Wild-Wings-Coach Pat Cortina blickt in Richtung erste Play-off-Runde. Foto: Eibner

Eishockey: Coach erklärt, worauf es in der ersten K.o.-Runde gegen die Grizzlys ankommen wird. Mit Interview

Die Spannung steigt. Am Mittwoch (19.30 Uhr) bestreiten die Wild Wings in Wolfsburg ihr erstes K.o.-Rundenspiel in der DEL seit 22 Jahren. Die Vorfreude bei Pat Cortina ist riesengroß. Der Schwenninger Trainer ist stolz darauf, was sein Team in den 52 Spielen der Hauptrunde geleistet hat. Schließlich haben die Wild Wings die Pre-Play-offs offiziell nie als Ziel ausgegeben, erinnert Pat Cortina im Gespräch mit unserer Zeitung. Über die Chancen seines Teams möchte er dagegen nicht reden.

Pat Cortina, wehalb ist Wolfsburg nicht Ihr Wunschgegner?

Es ist eine starke Mannschaft, die zuletzt zwei Mal Vizemeister wurde und vier Mal im Halbfinale stand. Die Mannschaft hat sehr viel Erfahrung und ist sehr erfolgreich. Alle reden immer über München, Berlin oder Mannheim. Aber Wolfsburg ist eines der Top-Teams in der DEL. Und dieses hat einen super Trainer.

Wer wäre denn Ihr Wunschgegner gewesen?

(lacht). Ich habe damit auf keine bestimmte Mannschaft angespielt. Ein Team, das näher an Schwenningen liegt oder nicht so erfahren ist, wäre mir vielleicht lieber gewesen. Aber es ist egal. Unser Gegner ist Wolfsburg. Damit müssen wir leben.

Von den Teams, die es in die K.o.-Runde geschafft haben, ist Wolfsburg aber vielleicht das formschwächste.

Die Mannschaft hatte zuletzt Probleme, weil viele Spieler verletzt waren. Es ist aber ganz gefährlich, zu viel über solche Dinge nachzudenken. Es ist egal, welche Spieler bei Wolfsburg am Mittwoch auf dem Eis stehen. Wir müssen es so machen wie bereits die ganze Saison ...

... und "uns auf uns konzentrieren – und nicht auf den Gegner" ...

Genau! Sie haben es verstanden.

Wie sehen Sie die Chancen für Ihr Team?

Ich denke nicht über unsere Chancen nach, die nächste Runde zu erreichen. Ich sehe die Play-offs als Herausforderung für unser junges Team. Wir haben eine tolle Möglichkeit vor uns. Es ist die perfekte Situation für unsere jungen Spieler, um den nächsten Schritt zu machen. Darum geht es, die Mannschaft weiterzuentwickeln – und nicht in erster Linie darum, Wolfsburg zu schlagen. Play-offs sind etwas ganz anderes. Unsere Mannschaft muss dieser Erfahrung erst noch machen.

Im Gegensatz zu den Grizzlys, die – wie Sie bereits angesprochen haben – zuletzt zwei Mal im Finale standen.

Wolfsburg ist diesen langen Weg schon gegangen. Wir wissen dagegen nicht, was uns in den Play-offs erwartet.

Die Wild Wings haben mit dem erreichen der Pre-Play-offs ihr Saisonziel dafür bereits erreicht.

Stop, stop. Wir haben die erste Play-off-Runde nie als Saisonziel ausgegeben.

Offiziell zumindest.

Wir wollten in dieser Saison eine gute Rolle spielen und bis zum letzten Spieltag um etwas kämpfen. Dies haben wir erreicht. Ich bin wirklich stolz auf diese Mannschaft. Es waren zwar auch schlechte Spiele dabei, aber wir sind immer wieder aufgestanden.

Jetzt sind es sogar mindestens 54 Spiele.

Die kommenden können wir jetzt genießen und ohne Druck angehen. Unser Vorteil ist, dass wir die ganze Saison über schon im Play-off-Modus waren und nur von Spiel zu Spiel gedacht haben. Denn das ist im K.o.-Modus der Schlüssel: Du musst mit dem Kopf im Hier und Jetzt sein – nicht in der Zukunft oder in der Vergangenheit.

Also müssen die Spieler auch den 3:0-Sieg vom Sonntag schnell aus ihren Köpfen bekommen?

Sie sollen vielleicht nicht alles vergessen, aber ja. Wir haben viele Dinge richtig gemacht, müssen uns jetzt aber auf unser nächstes Spiel konzentrieren. Und nochmal: Am Mittwoch wird eine ganz andere Wolfsburger Mannschaft auf dem Eis stehen – zumindest von der Einstellung her.

