Die Schwenninger Wild Wings in der DEL nach den ersten 16 Spielen: Zeit für eine erste Zwischenbilanz – und auch für einen Vergleich zum Vorjahr. Der Tabellenplatz ist gleich, doch sonst gibt es einige Unterschiede.

Allerdings hatten die Schwenninger zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres eine Partie mehr (17) absolviert. Die Wild Wings haben im März 2020 noch das Nachholspiel in Berlin zu absolvieren.

Der Ist-Stand

Wie im Vorjahr stehen die Wild Wings in der DEL (15 Punkte nach 16 Partien) auf dem letzten Tabellenplatz. Bis zum angepeilten zehnten Rang (Iserlohn/20) sind es fünf Zähler Rückstand. Vor exakt zwölf Monaten war die Lage der Schwenninger noch verschärfter, denn zu diesem Zeitpunkt standen lediglich sieben Punkte auf dem Konto.

Unterzahlspiel: 1. Nürnberg (17 Spiele/89,3 Prozent Erfolgsquote), 2. Straubing (17/88,9), 3. München (17/86,6), ... 12. Wild Wings (16/74,6).   Zuschauer 1. Kölner Haie (9 Heimspiele/12 789), 2. Berlin (6/12 249), 3. Mannheim (9/10 841), ... 13. Wild Wings (9/3774).

Die Arbeit von Paul Thompson ist in dieser Saison – im Vergleich zum Vorjahr – aus einem anderen Blickwinkel zu beurteilen. Exakt vor zwölf Monaten wurde der Brite als "Feuerwehrmann" engagiert, nachdem der Saisonstart 2018/19 unter Vorgänger Pat Cortina enttäuschend verlaufen war. Paul Thompson musste in der Restsaison mit einer Mannschaft arbeiten, die er nicht zusammengestellt hatte.

Vor diesem DEL-Jahr war die Ausgangslage für Paul Thompson eine ganz andere – und auch viel günstiger. Zusammen mit Manager Jürgen Rumrich konnte der 51-Jährige – insofern die finanziellen Bedingungen passten – das neue Team nach seinen Vorstellungen aufstellen. Die Schwenninger Transferpolitik wurde auch dadurch erleichtert, dass der Saisonetat mit 6,3 Millionen Euro einen neuen Spitzenwert in der Vita der Wild Wings darstellte. 15 neue Spieler wurden geholt – Kyle Sonnenburg kehrte im September als Nachverpflichtung zurück. Paul Thompson hatte exakte Vorstellungen von der Spielweise seiner neuen Mannschaft. Der nordamerikanische Stil sollte zurück in die Helios-Arena kehren. "Unsere Gegner dürfen irgendwann mal keine Lust mehr haben, nach Schwenningen zu kommen, weil es hier schwer ist, gegen uns zu gewinnen", wünschte sich der Coach eine effektive Mischung aus Härte, Dynamik und spielerischer Kunst. Die Erwartungshaltung wuchs im Schwenninger Umfeld nach einer gelungenen Vorbereitung.

Schnell wurde in den ersten Saisonduellen jedoch deutlich, dass spielerisch vieles in der neuen Mannschaft noch nicht passt. Paul Thompson hatte in den ersten Wochen immer wieder betont, "dass wir noch in einem Entwicklungsprozess stecken". Doch in der DEL bleibt den Teams in dieser Hinsicht kaum Zeit. Ein glanzvoller Derbysieg gegen Mannheim (6:1) konnte die zu vielen Probleme nicht überdecken.

Die Mannschaft – und dann auch Trainer Paul Thompson – gerieten im Oktober immer mehr in die Kritik. Die Spieler votierten vor einer Woche klar dafür, mit Paul Thompson weiterarbeiten zu wollen. Am Wochenende vor der Länderspielpause (4:1 gegen Iserlohn und 2:3 nach Verlängerung am vergangenen Sonntag in Düsseldorf) war eine Trendwende erkennbar.

Die entscheidende Frage – die vor allem auch die Zukunft von Thompson in Schwenningen betrifft – wird nach der Pause sein, ob die Wild Wings diesen Aufwärtstrend weiter bestätigen können. Gelingt dies nicht, dürfte der Coach ziemlich zeitnah bei den Neckarstädtern nicht mehr an der Bande stehen.

