Die derzeit eher kritischen Wild-Wings-Fans wollen in der zweiten Hälfte der DEL-Hauptrunde wieder öfter jubeln. Foto: Sigwart

Eishockey: Laut Wild-Wings-Geschäftsführer geht "Deutscher Weg" zu Ende. Paul Thompson soll bleiben.

Michael Werner, einer der beiden Geschäftsführer der Wild Wings Spielbetriebs GmbH, ist 40 Minuten vor dem Heimspiel gegen die Nürnberg Ice Tigers in der Arena eingetroffen. Einen Spieltipp gibt der Unternehmer aus Niedereschach prinzipiell nicht ab. Er hofft vor allem auf eine gute Leistung seiner Mannschaft. Diese enttäuscht nicht nur ihn bei der 3:8-Niederlage – wieder einmal in dieser Runde.

Es ist viel in den vergangenen Monaten rund um das DEL-Schlusslicht passiert. Wie geht es mit der Mannschaft, mit Trainer Paul Thompson und Manager Jürgen Rumrich weiter? Ist der DEL-Standort Schwenningen gesichert? Wir fragten nach.

Herr Werner, die vergangene DEL-Saison hat Ihnen – trotz finanzieller Verluste – viel Spaß gemacht. Wie ist denn derzeit Ihre Stimmungslage?

Nach dem Trainerwechsel gab es einige gute Spiele, dann wieder Partien, in denen wir enttäuschend gespielt haben. Das Ganze ist einfach unbeständig. Wenn wir von Beginn an so gespielt hätten, wie wir unter Paul Thompson nun agieren, dann würden wir aber jetzt anders in der Tabelle dastehen. Für Thompson war der Start hier alles andere als einfach.

Was schätzen Sie an Paul Thompson?

Er hat viel Erfahrung, eine sehr gute Ansprache an das Team und schon viel in England erreicht. Er hat uns von Beginn an überzeugt.

Was waren für Sie die Gründe für die bisher so enttäuschende Bilanz?

Wir hatten eine holprige Vorbereitung und einen misslungenen Saisonstart. Dazu kamen Verletzungsausfälle von wichtigen Stützen der Mannschaft. Und vor allem haben einige Spieler nicht die erwartete Leistung gezeigt. Wenn man dann am Anfang gleich vier, fünf Spiele verliert, ist natürlich auch kein Selbstvertrauen da. Aufgrund dieser ganzen Problematik haben wir im ersten Drittel der Hauptrunde zu viel an Boden verloren.

Noch sind aber viele Punkte bis zum Ende der Hauptrunde zu verteilen. Was erwarten Sie von Coach Paul Thompson und dem Team noch bis zum 3. März des nächsten Jahres?

Ich erwarte zunächst, dass wir in den kommenden Wochen einfach beständiger spielen. Die Mannschaft hat ja mit den Siegen gegen die Großen wie München, Mannheim und Berlin bewiesen, dass mehr in ihr steckt. Und ich wünsche mir, dass sie auch ein attraktives Eishockey den Fans anbietet. Auf die Tabelle zu schauen, macht momentan keinen Sinn. Wir müssen es einfach hinbekommen, dass die Mannschaft ordentlich und vor allem – wie schon erwähnt – konstant spielt. Dann werden wir auch wieder mehr Erfolge haben. Ob wir noch im Kampf um Platz zehn eingreifen können, kann ich jetzt nicht sagen. In erster Linie muss die Mannschaft gute Leistungen abliefern.

Eine Konsequenz des Fehlstarts sind auch sinkende Zuschauerzahlen. Bisher besuchten gut 3400 Fans im Schnitt die Heimspiele. Kalkuliert wurde aber mit 4000 vor Saisonbeginn. Was würde es für Sie und die Wild Wings bedeuten, sollte der Schnitt nicht noch deutlich ansteigen?

Wir hoffen zunächst, dass wir durch die Weihnachtsspiele und insgesamt bessere Leistungen den Schnitt wieder etwas hochsetzen können. Dass wir aber in diesem Bereich nicht mehr unsere Erwartungen erreichen, scheint klar. Wir sind aber auch dankbar dafür, dass uns die Sponsoren die Treue halten. Es gibt in diesem Bereich trotz der Enttäuschungen keine negativen Tendenzen für die Zukunft.

Apropos "Fans". Sie, die weiteren Gesellschafter und Manager Jürgen Rumrich wurden nach der Beurlaubung von Pat Cortina – vor allem in den sozialen Medien – zum Teil heftig kritisiert. Wie sehr hat Sie dies getroffen?

Das hat mich sehr getroffen. Sachliche Kritik ist immer in Ordnung. Wir wissen ja, dass sehr viele Fans von uns mit Herzblut an den Wild Wings hängen. Aber in vielen Fällen war es in den vergangenen Wochen unsachlich. Sachverhalte wurden öfters aus dem Zusammenhang gerissen. Dazu stimmten einfach einige Behauptungen nicht. Wir hatten vor zwei Wochen eine sehr konstruktive Aussprache mit den Fanklub-Vertretern. Wir wollen diese Gespräche in zeitlich kurzen Abständen nun auch wiederholen, um die internen Vorgänge bei uns auch etwas nach außen hin verständlicher und transparenter zu machen.

