Dustin Strahlmeier wurde zum besten der Liga ernannt. Foto: Eibner

Eishockey: DEL-Torhüter des Jahres über erste Play-off-Runde, seine Leistungsexplosion und seine Zukunft in Schwenningen.

Er ist einer der Überflieger der laufenden DEL-Saison. Schwenningens Torhüter wurde zum besten der Liga ernannt. Für die Wild Wings war er in vielen Spielen der Garrant für den Sieg und damit auch dafür zuständig, dass die Schwenninger das erste Mal seit 22 Jahren wieder die erste Play-off-Runde erreicht haben. Im Interview mit unserer Zeitung spricht der 25-Jährige über die Gründe für die starke Saison, die Zusammenarbeit mit Torwarttrainer Ilpo Kauhanen und Backup-Goalie Marco Wölfl sowie über seine Chancen auf die Weltmeisterschaft.

Dustin Strahlmeier, Glückwunsch zu einer ganz starken Saison. Konnten Sie inzwischen realisieren, was Sie alles erreicht haben?

Wir haben einen guten Schritt – den richtigen im Vergleich zum Vorjahr – gemacht. Trotzdem war es ärgerlich, dass wir gegen Wolfsburg ausgeschieden sind. Wir hatten uns da schon mehr ausgerechnet.

Sie waren nach der Niederlage sehr geknickt.

Klar. Das ist doch normal, in dem Moment, in dem man ausscheidet und die Saison damit gelaufen ist.

Was hat Wolfsburg besser gemacht als Schwenningen?

Wolfsburg war unglaublich effektiv vor dem Tor. Die haben es immer geschafft, die Scheibe gefährlich vor unser Tor zu bringen und dann abzufälschen. Das hat uns das Leben schwer gemacht. Im zweiten Spiel waren wir im ersten Drittel dazu nicht wirklich im Spiel.

Hat sich da die Nervosität in der Mannschaft bemerkbar gemacht?

Nervosität ist das falsche Wort. Wir waren alle angespannt, wir wussten ›jetzt geht es um alles‹. Das ist aber normal. Wolfsburg hat da einfach super dagegengehalten. Die hatten unser Spiel gut analysiert, wussten genau, wie wir unser Spiel aufziehen wollen und haben dies verhindert.

Dennoch hat die Mannschaft mit dem Erreichen der ersten Play-off-Runde Großes geleistet. Sie waren in der Vorsaison schon dabei und haben den direkten Vergleich. Was ist besser gelaufen?

Wir haben uns einfach alle individuell im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Mit Jussi Timonen haben wir einen sehr erfahrenen Verteidiger dazubekommen und uns im Sturm durch technisch versierte Spieler – wie zum Beispiel Mirko Höfflin – breiter aufgestellt. Dann haben sich die jungen Spieler wie Kai Herpich um einiges verbessert. Auch die Teamchemie war nochmals um einiges besser. Wir haben alle einfach super zusammengepasst. Das ist auch sehr wichtig.

Dazu kommt ein überragender Torhüter des Jahres Dustin Strahlmeier.

(lacht). Ganz ehrlich: Die Auszeichnung kam für mich sehr überraschend. Das war im ersten Moment schon komisch für mich. Es ist aber eine sehr große Ehre. Das weiß ich zu schätzen.

Wo muss man jetzt im Sommer ansetzen, damit die Mannschaft den nächsten Schritt schafft?

Das ist eine schwere Frage. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wenn man das immer so genau wüsste, würde jede Mannschaft jedes Jahr alles richtig machen. Jetzt ist das Management gefragt, die Saison zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Für uns gilt es dann wieder mit Vollgas zu arbeiten, wenn es an die Vorbereitung geht. Ich denke aber, dass wir auf einem guten Weg sind.

Wie haben Sie es denn geschafft, sich individuell in diesem Ausmaß zu verbessern?

Ich habe schon im Sommer angefangen, zu trainieren. Ich bin zu Ilpo Kauhanen, unserem Torwarttrainer, nach Finnland geflogen. Dort haben wir täglich zusammen gearbeitet. Davor habe ich bereits mit meinem Personaltrainer an meiner Fitness gearbeitet. Da steckt also einiges an Teamarbeit drin. Ich muss dazu sagen: Ich komme von einem Team, da gab es keinen Torwarttrainer. Und Ilpo und ich – das passt einfach perfekt zusammen.