Die Mannschaft

In der fast völlig neuformierten Mannschaft herrscht trotz der Misserfolge immer noch ein gutes Klima. "Dieses hat uns sicherlich in den bisher schwierigen Situationen geholfen. Woanders können Teams auch in solchen Zeiten auseinanderbrechen", blickt Torhüter Dustin Strahlmeier zurück. Fakt ist, dass die Wild Wings noch lange nicht im Soll sind. Mancher Neuzugang musste sich als Debütant in der DEL erst akklimatisieren. Bestes Beispiel dafür war die 4:10-Auftaktpleite, als das neue Team von Ingolstadt in der Helios-Arena regelrecht überrollt wurde. Phasenweise war die mangelhafte Abstimmung auf dem Eis gravierend, die Rollenverteilung benötigte Zeit. Dazu kamen Mängel in Sachen Einstellung. Die Mannschaft muss noch viel mehr – und vor allem schnell – zu einer Einheit zusammenwachsen, nur dann kann es noch eine erfolgreiche Saison werden.

Hoffnungsträger

Die Wild Wings haben zu diesem Zeitpunkt (42) mehr Treffer als im Vorjahr (26) erzielt. Mit Jamie MacQueen (18 Punkte) besitzen die Neckarstädter wieder einen absoluten Top-Scorer in ihren Reihen. Das Überzahlspiel ist mit 24,4 (10,1) Prozent deutlich effektiver geworden. Das gleiche gilt für die gewonnenen Bullys (49,90 Prozent/44,4). Strahlten die Verteidiger in der vergangenen Saison kaum Torgefahr aus, so können in dieser Runde Christopher Fischer (0 Tore/9 Assists) und Dylan Yeo (2/6) in dieser Hinsicht wieder mehr Akzente setzen. Ein Gewinn mit guten Perspektiven sind auch die jungen deutschen Angreifer Max Hadraschek und Daniel Pfaffengut. Noch ein positiver Aspekt: Die Schwenninger Fans stehen auch in schlechten Zeiten hinter ihrem Team. Derzeit liegt der Zuschauerschnitt bei 3774 Besuchern – dies bedeutet mit Blick auf vor zwölf Monaten ein Plus von 198 pro Spiel.

Die Mängelliste

Torhüter Dustin Strahlmeier (2,96 Gegentore im Schnitt) agierte zu oft nicht in Bestform. 56 Gegentreffer – zusammen mit Augsburg der höchste Wert der Deutschen Eishockey Liga – sowie die Penalty-Killing-Quote (74,6 Prozent) – der drittschlechteste Wert in der DEL – machen schnell deutlich, in welchen Bereichen noch die großen Probleme der Wild Wings liegen. Und von der Tabellenführung in der Fairplay-Tabelle – wie im Vorjahr – sind die Schwenninger Wild Wings mit 10,3 Strafminuten im Schnitt pro Spiel auch ein ganzes Stück weit weg.

 Die Topspieler der Liga

Topscorer: 1. Chad Costello (Krefelder EV, 17 Spiele/9 Tore/12 Assists – 21 Punkte), 2. Michael Connolly (Straubing, 17/ 4/ 17 – 21), 3. Reid Gardiner (Düsseldorf, 17/ 5/14 – 19), 4. Jamie MacQueen (Wild Wings, 15/11/7 – 18), ... 15. Patrick Cannone (Wild Wings, 16/4/11 – 15).

Topverteidiger: 1. Mark Katic (Mannheim, 16 Spiele/3 Tore/14 Assists – 17 Punkte), 2. Simon Sezemsky (Augsburg, 17/7/6 – 13), 3. Kevin Gagné (Köln, 17/3/9 – 12), ... 12. Christopher Fischer (Wild Wings, 16/0/9 – 9).

Toptorhüter: 1. Kevin Reich (München, 6 Spiele/1,67 Gegentore im Schnitt/1 Shutout), 1. Mathias Niederberger (Düsseldorf, 14/ 1,67/3), 3. Danny aus den Birken (München, 11/1,92/1), ... Dustin Strahlmeier (Wild Wings, 14/2,96/0).

 Überzahlspiel: 1. Düsseldorfer EG (17 Spiele/26,39 Prozent Erfolgsquote), 2. Straubing (17/24,56), 3. Wild Wings (16/24,39).

Unterzahlspiel: 1. Nürnberg (17 Spiele/89,3 Prozent Erfolgsquote), 2. Straubing (17/88,9), 3. München (17/86,6), ... 12. Wild Wings (16/74,6).   Zuschauer 1. Kölner Haie (9 Heimspiele/12 789), 2. Berlin (6/12 249), 3. Mannheim (9/10 841), ... 13. Wild Wings (9/3774).