Jürgen Rumrich, Manager der Schwenninger Wild Wings. Foto: Sigwart

Eishockey: Wild-Wings-Manager über seine Vorstellungen, die neue Spielerhierarchie und eine Entlastung.

Der Terminplan für Wild-Wings-Manager Jürgen Rumrich ist sehr eng. Bevor er am Dienstag zu einem zweitägigen Workshop für alle Sportlichen Leiter der DEL fuhr, schaute er kurz noch auf einen Kaffee in unserer Sportredaktion in Villingen vorbei. Der 51-Jährige verriet, dass die Wild Wings nur noch einen ausländischen Angreifer suchen. Rumrich freut sich jetzt schon auf den Vorbereitungsstart Anfang August – und auf ein neues Team, "das sich erheblich von dem der vergangenen Saison unterscheiden wird".

Herr Rumrich, was steht für Sie – außer dem DEL-Workshop – noch in den kommenden Tagen alles an?

Wir suchen nur noch einen ausländischen Angreifer, demzufolge führe ich gerade viele Gespräche mit Agenten und sichte Videos in dieser Woche. Dann gibt es täglich die Telefonate mit unserem Coach Paul Thompson. Einen weiteren ausländischen Stürmer haben wir bereits verpflichtet. Doch wir können zum jetzigen Zeitpunkt den Namen noch nicht nennen. Am kommenden Montag geht es für mich für eine Woche zur A-WM in die Slowakei. Ich möchte dort möglichst viele Spiele anschauen.

Bei den Titelkämpfen werden Sie vielleicht auch ihren Torhüter Dustin Strahlmeier treffen. Waren Sie überrascht, dass die Vorbereitung für ihn so gut lief?

Man muss natürlich die Entscheidung in Sachen Philipp Grubauer jetzt abwarten. Ich drücke Dustin die Daumen, dass er bei der WM fest dabei ist. Verdient hat er es, denn er absolvierte zwei sehr gute Runden. Deshalb war ich davon überzeugt, dass Dustin eine große Chance hat, bei der WM dabei zu sein. Aber es war auch für Marcel Kurth eine sehr wertvolle Erfahrung, in den ersten Wochen der WM-Vorbereitung dabei gewesen zu sein. Marcel hat sicherlich im Kreis der Nationalmannschaft klar gesehen, in welchen Bereichen er weiter hart an sich arbeiten muss.

Zurück zur noch offenen Stürmerstelle für die kommende Saison. Ist es möglich, dass es vielleicht sogar bei dieser Weltmeisterschaft spontan zu dieser Verpflichtung kommt?

Dies halte ich nicht für ausgeschlossen. Unsere letzte Verpflichtung kann aber auch noch zu einem späteren Zeitpunkt passieren.

Wie genau sah Ihre Zusammenarbeit mit Paul Thompson in Sachen Kaderzusammenstellung aus?

Auf der einen Seite wurden uns natürlich sehr viele Spieler angeboten. Auf der anderen Seite hatten wir jedoch exakt unsere Vorstellungen, welche Spielertypen wir für die neue Saison brauchen. Hatte sich ein für uns interessanter Spieler herauskristallisiert, dann haben Paul und ich parallel weitere umfangreiche Informationen über den betreffenden Spieler eingeholt. Am Schluss gab es dann ein Ergebnis. In jedem Fall haben Paul und ich auch mit den Spielern gesprochen und diesen unser Konzept vorgestellt.

Wie oft haben Sie kontrovers diskutiert?

Nicht so oft, weil wir beide übereinstimmend ja grundlegend die gleichen Vorstellungen von den Spielern hatten, die wir verpflichten wollten.

Zwei bemerkenswerte Eckpunkte gibt es beim Blick auf den neuen Kader: Einige Spieler sind um die 30 Jahre alt, also schon sehr erfahren. Dazu wurden einige Neuverpflichtungen jeweils mit Zweijahresverträgen ausgestattet.

In Sachen Durchschnittsalter sind Paul Thompson und ich absolut der Überzeugung, dass wir eine gute Mischung zwischen erfahrenen und jungen Spielern gefunden haben. Man muss auch klar sagen: Ohne das Angebot eines Zweijahresvertrages hätten wir den einen oder anderen Spieler sicherlich nicht nach Schwenningen bekommen.

Wie genau haben Sie die neuen Spieler in den Gesprächen von einem Engagement bei den Wild Wings überzeugt?

