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Dank Elfmeter-Killer Muslera hat Uruguay das WM-Halbfinale erreicht, Ghana ist draußen.

Johannesburg - Die „Black Stars“ sind verglüht: Dank seiner Nervenstärke vom Punkt und Elfmeter-Killer Fernando Muslera hat Uruguay erstmals seit 40 Jahren wieder ein WM-Halbfinale erreicht und die Hoffnungen ganz Afrikas zerstört. Während die „Himmelblauen“ ihre Renaissance auf der Weltbühne des Fußballs mit dem 4:2-Sieg im Elfmeterschießen fortsetzten, schied Ghana als letzter Teilnehmer des Gastgeber-Kontinents aus. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 (1:1, 0:1) gestanden. Auf das erste Team in einem WM-Semifinale muss Afrika damit weiter warten. Uruguay trifft in der Vorschlussrunde am kommenden Dienstag auf die Niederlande.

Nach 120 Minuten hatte es 1:1 (1:1, 1:0) gestanden. Vor 84.017 Zuschauern im Soccer City-Stadium von Johannesburg war Ghana durch Sulley Muntari (45.+2) fast mit dem Halbzeitpfiff in Führung gegangen. Diego Forlan (55.) glich mit einem direkten Freistoß aus. In der Nachspielzeit der Verlängerung überschlugen sich die Ereignisse, als Luis Suarez nach einem Handspiel auf der Torlinie Rot sah, Asamoah Gyan den fälligen Elfmeter jedoch an die Latte knallte.

Zur Erleichterung der Afrikaner konnte Kevin-Prince Boateng nach seiner im USA-Spiel erlittenen Oberschenkelverletzung von Beginn an mitwirken. Der in Berlin geborene Mittelfeldspieler wirkte in der Startphase allerdings noch etwas gehemmt. Dies war ein Grund dafür, dass Ghana nur schwer ins Spiel fand.

Dank der besseren Spielanlage und größeren Ballsicherheit kontrollierte Uruguay die Partie zunächst und erarbeitete sich einige gute Möglichkeiten. Luis Suarez (11.) prüfte Ghanas Schlussmann Richard Kingson, der wenig später bei einer Freistoß-Flanke von Forlan eine kleine Unsicherheit verriet. Der Keeper vom englischen Premier-League-Club Wigan Athletic bewahrte sein Team danach aber zweimal vor einem Rückstand. Zunächst verhinderte er mit einem Reflex ein Eigentor von John Mensah (18.), dann lenkte der 27-Jährige einen Schuss von Suarez über den Querbalken.

Von Ghana war eine halbe Stunde lang nichts zu sehen, doch plötzlich waren die „Black Stars“ da. Nach einer Ecke verfehlte Abwehrspieler Isaac Vorsah vom Bundesligisten 1899 Hoffenheim per Kopf nur um Haaresbreite das 1:0. Eine Minute später strich ein Schuss von Asamoah Gyan nach Vorarbeit des sich von Minute zu Minute steigernden Boateng ähnlich knapp am Pfosten vorbei.

Die von den Vuvuzelas lautstark nach vorn getriebenen Ghanaer beherrschten nun die Szenerie und kamen durch einen Kopfball von Muntari (39.) zur nächsten Möglichkeit. Kurz zuvor hatte Uruguay seinen Kapitän und Abwehrchef Diego Lugano verloren. Der Profi von Fenerbahce Istanbul musste seinen Platz wegen einer Knieverletzung für Andres Scotti räumen. Da Diego Godin (Muskelbeschwerden) gar nicht erst auflaufen konnte, war der Ausfall doppelt schmerzhaft.

Den „Urus“ war die Verunsicherung anzumerken, in der Defensive ging es beim Weltmeister von 1930 und 1950 nun drunter und drüber. In der 45. Minute verpasste Boateng, der nach seinem verhaltenen Beginn wieder Denker und Lenker im Spiel seiner Mannschaft war, mit einem spektakulären Fallrückzieher die Führung.

Für den längst fälligen Jubel sorgte dann Muntari in der Nachspielzeit. Der Mittelfeldspieler vom Champions-League-Sieger Inter Mailand, der im Turnierverlauf wegen heftiger Trainer-Schelte kurz vor dem Rausschmiss und erstmals in der Startelf stand, überwand Uruguays Torwart Fernando Muslera mit einem Schuss aus 30 Metern.

Nach dem Wechsel wogte das Geschehen auf und ab. Forlan brachte Uruguay mit seinem Freistoßtor aus 20 Metern, bei dem Kingson eine unglückliche Figur abgab, ins Spiel zurück. Ghana wirkte jedoch keineswegs geschockt und hätte durch Gyan (58.) erneut in Führung gehen können. Muslera fischte den Flachschuss aus dem unteren Eck. Auf der Gegenseite hatte Suarez nach Vorarbeit von Forlan seinen vierten WM-Treffer auf dem Fuß, verfehlte das Gehäuse per Direktabnahme aber knapp.

20 Minuten vor Ultimo scheiterte der Torjäger von Ajax Amsterdam am dieses Mal glänzend reagierenden Kingson. Auch bei einem Kopfball des brandgefährlichen Stürmers (78.) rettete Ghanas Keeper bravourös.