Niklas Sundblad und Co-Trainer Petri Liimatainen sollen es nun richten. Foto: Eibner

Eishockey: Schwenninger trennen sich von Trainerteam und finden schnell Nachfolger. Mit Kommentar

Am dritten Advent gingen nach der 4:6-Heimniederlage gegen Nürnberg für die Trainer Paul Thompson und Mike Flanagan bei den Wild Wings die Lichter aus. Niklas Sundblad und Co-Trainer Petri Liimatainen sollen es nun in dieser und in der kommenden DEL-Saison richten.

Die Ausgangslage

Die Wild Wings starteten mit dem höchsten Etat der Vereinsgeschichte und klaren Vorgaben in die DEL-Runde 2019/20. "Unsere Gegner dürfen irgendwann mal keine Lust mehr haben, nach Schwenningen zu kommen, weil es hier schwer ist, gegen uns zu gewinnen. Für uns alle zählt nur das Ziel, also die Play-off-Teilnahme", diktierte Paul Thompson Anfang September in unser Mikrofon.

Die Realität

22 Zähler (67:96 Tore) hat das Schlusslicht zur Halbzeit der Hauptrunde auf dem Konto. Dies ergibt gerade einmal gut 0,8 Punkte pro Spiel. Rund 70 Zähler sind in der Regel nach den 52 Partien notwendig, um die Pre-Play-offs zu erreichen. Im Klartext: Schwenningen müsste aus den restlichen 26 Spielen 48 Punkte einfahren, um noch auf den zehnten Rang zu springen. Dies würde einen Schnitt von gut 1,8 Zählern pro Partie bedeuten. "Wenn es so weitergeht, kann an unserem Standort sehr viel kaputtgehen. Wir brauchen für die Restsaison einen neuen Besen, der den Scherbenhaufen wegkehrt", machte sich Wolfgang Jack, einer der Fan-Beauftragten der Wild Wings, am Montagvormittag große Sorgen.

Ustorf hat Interesse

Gründe für die Misere der Wild Wings gibt es viele. "Wenn man sechs Tore gegen Nürnberg kassiert, kann auch der Trainer nichts machen", sieht Doppeltorschütze Alexander Weiß die mangelnde Defensivarbeit als ein Hauptproblem an. Übrigens – Weiß würde sich freuen, wenn Stefan Ustorf in Schwenningen als Sportmanager anheuern würde. "Das ist ein interessanter Standort. Ich habe mich auch beworben. Aber noch gab es keine Gespräche", sagte Ustorf am Montag unserer Zeitung.

Die Konsequenz

Kurz vor 12.30 Uhr teilten die Wild Wings am Montag mit, dass sie sich vom Trainerduo Paul Thompson und Mike Flanagan getrennt haben. "Die Trennung war eine wirklich schwere Entscheidung. Sowohl Paul Thompson als auch Mike Flanagan haben sich zu 100 Prozent mit den Wild Wings identifiziert und täglich mit dem Ziel hart gearbeitet, die Mannschaft nach vorne zu bringen und besser zu machen. Aber letztlich wollten wir aufgrund der sportlichen Situation noch einmal einen neuen Impuls setzen", wird Sportmanager Jürgen Rumrich zitiert. Thompson stand seit der Deutschlandcup-Pause 2018 hinter der Bande der Wild Wings. Co-Trainer Flanagan stieß zu Beginn dieser Saison dazu.

Die Nachfolger

Um 15.50 Uhr war dann klar: Niklas Sundblad und Petri Liimatainen werden die Wild Wings nicht nur in der restlichen Saison betreuen, sondern auch in der Runde 2020/21. Das neue Trainerteam der Wild Wings arbeitet schon seit einigen Jahren erfolgreich zusammen und war zuletzt in der schwedischen SHL bei Örebro HK tätig. Davor leiteten sie die Geschicke der Kölner Haie und des ERC Ingolstadt, mit dem sie 2014 Meister wurden. Beide wurden mit einem Vertrag bis zum Ende der Saison 2020/21 ausgestattet. "Niklas Sundblad und Petri Liimatainen haben bewiesen, dass sie ein erfolgreiches Trainerduo sind. Ein Pluspunkt ist es sicherlich, dass sich beide durch die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren perfekt ergänzen, eine Philosophie und Handschrift haben sowie die Liga und etliche Spieler sehr gut kennen. Entsprechend gehen wir fest davon aus, dass sie der Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte mehr Konstanz verleihen werden und das Team so einen Schritt nach vorne macht", so Jürgen Rumrich in einer weiteren Mitteilung.

"Ich freue mich auf die Herausforderung hier bei den Schwenninger Wild Wings. Nach den Gesprächen mit Gesellschafter Michael Werner, Geschäftsführer Christoph Sandner sowie Sportmanager Jürgen Rumrich habe ich einen positiven Eindruck bekommen. Wir wollen etwas Gutes und Erfolgreiches für die Zukunft aufbauen", freut sich Niklas Sundblad auf seine Aufgabe in Schwenningen.

Kommentar

Reißleine

von Gunter Wiedemann

Lange haben die Verantwortlichen an Coach Paul Thompson festgehalten, doch einen Tag nach dem dritten Advent zogen die Schwenninger nun doch die Reißleine. Der Brite feiert Weihnachten also im heimischen Birmingham, bei den Wild Wings brennt dagegen wieder einmal der Baum. Thompson kämpfte, doch viele – oft selbst ernannte – Führungsspieler ließen ihn im Stich. Realistisch kann es für Niklas Sundblad in der Restsaison nur das Ziel sein, bei Fans und Sponsoren für Wiedergutmachung zu sorgen. Der Einzug in die Pre-Play-offs wäre ein Wunder. Viel mehr geht es kurz vor dem Heiligen Abend – wieder einmal – darum, die Weichen für die nächste Runde zu stellen. Dann droht übrigens der sportliche Abstieg in die DEL2, in welche die derzeitigen Wild Wings in Sachen Leistung und Außendarstellung eigentlich schon jetzt hingehören.