Vergeht Ihnen, der seit Jahren mit viel Herzblut sowie großem finanziellen und zeitlichen Engagement dabei ist, bei so einer sportlichen Entwicklung und den negativen Stimmen denn nicht die Lust aufs Eishockey in Schwenningen?

Nein. Es ist generell nicht meine Art, einfach hinzuschmeißen. Es gibt – wie im richtigen Leben, im Beruf und auch im privaten Bereich – auch im Eishockey gute und schlechte Zeiten. Ich kann damit sehr gut umgehen. Wir arbeiten bereits mit Hochdruck daran, was wir in der kommenden Saison besser machen können. Die Schwachstellen wurden uns ja in den vergangenen Monaten klar vor Augen geführt. Wir müssen angesichts dieser Saison alles hinterfragen, um wieder erfolgreicher Eishockey zu spielen.

Wie sehen denn diese Planungen konkret aus?

Wir stehen mit Paul Thompson und Jürgen Rumrich in intensiven Gesprächen. Wir würden gerne bei Paul Thompson die Option ziehen und mit ihm in die nächste Saison gehen.

Wie gestaltet sich die Personalie Jürgen Rumrich, dessen Vertrag ja zum Saisonende ausläuft?

Es ist offen. Da müssen wir die Gespräche abwarten. Wenn er weiter unser Manager sein sollte, dann müssen sich auch in seinem Arbeitsbereich gewisse Dinge verändern. Er müsste bei einer weiteren Zusammenarbeit bei den organisatorischen Dingen entlastet werden.

Sie würden – neben Jürgen Rumrich – also einen kaufmännischen Geschäftsführer einstellen?

Sagen wir es mal so: Wir brauchen auf jeden Fall eine neue kaufmännische Kraft im Bereich der Geschäftsführung, damit sich der Manager noch viel mehr auf das Sportliche konzentrieren kann.

Gibt es bei den Entscheidungen der Personalien Thompson und Rumrich schon ein Zeitfenster?

Wir wollen noch in diesem Monat darüber Klarheit haben.

Wie sieht es mit den Planungen in Sachen Mannschaft aus?

Wie gesagt, alles ist auf dem Prüfstand. Wir schauen uns momentan genau an, mit welchem Spieler wir weitermachen – und mit welchem nicht. Einige haben aber auch noch die Chance, sich in der zweiten Hälfte der Hauptrunde zu bewähren.

Geht das große Thema "Deutscher Weg in Schwenningen" mit dieser Saison zu Ende?

Ja, unser "Deutscher Weg" geht zu Ende. Es geht in erster Linie darum, erfolgreich zu sein. In dieser Saison sind wir es bislang nicht, deshalb müssen wir etwas ändern.

Wie würden Sie denn konzeptionell den neuen Weg dann bei den Wild Wings beschreiben?

Dies ist momentan schwierig zu definieren. Wenn wir einen guten jungen deutschen Spieler holen können, werden wir dies auch weiterhin tun. Auch werden wir zukünftig offen für Zweiflaggenspieler sein. Paul Thompson hätte in dem Fall, wenn wir weiter zusammenarbeiten, einen guten Draht nach Nordamerika. Es geht in erster Linie darum, eine neue Mannschaft zusammenzustellen, die erfolgreich spielt und natürlich dazu für uns wirtschaftlich darstellbar ist.

Sie könnten aber auch Leistungsträger wie Dustin Strahlmeier oder Mirko Höfflin verlieren, die offenbar schon bei anderen Vereinen im Gespräch sind?

Das könnte sein. Mir ist zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht bekannt, dass ein Spieler von uns, schon irgendwo anders für die kommende Saison unterschrieben hat.

Erneut droht ein finanzielles Minus nach dem 52. Hauptrundentag. Wie gefährlich wäre dies für den DEL-Standort Schwenningen?

Schwenningen wird sicher DEL-Standort bleiben. Wir sind bereits in vielen Gesprächen und machen uns Gedanken, wie wir das erwartete finanzielle Minus auffangen können. Aber – wie gesagt – wir setzen auch noch auf eine sportlich und wirtschaftlich erfolgreichere Zeit in der zweiten Hauptrunden-Hälfte.

Ist es denn geplant, zukünftig noch mehr Gesellschafter mit ins Boot zu holen, um die Führungsebene weiter zu stärken?

Auch darüber machen wir uns gerade Gedanken. Dafür werden aber in den kommenden Monaten viele Einzelgespräche mit möglichen Kandidaten notwendig sein.

Der frühere Wild-Wings-Kapitän Andreas Renz hat gegenüber unserer Zeitung bereits vor einigen Wochen einen sportlichen Beirat angeregt, um noch mehr sportliche Kompetenz bei wichtigen Entscheidungen zu erreichen. Was halten Sie von dieser Idee?

Ich bin – ehrlich gesagt – sehr enttäuscht darüber, wie diese Sache gelaufen ist. Einige Tage vor der Aussage von Andreas Renz in der Öffentlichkeit hatte ich mit ihm darüber ein sehr konstruktives, einstündiges Telefonat. Wir sind verblieben, dass wir die Thematik weiter vertiefen wollen. Ich bin fest davon ausgegangen, dass diese Unterhaltung vertraulich bleibt, zumal ich zu diesem Zeitpunkt sehr offen für diese Idee war. Dass Andi Renz dann wenig später damit an die Öffentlichkeit geht, war für mich indiskutabel und ein Vertrauensbruch. Das Thema ist für mich deshalb erst einmal erledigt.