Will sich bei den Schwenninger Wild Wings und in der DEL etablieren: Julian Kornelli. Foto: Roland Sigwart

Eishockey: Die Neuen der Schwenninger Wild Wings. Julian Kornelli wittert in Schwenningen seine Chance.

Zwischen dem Starnberger See und dem Tegernsee ist seine Heimat – seit einem guten Monat lebt er aber am Neckarursprung. Julian Kornelli ist der vierte Neue im Bunde der Wild Wings. Und er bringt viel Potenzial mit nach Schwenningen.

Bescheiden, freundlich und völlig geerdet – so wirkt Julian Kornelli, wenn man ihm das erste Mal begegnet. "Mei, was gibts über mich zu erzählen", fängt der junge Stürmer, der seit Mitte Juli in Schwenningen sein neues Zuhause gefunden hat, an und lacht. Es ist ein völlig neuer Lebensabschnitt, der für den 21-Jährigen begonnen hat. Die erste eigene Wohnung, die erste Station weg von Bad Tölz, der erste DEL-Vertrag. "Für mich hat sich allein mit der Chance, in der DEL zu spielen, schon ein Traum erfüllt", betont Kornelli.

Und diesen Traum versucht er jetzt mit Leben zu füllen. "Ich habe im Sommer viel trainiert, um gleich mit Power aufs Eis zu kommen", sagt der Bad Tölzer. "Ich mache mir keine Illusionen, dass ich von Anfang an viel spielen werde – auch wenn ich mir das natürlich wünsche, zumindest für die Zukunft. Ich möchte mich etablieren. Aber für mich geht es in dieser Saison vor allem darum, mich dem Niveau der DEL anzupassen und mich spielerisch weiterzuentwickeln." Um ihm dafür den bestmöglichen Raum zu geben, wurde Kornelli mit einer Förderlizenz ausgestattet. So könnte er gegebenenfalls auch für den künftigen Kooperationspartner der Wild Wings dem Puck hinterherjagen.

In seinem neuen Team fühlt sich der Linksschütze bereits pudelwohl – und das nicht nur auf dem Eis. "Ich wohne in einem Haus mit Stefano Giliati und Dominik Bittner", berichtet Kornelli. "Es ist super zu wissen, dass gleich jemand da ist, den man kennt. Wir fahren zum Beispiel auch zum Training zusammen, sehen uns auch sonst öfters." Gekannt hatte er zuvor niemanden aus dem Team – nur Marco Wölfl, der zweite Goalie der Wild Wings, war ihm schon mehrmals begegnet. "Marco hat auch lange bei den Tölzer Löwen gespielt, war aber in einem anderen Jahrgang", erklärt er. "Wir kannten uns nur vom sehen."

Einen Ansprechpartner in Sachen Wild Wings konnte Kornelli, als das Angebot kam, trotzdem direkt aus dem Ärmel schütteln: Axel Kammerer. Mit dem ehemaligen Wild-Wings-Coach hat Kornelli seine ganz eigene Geschichte – denn tatsächlich hat Kammerer ihn erst zum Eishockey gebracht. "Er war mein Fußball-Trainer. Ich habe beim SC Reichersbeuern mit seinem Sohn zusammen gespielt", berichtet er. "Irgendwann hat er mich gefragt, ob ich nicht mal Lust hätte, Eishockey auszuprobieren – und es hat mir sofort gefallen."

Schritt für Schritt hat sich Kornelli seitdem entwickelt. Mit der Schüler-Mannschaft wurde er in der Saison 2012/13 deutscher Meister, drei Spielzeiten später lief er bereits für die Aktiven in der Oberliga auf – unter Axel Kammerer. Zuletzt verbrachte Kornelli mit den Löwen eine Saison in der DEL2.

Julian Kornelli ist ehrgeizig – und bereit, seinen neuen Trainern seinen Willen zu zeigen. Die bisherigen Eindrücke von Coach Pat Cortina sind übrigens nur positiv. "Er ist ein sympathischer Typ, der viel mit seinen Spielern spricht. Er will Vollgas auf dem Eis sehen, das ist gut. Und ich habe den Eindruck, dass er wirklich jeden einzelnen Spieler verbessern möchte." Dementsprechend wird auch Kornelli im Training alles geben. "Ich bin sehr glücklich, hier zu sein", das betont er mehrfach. Die Chance, welche die Neckarstädter ihm bieten, möchte er mit seiner absoluten Leistungsbereitschaft zurückzahlen. "Ich will an jeder kleinen Baustelle arbeiten und mich in allen Bereichen verbessern." Auch wenn er nebenher noch etwas Zeit in sein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre investiert, gehört sein Fokus künftig dem Eishockey.

Was die Wild Wings seiner Meinung nach in der kommenden Saison erfolgreich machen wird? "Der Kampfgeist und der Charakter", antwortet er blitzschnell. "Ich denke, dass wir über eine geschlossene Leistung und hohes Tempo kommen werden." Das Ziel sind die Pre-Play-offs, so viel steht fest. "Bei allem, was darüber hinausgeht, hat wohl jeder seine eigenen Vorstellungen. Ich denke, man muss Schritt für Schritt denken und das große Ziel in viele kleine Ziele stückeln. Dann werden wir weit kommen."

Info: Zur Person

 Julian Kornelli

Der Stürmer (1,85 m/81 kg) wurde am 5. August 1997 in München geboren. Der 21-Jährige wuchs in Reichersbeuern bei Bad Tölz auf – und lernte dort auch das Spiel mit dem Puck. Er durchlief alle Jugendmannschaften der Tölzer Löwen, gewann mit dem Schüler-Team in der Saison 2012/13 die deutsche Meisterschaft. 2015 folgte der Sprung zu den Aktiven, die damals in 3. Liga spielten. Im Frühjahr 2017 feierte das Team den Aufstieg in die DEL2. Dort kam Kornelli – die Relegation eingerechnet – auf 61 Einsätze und 31 Scorerpunkte für seinen Heimatverein. In der Relegation traf er mit den Tölzer Löwen in der vergangenen Runde auf den EHC Freiburg – und spielte sich dabei in das Sichtfeld von Wild-Wings-Manager Jürgen Rumrich. Dieser ist davon überzeugt, "dass sich Julian bei uns weiterentwickelt und den Schritt in die DEL meistert. Er ist ein junger, talentierter Spieler, der in der 3. Liga – und auch in der DEL2 – schon eine wichtige Rolle gespielt hat." Nach den Gesprächen musste Julian Kornelli nicht lange überlegen und unterschrieb kurz darauf seinen Vertrag bei den Schwenningern, der für zwei Spielzeiten gilt. Der junge Mann, der künftig mit der Rückennummer 97 – seinem Geburtsjahr – auf dem Eis steht, hat bereits begonnen, seinen neuen Wohnort zu erkunden. "Ich war inzwischen schon am Bodensee in Konstanz und in der näheren Umgebung unterwegs", sagt er. Wenn der Angreifer nicht auf dem Eis oder im Kraftraum steht, ist Julian Kornelli gerne mit seinen Freunden auf Achse – und natürlich mit seiner Freundin, die in der bayerischen Heimat lebt.