Die beiden Geschäftsführenden Gesellschafter der Wild Wings: Thomas Burger (links) und Michael Werner. Foto: Michael Kienzler

Eishockey: Schwenninger Geschäftsführer-Duo über Erfolge – aber auch wirtschaftliche Klimmzüge. Mit Interview

Thomas Burger und Michael Werner, die beiden Geschäftsführenden Gesellschafter der Wild Wings Spielbetriebs GmbH, freuen sich im Rückblick sehr über eine sportlich gelungene DEL-Saison, die aber dennoch wirtschaftlich nicht die erhoffte schwarze Null erbracht hat. In unserem Gespräch mit den beiden Verantwortlichen wird einmal mehr deutlich, dass das Unternehmen "Eishockey in Schwenningen" immer wieder wirtschaftliche Klimmzüge erfordert. "Diese zu stemmen, bleibt für unseren Eishockey-Standort sehr anspruchsvoll", betonen Werner und Burger. Doch sie haben Pläne für die Zukunft.

Herr Burger und Herr Werner, hat Ihnen diese DEL-Saison in den vergangenen fünf Jahren am meisten Freude bereitet?

Ja, so kann man es sagen. Diese Saison war eine schöne und runde Geschichte. Wir waren vom ersten Spieltag mit im Play-off-Bereich dabei. Die Mannschaft verzeichnete leistungsmäßig eine große Konstanz. Wir waren in der Hauptrunde dieses Mal kein Fahrstuhlteam. Pat Cortina, sein Trainerstab und die Mannschaft haben neue Begeisterung entfacht,  was auch an einigen ausverkauften Spielen  zu sehen war. Nur schade, dass dann mit dem Aus in den Pre-Play-offs die Saison so schnell zu Ende war.

Was hat denn in dieser Saison besser als in den vergangenen Jahren gepasst?

Es war die erste Saison von Pat Cortina, bei der er von Anfang an bei den personellen Planungen involviert war. Bei den Neuverpflichtungen hatten unser Manager Jürgen Rumrich und er ein glückliches Händchen. Was beide angepackt haben, hatte Hand und Fuß. Und wie erwähnt – zeichnete die Mannschaft über die Saison hinweg vor allem eine große Konstanz aus.

Ohne das ausverkaufte Pre-Play-off-Heimspiel gegen Wolfsburg schlug sich der sportliche Erfolg auch im angestiegenen Zuschauerschnitt (4419) nieder. Kalkuliert wurde mit 3800 Zuschauern im Durchschnitt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Einerseits ist diese Entwicklung sehr erfreulich, weil sich vor allem auch neue Zuschauer für unseren tollen Sport interessierten. Andererseits ist bei den Zuschauerzahlen weiterhin Luft nach oben. Die Resonanz war in den ersten Monaten der Saison nicht so wie erwartet, obwohl die Mannschaft von Beginn an sehr gute Leistungen und erfolgreiche Heimspiele zeigte. Ein direkter Konkurrent wie Augsburg (5025 Zuschauer im Schnitt, Anm. d. Red.) ist uns da einen Schritt voraus. Dort sind seit Jahren die Zuschauerzahlen konstant auf höherem Niveau. Diese Erlöse bilden auf unserer Einnahmenseite schließlich einen sehr wichtigen Teil.

Bedeutet denn das bisher beste DEL-Jahr der Wild Wings auch eine positive wirtschaftliche Bilanz?

Es wird trotz des sportlichen Erfolgs nicht die angestrebte schwarze Null geben. Durch das Erreichen der Pre-Play-offs wurden in dieser Saison auch Prämien fällig. Und die sonstigen Ausgaben fielen insgesamt durch die verlängerte Saison höher aus. Wenn man dies ins Verhältnis setzt, so hatten wir durch das erstmalige Erreichen der Pre-Play-offs zusätzlich das Doppelte an Ausgaben wie an Einnahmen. Dies zu stemmen, bleibt für unseren Eishockey-Standort wirtschaftlich weiterhin sehr anspruchsvoll.

Haben Sie bereits eine Option für den bisher wichtigen, aber nun wegfallenden Sponsor "ebm-Papst" gefunden?

Durch den Wegfall eines Premium-Partners sowie weiterer Veränderungen im Bereich des Sponsorings ist eine erhebliche Lücke in unsere wirtschaftliche Planung gerissen worden. Ursprünglich war es unser Ziel, durch die sportlichen Erfolge unseres Teams unsere Sponsoringeinnahmen zu steigern. Unser Team arbeitet sehr engagiert, um die entstandenen finanziellen Einbußen zu kompensieren. Es ist ein hartes Stück Arbeit, diese Lücke zu füllen.

Finden Sie bis zum Sommer keinen Ersatz, werden Sie den Saisonetat von bisher 5,4 Millionen Euro senken müssen?

