War 17 Jahre Sicherheitsbeauftragter bei den Wild Wings: Martin Krauß. Foto: Riesterer

Eishockey: Martin Krauß hat in der Helios-Arena viel erlebt. "Freue mich auf die andere Seite."

Die vergangene Spielzeit war die letzte Saison für Martin Krauß. Nach 17 Jahren hat der Schwenninger als Sicherheitsbeauftragter bei den Wild Wings aufgehört – und das mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

"Ich hatte in diesem Job sehr viele interessante Aufgaben und mit tollen Menschen von verschiedenen Institutionen zu tun, ob Feuerwehr, Sicherheitsdienste, Polizei, Geschäftsstelle oder Fanbeauftragte. Die Zusammenarbeit hat immer super funktioniert. Das werde ich sicher vermissen", gesteht der 39-Jährige. "Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich mich auch darauf freue, mal wieder auf der anderen Seite zu stehen und während eines Spiels einfach mal zwei Bierchen zu trinken", sagt Martin Krauß und lacht.

Im Jahr 2000 sei er "irgendwann mal angesprochen" worden, ob er als Ordner mithelfen wolle. "Und nach einem Jahr schon habe ich den Laden übernommen. Im Nachhinein eigentlich erstaunlich, ich hatte nicht gerade die größte  Expertise. Es hat sich eben so ergeben", sagt Krauß, der in Schwenningen geboren und aufgewachsen ist und auch in der Neckarstadt lebt. "Ein echter ›Local Hero‹ halt", erklärt er und schmunzelt.

Seit er in seiner Funktion beim Verein anfing, hat sich im Bereich Sicherheit vieles getan. "Es gab auch vor 17 Jahren schon Vorgaben, keine Frage. Aber mit jeder bösen Geschichte wurden die Regeln verschärft." Dabei zählt Kraus die Loveparade in Duisburg oder die Paris-Anschläge auf. Auch beim Umbau der Helios-Arena sei das Sicherheitskonzept angepasst worden. "Für die Fans wirkt sich das in Form von verstärkten Taschenkontrollen und Leibesvisitationen aus. Dass das unangenehm ist, kann ich verstehen. Die meisten wollen ja nichts Böses. Aber wenn es nicht nötig wäre, würden wir es nicht machen. Aus Langeweile stehen die Securityleute  nicht da", wirbt Krauß auch im Ruhestand um Verständnis.

Er nennt ein Beispiel: "Noch in der 2. Liga, die Finalserie 2013 gegen Bietigheim. Spiel sechs – in Schwenningen. Wenn wir gewinnen, gibt’s ein Spiel sieben, wenn Bietigheim gewinnt, sind sie Meister", fängt er an. Als Krauß erzählt, redet er unweigerlich lauter und lauter. "Plötzlich erfuhren wir aus verlässlicher Bietigheimer Fanquelle, dass die drei Kilo Rauchpulver in die Halle geschmuggelt haben sollen. Die klare Ansage war: Gibt’s ein Spiel sieben, wird gezündet!"

Das habe ihn damals tatsächlich in eine Zwickmühle gebracht. "Es war die Wahl zwischen Pest und Cholera. Klar wollte ich, dass wir gewinnen. Aber bei der Konsequenz? Das wäre keine gute Geschichte geworden." Die Halle blieb an jenem Abend rauchfrei.

Vor die Wahl gestellt, ob ihm  das Auswärtsspiel in Bremerhaven, das Heimspiel gegen Mannheim oder der Sonderzug nach Düsseldorf am liebsten war, muss Krauß lachen. "Das ist eine unfaire Frage." Vom Spaßfaktor der Sonderzug, aber letztendlich dann doch Mannheim, entscheidet er. "Bei Sonderzügen gab es vor Ort die Absprache mit den Sicherheitsdiensten, dass diese bei Problemen erst einmal uns ansprechen. Man kennt die Leute ja nun mal und kann vielleicht besser auf sie einwirken", erklärt er. Im Zug selbst habe man zwar Hausrecht gehabt. "Ich erinnere mich aber nur an einen Vorfall, da mussten wir einen Fan stehen lassen und der Polizei übergeben. Für gewöhnlich liefen die Fahrten immer sehr friedlich ab."

Heimspiele gegen Mannheim hingegen bezeichnet Krauß als "Großkampftag2. Eingestuft als Hochsicherheitsspiele, gebe es schon im Vorfeld regelmäßige Besprechungen mit Polizei, Sicherheitsdienst und – für Krauß ganz wichtig – den Fanbeauftragten.

"Der Sicherheitsdienst ist mit 50 statt 25 Mann da, die Polizei mit 80 statt zehn. Auch für mich war das eine schöne Rennerei. Trotzdem war mir das 1000 Mal lieber als an Dienstagabenden mit 2000 Leuten." Die längste Zeit hat Krauß seinen Job auf ehrenamtlicher Basis erledigt. Erst  in den  vergangenen Jahren war die Sicherheit rund um die Wild Wings sein Nebenjob. Sein gelernter und ausgeübter Beruf ist der des Speditionskaufmanns, seit drei Jahren ist er in Schwenningen Niederlassungsleiter eines Logistikunternehmens.

Die berufliche Veränderung ("Man hat mehr Aufgaben, ist mehr unterwegs") nennt er als Mit-, aber nicht als Hauptgrund für sein Aufhören. "Alles hat seine Zeit. Es zieht mich einfach auf die andere Seite. Vielleicht wird es nicht jeder  Fan so sehen", sagt er augenzwinkernd, "aber ich finde es immer schön zu gehen, solange die Leute noch ›Schade, dass du aufhörst‹, und nicht ›Endlich hat er’s kapiert‹ sagen. Ich glaube, diesen Punkt habe ich getroffen."