Damien Fleury, Dominik Bittner und Istvan Bartalis haben am Sonntag nicht gespielt. Mirko Sacher musste frühzeitig aufhören und Markus Poukkula hat einen schweren Schlag auf die Hand bekommen. Wie sieht es mit den Verletzten Spielern aus?

Mit solchen Informationen müssen wir jetzt schlau umgehen. Deshalb sage ich einfach: Wir müssen bei allen Spielern von Tag zu Tag schauen.  

Die Fragen stellten Kevin Schuon und Michael Bundesmann.

Info

Wolfsburger senden liebe Grüße an Simon Danner

Unsere Zeitung hat auch bei Wolfsburgs Trainer Pavel Gross und Manager Karl-Heinz Fliegauf für ein Interview angefragt. Diese Bitte wurde mit der Begründung, "dass die sportlichen Verantwortlichen vor den Play-offs grundsätzlich keine Auskunft geben", verneint. Also hat unsere Zeitung acht Fragen an die Pressestelle der Grizzlys geschickt. Diese wurden von Pressesprecher Christopher Gerlach ausführlich beantwortet.

Wie groß ist die Enttäuschung in Wolfsburg, dass man sich nach einem konstanten Aufhalten unter den ersten Sechs nicht direkt für das Viertelfinale qualifizieren konnte?

Ehrlicherweise sind wir keineswegs enttäuscht. Wir haben uns in der Tabelle in der Region platziert, in der wir rein budgetär angesiedelt werden müssen. Die Erwartungshaltung von außen ist aufgrund unserer hervorragenden Leistungen groß – intern wissen wir es aber genau einzuordnen. Sicherlich hätten wir gerade im Januar den einen oder anderen Punkt mehr holen können. Letztlich haben wir uns jedoch zum zehnten Mal in Folge für die Play-offs qualifiziert – ein Erfolg, den kein anderer DEL-Club vorweisen kann. Darauf sind wir hier in Wolfsburg sehr stolz. Für den Standort Schwenningen ist es toll, dass nach 22 Jahren wieder Play-offs gespielt werden. Die Euphorie ist sehr groß. Wir freuen uns auf spannende Spiele gegen die Wild Wings. Speziell für Simon Danner freut es mich persönlich, da er ein sehr feiner Mensch ist.

Ist die Serie von elf Niederlagen aus den letzten 15 Spielen allein durch die vielen Verletzten erklärbar?

Positive sowie negative Serien gibt es im Sport immer. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Sicher ist es nicht zu bestreiten, dass uns das Fehlen einiger wichtiger Spieler nicht gerade in die Karten spielt. Dennoch werden wir die Verletzten nicht als Ausrede gelten lassen. Die Jungs, die zur Verfügung stehen, werden bereit sein.

Wie schätzt man in Wolfsburg die Aufgabe gegen Schwenningen ein?

Schwenningen hat in dieser Saison gezeigt, dass es ein defensiv gut organisiertes und diszipliniertes Team ist. Headcoach Pat Cortina leistet einen sehr guten Job und erntet in dieser Saison erste Früchte seiner Arbeit. Viele Tore sind nicht zu erwarten. Es wird auf die Kleinigkeiten ankommen.

Welche Stärken sieht man im Schwenninger Team?

Das haben wir 52 Spiele lang gesehen: Disziplin, eine gute Defensive und ein schnelles Transition-Game.

Was wird für das Wolfsburger Teamwichtig sein?

Wir müssen bereit sein.

Spielt die Erfahrung des Wolfsburger Teams eine große Rolle?

In den Play-offs kommt es auf viele Faktoren an. Jede Mannschaft muss die Kleinigkeiten richtig machen. Wem das in jeder Serie gelingt, wird den Titel holen.

Wäre es für die Erhaltung des Eishockey-Standorts Wolfsburg wichtig, erneut unter die besten Vier zu kommen?

Nein. Der Standort ist mehr denn je gesichert. Das gibt uns allen ein hervorragendes Gefühl. Wie schon gesagt: Wir und auch unser Hauptsponsor wissen die Leistungen einzuordnen. Eine Überperformance wie in den letzten Jahren wird nicht als selbstverständlich angesehen.

Pavel Gross erklärte am Sonntag, dass von den verletzten Spielern wohl nicht viele zurückkommen?

Wir setzen nur Spieler ein, die zu Einhundertprozent gesund und fit sind – alles andere wäre fahrlässig. Wir als Club haben gegenüber unseren Jungs auch eine Fürsorgepflicht, der wir immer nachkommen.