Nein, wir werden mit dem gleichen Etatrahmen die kommende Saison angehen, weil bis zur bedauerlichen Entscheidung von "ebm-Papst", also aus dem Sponsoring auszusteigen, bereits vieles in der Etatplanung vorangeschritten war. Wird diese finanzielle Lücke nicht geschlossen, werden wir uns aber sicherlich mittelfristig über die Etathöhe Gedanken machen müssen.

Kommen wir zurück zum Sportlichen. Wie haben Sie denn den plötzlichen Abgang von Kapitän Will Acton aufgenommen?

Man ist im ersten Moment sehr enttäuscht, doch dann setzt man sich mit der neuen Situation auseinander und schaut wieder nach vorne. Es bringt nichts, einen Spieler noch halten zu wollen, der sich plötzlich – und für uns völlig unerwartet – nicht mehr hundertprozentig mit den Wild Wings identifiziert.

Sitzen die Spieler gegenüber den Klubs heutzutage am längeren Hebel? Wie können sich diese gegen das Nichterfüllen von Verträgen wehren?

Man könnte in diesem Fall vielleicht einen Spieler über einen längeren Zeitraum einfach auf die Tribüne setzen. Größere Klubs – wie zum Beispiel München – sind dazu in der Lage. Aber uns – mit einem kleinen Kader – sind am Ende des Tages – bedauerlicherweise – die Hände gebunden.

Der "Schwenninger Weg", vermehrt auf deutsche Spieler zu setzen, wurde zuletzt auch durch die WM-Nominierung von Mirko Höfflin bestätigt. Wird dieses Konzept in Schwenningen auch in Zukunft richtig sein?

Wir stehen weiterhin absolut hinter diesem Weg. Aber es kann bald Nachahmer von unserem Modell geben. Dann wird sich auch bei diesem Thema die Frage stellen, welche Klubs sich finanziell auf dem deutschen Spielermarkt am besten behaupten können.

Diese gelungene Saison kann im Umfeld der Wild Wings nun auch die Erwartungshaltung im Hinblick auf die nächste Runde erhöhen.

Dies ist möglich, für uns aber so nicht nachvollziehbar. Sicherlich streben wir jedes Jahr den größtmöglichen Erfolg an. Natürlich wollen wir auch schrittweise vorankommen. Aber es ist ja nicht gesagt, dass es in jeder Saison so optimal läuft. Es muss vieles zusammenpassen. Zum Beispiel werden andere Klubs – so Düsseldorf, Straubing oder Augsburg, die in der abgelaufenen Saison hinter den Erwartungen zurückblieben – auch wieder angreifen.

Die Wild Wings sind seit Jahren ein Befürworter der Auf- und Abstiegsregelung. Die Umsetzung dieses Plans rückt aber mehr denn je in weite Ferne.

Das stimmt. In jedem Jahr, wenn es an dieses Thema geht, ist erkennbar, wie brüchig dieses angestrebte Modell ist. Uns hat Mitte Mai die Nachricht des Vizemeisters und DEL-Bewerbers SC Riessersee vom Rückzug aus wirtschaftlichen Gründen in die Oberliga ziemlich überrascht.

Ist es möglich, dass die Wild Wings in der nächsten Saison einen neuen Kooperationspartner in der DEL2 haben?

Die Gespräche – primär mit Freiburg – laufen und sind offen. Aus unserer Sicht war das Handeln von Freiburg nicht immer ausreichend abgestimmt. In der Oberliga wird – mit hoher Wahrscheinlichkeit – Lindau unser Partner bleiben.

Die Nachwuchsarbeit der Wild Wings wurde nach jahrelangem Bemühen nun mit dem fünften Stern durch den DEB ausgezeichnet. Wünschen Sie sich auch, dass bald wieder einmal ein Spieler aus dem eigenen Bereich den Sprung zu den Profis schafft?

Dies wünschen wir uns, aber der Sprung vom Nachwuchs in die DEL ist sehr groß. Wir unterstützen den Nachwuchs sehr und zeigen zumindest die Wege auf – auch durch unsere Kooperationen – wie ein talentierter Spieler nach oben kommen kann. Verfügt allerdings ein Spieler hier in Schwenningen mit 13, 14 Jahren über sehr viel Potenzial, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er in diesem Alter bereits zu einem der größeren Klubs wechselt.

 Die Fragen stellten Gunter Wiedemann und Michael Bundesmann.

Bisheriger Kader der Wild Wings

 Torhüter:

Dustin Strahlmeier, Marco Wölfl.

Verteidiger:

Benedikt Brückner, Dominik Bittner, Mirko Sacher, Kyle Sonnenburg, Jussi Timonen, Kalle Kaijomaa, Dominik Bohac.

Stürmer:

Philip McRae, Stefano Giliati, Marcel Kurth, Kai Herpich, Simon Danner, Tobias Wörle, Anthony Rech, Mirko Höfflin, Markus Poukkula , István Bartalis, Marc El-Sayed, Julian Kornelli, Ville Korhonen.

 Trainerteam:

Trainer: Pat Cortina, Co-Trainer: Petteri Väkiparta, Torwart: Ilpo Kauhanen.