War es deshalb auch für Sie schon so früh klar, Ihren Vertrag zu verlängern? Sie hätten sich nach dieser Saison wahrscheinlich einen Verein aussuchen können.

Es waren einige Angebote, auch sehr interessante, da. Aber ich weiß einfach, was ich an Schwenningen habe. Ich fühle mich hier sehr wohl. Hier hat man mir die Chance gegeben, mich zu beweisen. Da möchte ich nach einem guten Jahr nicht gleich wieder davonlaufen. Zudem habe ich mit Pat Cortina einen Trainer, der mir zu 100 Prozent vertraut, und mit Ilpo einen super Torwarttrainer.

Dazu haben Sie Marco Wölfl als Backup. Sie beide verstehen sich für Konkurrenten ja ziemlich gut.

Ich weiß, wie es ist, wenn man sich mit dem Goalie-Partner nicht versteht. Natürlich sind wir auch Konkurrenten. Aber für uns beide war von vorneherein klar, dass wir es irgendwie hinbekommen müssen, auf und neben dem Eis miteinander klarzukommen. Wir sind ein Team. So muss es sein. Es passt einfach alles perfekt.

Es gibt also auch kein böses Blut, weil Marco Wölfl in neun Spielen zwei Shutouts hatte, Sie aber keinen einzigen?

Eigentlich ist die Anzahl der Shutouts egal. Andere Statistiken sind viel wichtiger. Natürlich hätte ich gerne auch einen gehabt. Das ist bei einem Sieg immer das Sahnehäubchen. Es sollte aber irgendwie nicht sein. Trotzdem habe ich Marco jeden Shutout gegönnt. Und für mich hat es ja auch ohne zum Torhüter des Jahres gereicht.

Und damit auch zum vielversprechenden Kandidaten für die Weltmeisterschaft. Hatten Sie bereits Kontakt zu Bundestrainer Marco Sturm?

Wir haben bei der DEL-Gala kurz gequatscht. Da ging es aber nicht um die WM. Ich warte jetzt einfach ab, ob er anruft.

Sie wurden aber darum gebeten, sich in den kommenden Wochen fit zu halten?

Ja, genau. Das ist auf jeden Fall ein guter Schritt. Diese Woche machen wir noch Pause. Ab nächster Woche trainieren ein paar Spieler von uns dann ganz normal weiter.

Wer gehört denn noch zu diesen Kandidaten?

Das weiß ich gar nicht. Das werde ich nächste Woche sehen, wer da alles auftaucht. Ich glaube aber, Mirko Höfflin gehört dazu.

Das würde ja perfekt passen. Die beiden Kumpels Strahlmeier und Höfflin zusammen bei der WM.

(lacht). Dann wüsste ich auf jeden Fall schon, mit wem ich mir das Zimmer teile.  

Zur Person:

Dustin Strahlmeier

Der Torhüter wurde am 17. Mai 1992 in Gelsenkirchen geboren. Seine Karriere als Eishockeyspieler begann in der Nachwuchsabteilung der Moskitos Essen. Sein Vater war ebenfalls Eishockeyspieler. So war der Weg früh vorgezeichnet. Als Kind spielte Strahlmeier zudem Fußball. In der Saison 2009/2010 gab er bei den Moskitos sein Debüt in der Regionalliga. Zur Spielzeit 2010/11 wechselte er zum EHC Jonsdorfer Falken in die Dritte Liga. Parallel kam er zu seinem DEL2-Debüt bei den Lausitzer Füchsen. In der Zweiten Liga spielte er außerdem für Bietigheim. 2014 folgte der Schritt in die DEL nach Straubing. In seiner ersten Saison brachte es Strahlmeier auf 22 Einsätze. Nach einer weiteren Spielzeit mit 14 Einsätzen wechselte er nach Schwenningen. Dort avancierte er an der Seite von Joey MacDonald zur Nummer 1. Nach einer überragenden Runde 2017/18 – mit einem Gegentorschnitt von 2,34 und einer Fangquote von 92,74 – wurde er zum DEL-Torhüter des Jahres gewählt. Strahlmeier gilt als akribischer Arbeiter. Der Torhüter ist außerdem großer Fan von Schalke 04.