Dustin Strahlmeier strahlt nach einem Sieg. Foto: Eibner

Eishockey: Wild-Wings-Goalie Dustin Strahlmeier liebt die Duelle Mann gegen Mann.

Plötzlich ist Jeremy Williams durchgebrochen, kein Verteidiger der Wild Wings ist in der eigenen Verteidigungszone zu sehen. Doch da steht ja noch Goalie Dustin Strahlmeier. Das Duell beginnt.

Der Straubinger Top-Torjäger legt sich also am Sonntagnachmittag die Scheibe zurecht, kann in der 53. Minute beim Spielstand von 1:1 für die Entscheidung sorgen. Strahlmeier bleibt ruhig, beobachtet Puck und Williams genau. Der Tigers-Stürmer entscheidet sich für einen Schlenzer in Richtung des linken Torwinkels. Blitzschnell reißt der Keeper der Wild Wings die Fanghand nach oben, diese schnappt rechtzeitig zu. Die Fans sind nach dem "Big Save" begeistert, feiern den Schwenninger Torwart.

"Ich habe mich nicht bewegt, mich auf die Bewegungen von Jeremy Williams konzentriert", schaut Strahlmeier dem 22-fachen Straubinger Torschützen kurz vor dem Schuss einmal kurz in die Augen. Wohin blickt der Stürmer, schießt er direkt, will er den Goalie umspielen? All diese Fragen muss der 26-Jährige in Sekundenbruchteilen für sich beantworten. "Alles geht so schnell. Und dann hatte ich den Puck in meinem Handschuh", blickt der Spieler mit der Rückennummer 34 zurück. "Strahlmeier war in dieser Szene der Matchwinner", betont Tigers-Coach Tom Pokel auf der Pressekonferenz.

Dustin Strahlmeier hat also – wieder einmal – eine Eins-gegen-eins-Situation für sich entschieden. Und der gebürtige Gelsenkirchner liebt diese Situationen. "Manchmal ist es sogar besser für einen Torwart, wenn kein Verteidiger in der Nähe ist. Dann hat man freie Sicht", wird dieses Duell Mann gegen Mann auch in den Trainingseinheiten wieder und wieder geübt.

"Vor allem Penaltyschießen steht da auf dem Programm. Und fast jeder Spieler hat hier mindestens einen guten Move drauf. Jeder Penalty ist anders", hält Strahlmeier beim Shootout viel von Intuition, wenig von Statistiken über persönliche Vorlieben der Schützen.

Einen Spickzettel – Jens Lehmann hatte so einen bei der Fußball-WM 2006 im Viertelfinale vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien ("Hernán Crespo: langer Anlauf = rechts, kurzer Anlauf = links") erhalten, würde Strahlmeier also nicht in die Hand nehmen. "Es kommt da einfach auf Reaktionsgeschwindigkeit, auf die Erfahrung, ein gutes Auge und auch auf etwas Glück an", nennt Strahlmeier die Faktoren, die für ihn bei Alleingängen oder Penaltys wichtig sind. "Ein Torwart muss im entscheidenden Moment den Winkel verkürzen, dem Spieler eine möglichst kleine Fläche für den Torschuss anbieten", verrät der 26-Jährige sein Erfolgsrezept.

Dieses kennt nun auch Jeremy Williams, der fünftbeste Scorer der DEL. "Klar – es war eine wichtige Szene", weiß auch der Schwenninger Goalie, dass es bei einer Straubinger 2:1-Führung für die Wild Wings schwer geworden wäre, noch das Blatt zu wenden. Am Ende gewinnen die Neckarstädter mit 2:1 nach Verlängerung, dürfen so noch von den Pre-Play-offs träumen. "Wir spielen unter Paul Thompson ein System, das den Spielern mehr liegt. Die Verteidiger gehen nun weiter mit nach vorne, versuchen, die Scheibe in der gegnerischen Zone zu halten. Jeder spielt jetzt auf einem höheren Level", begründet Strahlmeier die unter Thompson positive Bilanz der Wild Wings.

"Natürlich liegen einige Teams vor uns. Aber noch ist alles möglich. Ich glaube daran, dass wir die Pre-Play-offs erreichen können. Von uns hat noch kein Spieler seinen Urlaub gebucht", geht Dustin Strahlmeier davon aus, dass die Wild Wings am 3. März – dann steht der 52. und letzte Spieltag der Hauptrunde auf dem Plan – noch nicht an das Meer oder die Berge denken, sondern an ihren Gegner in der "Achtelfinal-Serie".

Möglich, dass es dann wieder gegen Straubing geht – und erneut zum Duell mit Jeremy Williams kommt. Der Schwenninger Goalie, der jüngst seinen Vertrag verlängerte, würde sich darüber freuen.

Die persönlichen Top 5

Was man in Gelsenkirchen gesehen haben muss

"Klar – zunächst eine anständige Currywurst-Bude. Das ist Pflicht. Danach würde ich eine der vielen ehemaligen Zechen empfehlen, die nun in Kulturbetriebe verwandelt worden sind. Allgemein ist es lohnend, sich über die Zechen zu informieren, eine zu besuchen. Auch mein vierter Tipp hat mit Zechen zu tun. In der Zeche Zollverein kann man im Winter teilweise Eislaufen. Dort herrscht eine besondere Atmosphäre. Für Fußball-Fans ist natürlich ein Besuch der Schalker Arena Pflicht." Strahlmeier wurde am 17. Mai 1992 in Gelsenkirchen geboren.

 Was ein Gelsenkirchner in Schwenningen erleben sollte

"Also – mit Freunden geht es erst einmal zum Essen. Meistens gleich ins Planet Sports. Ein weiterer Restaurant-Tipp ist das Da Gino. Ich liebe einfach italienisches Essen. Genauso sieht es mit dem Frühstück aus, auch da gibt es einige sehr gute Möglichkeiten in Schwenningen. Und nach dem Essen lockt die Natur, am besten einfach mit den Hunden raus. Und natürlich muss man in die Helios-Arena, um die Wild Wings zu sehen." Dustin Strahlmeier spielt seit 2016 in Schwenningen.

 Welche Urlaubsorte hoch im Kurs stehen

"An Nummer 1 steht Jamaika, dort möchte ich unbedingt einmal hin. Auch die Malediven reizen mich sehr. Dubai finde ich auch sehr interessant. Strongoli in Süditalien kann ich sehr empfehlen. Außerdem mag ich auch Kurztrips – beispielsweise an die niederländische Nordsee." Strahlmeiers großer Wunsch von einer langen Australien-Reise wird sich wohl erst einmal nicht erfüllen.

 Was beim Goalie auf den Tisch kommt

"Ich liebe Steaks. Dazu – aber nicht nur zu Steaks – gerne Süßkartoffeln aus dem Ofen. Und Sushi könnte ich vier Mal in der Woche essen. Wie gesagt – italienisches Essen kann ebenfalls immer auf den Tisch kommen. Auch ein schöner Salat hat was." Der Torwart kocht gerne gemeinsam mit seiner Freundin.

 Welche Teams bei der WM ganz vorne landen

"Natürlich hoffe ich, dass Deutschland Weltmeister wird. Dahinter würde ich gerne die Schweiz und Schweden sehen, auf Rang vier Finnland. Aber natürlich kommen die Favoriten aus Kanada, den USA und Russland." Strahlmeier will bei der WM in Slowakei das deutsche Trikot tragen. "Das ist mein großes Ziel."