Peilt mit den Wild Wings die Play-offs an: Rihards Bukarts. Foto: Roland Sigwart

Eishockey: Die Neuen der Schwenninger Wild Wings (2): Rihards Bukarts träumt von den Play-offs.

Er ist jung, detailverliebt, blitzschnell und gilt als äußerst ehrgeizig: Der 22-jährige Lette Rihards Bukarts stürmt ab sofort für die Schwenninger Wild Wings – und besticht durch seinen absoluten Willen.

Rihards Bukarts ist kein Mann der großen Worte. Der 22-Jährige Lette ist ein Macher –einer, der seine Aufgaben mit vollem Willen angeht. Im Tunnel, fokussiert. "Normalerweise bin ich der erste Spieler, der morgens auf dem Eis steht – und der letzte Akteur, der geht", betont der neue Stürmer der Wild Wings – und dieser Ruf eilt ihm auch voraus. "Buky", wie ihn seine Freunde nennen, gilt als ehrgeiziger und harter Arbeiter. Zudem ist er jung – dafür bringt er aber schon einiges an Erfahrung mit in die Doppelstadt, sogar auf internationaler Ebene.

Der 22-Jährige stand von der U17 an im Aufgebot der lettischen Junioren-Nationalmannschaft. Seit der Saison 2016/17 hat er den Sprung ins A-Nationalteam geschafft. "Zuletzt stand ich bei der Weltmeisterschaft auf dem Eis", erklärt er mit Stolz. Dort war im Viertelfinale nach einer Niederlage gegen den späteren Weltmeister Schweden Schluss. Insgesamt 27 Spiele hat er bereits für die A-Nationalmannschaft bestritten, dabei fünf Tore und 14 Scorerpunkte erzielt.

"Ich bin ein schneller Spieler, der viel schießt", sagt Bukarts über seine Spielweise. Dies hat er bereits beim Schwenninger DEL-Konkurrenten Eisbären Berlin bewiesen: Erst kurz vor den Play-offs – als seine Saison in Lettland bereits beendet war – war Bukarts in die deutsche Hauptstadt gekommen. In den Play-offs erzielte er vier Tore für sein neues Team, verbuchte zudem vier Assists.

Ein starker Wert, weiß auch Wild Wings-Manager Jürgen Rumrich. "Wenn so ein Spieler zu haben ist, muss man zuschlagen", sagte er zur Verpflichtung des Rechtsschützen.

Die Gespräche liefen gut – und sie liefen schnell. "Nachdem Jürgen Ende Juni, Anfang Juli mit meinem Berater gesprochen hat, habe ich selbst mit ihm – und einige Male auch mit Pat Cortina – telefoniert", berichtet Bukarts. "Ich bin jetzt seit zwei Wochen hier, habe deshalb noch nicht viel von der Umgebung gesehen. Aber das Team ist super. Die Jungs sind ehrlich. Ich merke, wie wir bei jedem Eistraining ein Stück vorankommen", betont er. "Auch die Trainer und das Management bemühen sich, sodass ich mich wohlfühlen kann."

Heimisch gefühlt hatte sich Bukarts auch in Nordamerika. Im Sommer 2013 – damals war er gerade 17 Jahre halt – wagte er den Sprung über den großen Teich. Bukarts wurde im "Import Draft" der kanadischen Hockey-Liga CLH (Canadien Hockey League), bei dem Nachwuchsspieler aus nicht-amerikanischen Eishockey-Ligen unter den kanadischen Junioren-Ligen aufgeteilt werden, von den Brandon Wheat Kings gewählt.

In der Western Hockey League (WHL), einer der drei großen Junioren-Ligen Kanadas, erzielte er fortan in 162 Spielen für die Wheat Kings 150 Scorerpunkte. In der Saison 2014/15 kämpfte er sich mit seinem Team in den Playoffs bis ins WHL-Finale vor. Später lief Bukarts auch für die Manchester Monarchs – eines der Farmteams der Los Angeles Kings – auf.

