Die Eisbahn in Schwenningen – Aushängeschild und Sorgenkind zugleich. Foto: Hahne-Eibner Pressefoto

Ein schweres Damoklesschwert an einem hauchdünnen Faden hängt drohend über der Kunsteisbahn in Schwenningen: die Energiekosten. Ein Glück für alle Amateur- und Profisportler: Die Stadträte breiteten am Mittwoch schützend ihre Hände über der Eisbahn aus.

VS-Schwenningen - In der Sitzungsvorlage stand es schonungslos: "Die derzeitige wirtschaftliche Situation der Kunsteisbahn ist nicht tragbar." 2021/22 – ein Geschäftsjahr mit einem Verlust von voraussichtlich 2,1 Millionen Euro, der nur durch den Zuschuss der Stadt in Höhe von 1,246 Millionen Euro gemindert werden und auf den realen Verlust von 900 000 Euro reduziert werden kann. 2022/23 geht man von einem Gesamtaufwand von 3,1 Millionen Euro für die KEB aus. Ein Investitionsstau von geschätzt vier Millionen Euro.

 

Und alle Ideen des Transformationskonzepts für die Zukunft – nicht zuletzt ein eigenes Kraftwerk und einen Energieverbund – können auch erst in dieser greifen, lediglich der Tausch von Pumpen und Ventilatoren ließe sich kurzfristig durchführen. Kurzum: Jetzt ging es ans Eingemachte und war zu entscheiden, ob die Stadt nochmals tief in die Tasche greifen und die KEB unterstützen soll.

Geld muss in die Kasse kommen

Irgendwie muss Geld in die Kasse kommen, um die Eisbahn zu erhalten. Fünf Szenarien, wie man mit dem Problem umgehen kann, schlug die Stadtverwaltung vor – darunter die Erhöhungen der Gebühren für alle (Szenario 1), der Verzicht auf das Training von Gruppen, die nicht bezuschusst werden, womit die Stadt den Betrieb komplett übernähme (Szenario 2), eine Verteilung auf die Gemeinschaft, dann gäbe es verschiedene Gebühren für Nutzer mit oder ohne Bezuschussung (Szenario 3), dasselbe Vorgehen plus einen "atmenden Energiezuschuss", den die Stadt gewährt und der das Delta zwischen den angesetzten Energiekosten und den am Ende realen Preisen abdecken würde. Hier müssten alle einen einheitlichen Stundensatz von 250 Euro löhnen (Szenario 4). Die letzte Variante sah vor, diesen atmenden Energiezuschuss auf die Stundensätze zu verteilen, womit diese markant steigen würden (Szenario 5).

Quer durch alle Fraktionen war schnell klar, was die Grünen-Stadtpolitikerin Ulrike Merkle so auf den Punkt brachte: "Eine Schließung ist für uns keine Option." Ebenso deutlich wurde der Rückhalt für den Geschäftsführer der Helios-Arena, Gregor Gülpen, und die hohe Transparenz seiner Darstellung der aktuell misslichen Lage. "Jetzt nimmt die Sache eine Richtung an, bei der wir wissen, was kostet es uns, und überlegen können, ist es uns das wert", lobte etwa Dirk Gläschig von den Freien Wählern.

Eissport soll erhalten bleiben

Dass der Eissport erhalten werden solle, stand für alle außer Frage. Welchen Weg man dafür beschreiten will, darüber war man sich allerdings nicht in allen Bereichen einig. Kernpunkt der Kritik: der "atmende Energiekostenzuschuss". Dirk Gläschig sah darin eine Art Freibrief, sein Fraktionskollege bei den Freien Wählern, Steffen Ettwein, bekräftigte das: "Es gibt einfach keinerlei Anreiz zu sparen", egal welche Kosten die KEB am Ende verursache, die Stadt bezahle sie dann ja ohnehin. Ähnlich sah das Frank Bonath für die FDP: "Wir sind nun mal verantwortlich für das Gesamte", die Liberalen könnten dem atmenden Energiekostenzuschuss ebenfalls nicht zustimmen, "das sehen wir kritisch".

Gregor Gülpen hatte durchaus Verständnis dafür. Einen anderen Weg aber sah er trotzdem nicht. "Wenn Sie den heute ablehnen, sagen Sie im Grunde nur, ›Gülpen, schreib es auf Deinen eigenen Deckel‹ – wenn Sie Einsparungen wollten, müssten Sie aber sagen, ›Stopp‘ das Geschäft‹, und das habe ich bislang nicht gehört."

Zuschüsse und Darlehen zugestimmt

Er hörte es auch dann nicht – die Stadträte zogen keine Reißleine, sondern stimmten stattdessen einstimmig dafür, der KEB entsprechende Zuschüsse sowie ein Darlehen für die kurzfristigen Investitionen zum Pumpen und Ventilatoren-Tausch, zu gewähren. Und auch der umstrittene atmende Energiekostenzuschuss fand am Schluss eine Mehrheit – nur sechs Stadträte stimmten dagegen, drei enthielten sich, 26 stimmten dafür. Für die nächste Zukunft ist die KEB damit zunächst einmal zwar aus dem Schneider, der lange Weg der so notwendigen Transformation aber ist noch lange nicht gegangen – und auch das Sommereis wird im Aufsichtsrat in naher Zukunft wohl noch für heißen Diskussionsstoff sorgen.