37-Jährige ausgerechnet ein Hotel Donald Trumps als Ziel für seinen Angriff – wenn es denn einer war – ausgesucht hat. Einem Freund, mit dem unsere Zeitung sprechen konnte, hatte Livelsberger im Herbst erzählt, dass er ein Anhänger Trumps sei und ihn im November als US-Präsidenten wählen wolle. Zum Verdruss seiner Ehefrau.
Top ausgebildet in Sprengtechniken
So zynisch es klingen mag: Auch die Tatsache, dass nicht noch Schlimmeres passiert ist, stellt die These eines Anschlags infrage. Das liegt am Beruf des in Colorado Springs Geborenen, den er viele Jahre im baden-württembergischen Böblingen ausgeübt hat. Livelsberger war Soldat. Kommandosoldat in den Spezialkräften, also einer von den besten des US-Heeres. Wenn so einer, top ausgebildet in Sprengtechniken, Schaden anrichten will, richtet er sehr großen Schaden an.
Nach Informationen unserer Zeitung diente der Stabsfeldwebel seit Juli 2020 bis vor kurzer Zeit im 1. Bataillon der 10. Special Forces Group – zuletzt als Zugführer – in Böblingen. Hochspezialisiert in Fernmelde- und in Techniken der Psychologischen Kriegsführung, hatte Livelsberger auch eine Hochgebirgsausbildung beim deutschen Gebirgsjägerbataillon 231 in Bad Reichenhall erhalten. Sein Foto, das er in digitalen Netzwerken platzierte, zeigt ihn im Bundeswehr-Schneetarnanzug. Entstanden ist es wohl beim Ausbildungszentrum Reiteralpe der Gebirgsjäger.
Der Umzug nach Florida stand an
Livelsberger gehörte dem Team seiner Einheit an, das auch ukrainische Soldaten ausbildet. Vor seiner Zeit in Böblingen war er in Fort Liberty (ehemals Fort Bragg) im Bundesstaat North Carolina stationiert. In wenigen Wochen hätte Livelsberger ins Spezialkräftekommando der US-Streitkräfte nach Tampa wechseln sollen.
Ex-Kameraden sind voll des Lobes
Die Garnison Stuttgart, die auch die Böblinger Panzer-Kaserne betreut, und das US-Verteidigungsministerium ließen Anfragen zu Livelsberger unbeantwortet. Ex-Kameraden, die ihn in Einsätzen erlebt haben, schildern ihn als einen positiven, ausgesprochen leistungsfähigen Kommandosoldaten. Eine Erklärung für seinen Tod, seine Motive oder für die Umstände haben sie nicht.
Seine Ehefrau war ihm nicht nach Böblingen gefolgt. Die New York Post berichtet, die Gattin habe sich sechs Tage vor seinem Tod von ihm getrennt, angeblich, weil er sie betrogen habe.
Nach einem Streit, so die US-Zeitung, habe Livelsberger das gemeinsame Zuhause in Colorado Springs verlassen, sich über die App Turo den Cybertruck gemietet und sei damit nach Las Vegas gefahren. Anhand der Ladepunkte für das E-Auto rekonstruierten die Ermittler, dass Livelsberger zwischen dem 30. Dezember und dem 1. Januar auch die Bundesstaaten New Mexiko, Arizona und Nevada durchquerte. Dort liegt die Endstation seiner Tour.
Der netteste Mensch?
Die Tageszeitung Denver Gazette zitiert eine Ex-Freundin: „Ich möchte nur, dass alle wissen, dass Matt der netteste Mensch war, dem ich je begegnet bin.“ Was von diesem Eindruck bleiben kann, was Livelsberger aus welchen Gründen bis unmittelbar vor seinem Tod gemacht hat – das zu klären, bleibt weiter eine knifflige Aufgabe der Ermittler.