Danach ging es zurück in seine lettische Heimat, wo er jeden Sommer – so auch in diesem Jahr – mit seinem Bruder trainiert. "Das hat sich mit unserem Team aus Athletiktrainern und Physiotherapeuten bewährt", sagt er.

Rihards älterer Bruder Roberts ist für eingefleischte Eishockey-Fans ebenfalls kein Unbekannter: Der 28-Jährige ist Kapitän der lettischen Nationalmannschaft und spielt derzeit beim HC Ocelari Trinec in Tschechien. "Mein Bruder Roberts ist mein Vorbild", betont Rihards Bukarts. "Und mein Vater ist mein Mentor."

Der 22-Jährige spielte zuletzt, bevor er nach Berlin wechselte, für Riga. Nun verfolgt er neue Ziele – und zwar mit den Wild Wings. "Ich will einfach ein besserer Spieler werden, mich in allen Bereichen steigern", sagt der Lette. "Jedes kleine Detail ist da wichtig."

Nach diesem Motto trainiert er – und damit scheint der junge Kufencrack perfekt zum Schwenninger Weg zu passen. "Es wäre eine super Leistung, wenn wir in die Play-offs kommen würden. Natürlich würde ich am liebsten den ganzen Weg bis zum Ende gehen. Aber man muss bescheiden bleiben und jede Situation akzeptieren – und dann das Beste daraus machen", stellt der Angreifer klar.

Im Sommer ist "Buky" übrigens auch anderweitig sportlich aktiv. "Ich spiele dann immer viel Tennis", sagt er. Für seine Zeit in Schwenningen hat er jedoch etwas anderes geplant: "Ich glaube, ich möchte hier lieber Golf spielen. Wir haben zum Saisonauftakt ein Neun-Loch-Turnier gespielt und das hat richtig Spaß gemacht."

Zur Person: Rihards Bukarts

Der Lette (1,81 m/84 kg) wurde am 31. Dezember 1995 in Jurmala – einer Stadt im Norden Lettlands, direkt neben der Hauptstadt Riga – geboren. Eishockey ist in Bukarts Heimatland Volkssport, doch nicht nur deshalb hat er mit dem Spiel auf dem Eis begonnen. Auch sein Vater Ralfs war dem Puck verfallen, wurde 1992 lettischer Meister. Rihards älterer Bruder Roberts ist Kapitän der lettischen Nationalmannschaft. "Daheim hat sich immer alles um Hockey gedreht", berichtet Bukarts. Mit 15 Jahren brach Bukarts erstmals von SK Riga in Richtung Ausland auf. Die Saison 2011/12 verbrachte er in der Nachwuchsmannschaft des russischen Zweitligisten Kapitan Stupino. Es folgte eine Runde in Riga, ehe er von den Brandon Wheat Kings (Kanada) gedraftet wurde. Danach machte Bukarts Station bei den Portland Winterhawks (WHL), den Portland Pirates (AHL), den Springfield Thunderbirds (AHL) und den Manchester Monarchs (ECHL), ehe er im Sommer 2017 zu HC Zlin nach Tschechien wechselte. Dort stand er – wie auch in der lettischen Nationalmannschaft – mit seinem Bruder Roberts auf dem Eis. Zlin wurde allerdings zu einer kurzen Episode, denn bereits nach 17 Spielen entschloss sich Bukarts dazu, sich Dinamo Riga anzuschließen. Das Team verpasste jedoch die Play-offs, sodass Bukarts kurz darauf eine neue Herausforderung suchte – und diese in Berlin fand. Die Eisbären-Fans hätten ihn gerne weiter in der Hauptstadt gesehen, schließlich entschied er mit einem seiner vier Play-off-Tore die Viertelfinal-Serie gegen die Grizzlys Wolfsburg für Berlin. Bukarts aber sieht seine Perspektive in Schwenningen – und stürmt künftig mit der Nummer 8 auf der Schulter für die Wild Wings. Er erhielt einen Einjahresvertrag.