Ich denke, das ganze Paket – mit einigen verschiedenen Perspektiven – hat sie überzeugt. Vor allem auch unser Plan, dass wir hier zusammen etwas Neues aufbauen wollen.

In welchen Punkten wollen Sie und der Trainer bei der neuen Mannschaft vor allem Unterschiede im Vergleich zur vergangenen Saison sehen?

Die Unterschiede wollen wir natürlich in vielen Bereichen sehen, denn die zurückliegende Saison war für uns alle sehr enttäuschend. Unsere neue Mannschaft soll physisch stärker sein. Sie muss mehr Torgefahr ausstrahlen. Wir brauchen auch von unseren Verteidigern mehr Offensivkraft. Das Spiel von hinten heraus muss insgesamt effektiver gestaltet werden. Dazu brauchen wir natürlich mehr Qualität im Powerplay und im Bullyspiel. Und es gibt noch einen sehr wichtigen Aspekt.

Welchen?

Wir hatten in der vergangenen Saison eine zu brave Mannschaft mit zu wenigen Führungsspielern. Ich bin sicher, dass wir nun eine neue mannschaftsinterne Hierarchie hinbekommen, in der die Konturen klarer sind. Wir müssen bei unseren Heimspielen wieder dahinkommen, dass jeder Gegner in Zukunft einfach sehr ungerne nach Schwenningen kommt.

Ihre Nordamerika-Reise zusammen mit dem Coach war erfolgreich. Welche langfristige Wirkung versprechen Sie sich davon?

Es waren sehr wertvolle Tage für uns. Paul und ich konnten unser Netzwerk entscheidend weiter ausbauen, was für die Zukunft in manchen personellen Angelegenheiten sicherlich einen kürzeren Draht bedeutet. Klar ist, dass für mich diese Reise in meinem Jahresterminplan zukünftig einen festen Platz findet.

Es hat sich personell und strukturell in der Organisation der Wild Wings einiges verändert. Oliver Bauer und Hendrik Kolbert entlasten Sie nun bei Ihrer Arbeit. Wie sieht dies konkret aus?

Oliver und Hendrik kümmern sich seit diesem Frühjahr vermehrt um die Organisation rund um die Wild-Wings-Spieler. Sie helfen bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen und anderen alltäglichen Dingen. Für mich ist jetzt schon eine große Entlastung spürbar. Die vergangenen Monate waren aufgrund der Kaderzusammenstellung aber natürlich sehr intensiv.

Wie konkret steht die Vorbereitung?

Am 20. Mai kommt Paul Thompson für einige Tage nach Schwenningen. Dann werden wir die sechswöchige Vorbereitungszeit fix planen. Viele Termine stehen ja bereits. Wir starten am Sonntag, 11. August, mit unserem ersten Testspiel in Bietigheim. Am Wochenende darauf spielen wir beim Bodensee-Cup in Kreuzlingen, der mit den Teilnahmen der Düsseldorfer EG und des HC Davos in diesem Jahr sehr aufgewertet wird. In diesem Rahmen werden wir in Kreuzlingen ein Trainingslager absolvieren. Ein zweites Trainingslager ist nicht geplant. Wir testen überwiegend wieder gegen Erstligisten aus der Schweiz.

Bei so vielen neuen Spielern gibt es auch einige Teambuilding-Maßnahmen?

Wir werden uns auch hier einiges einfallen lassen, damit die Mannschaft möglichst schnell zusammenwächst.

Gibt es denn nach diesen intensiven Monaten für Sie noch ein freies Zeitfenster für ein wenig Urlaub?

(lacht). Nicht so viele Tage, aber etwas Urlaub gönne ich mir mit meiner Familie noch um Pfingsten herum.  

Fragen von Gunter Wiedemann und Michael Bundesmann

Der Kader der Wild Wings

Torhüter

Dustin Strahlmeier, Ilya Sharipov (neu, zuletzt Bietigheim), Michael Böhm (Ravensburg).

Verteidiger

Boaz Bassen (U20), Dominik Bohac, Benedikt Brückner, Simon Danner, Christopher Fischer (Iserlohn Roosters), Mark Fraser (HKM Zvolen, Slowakei), Mirko Sacher und Dylan Yeo (Iserlohn).

Stürmer

Mike Blunden (HC Bozen), Matt Carey (Rögle BK, Schweden), Maximilian Hadraschek (EC Bad Nauheim), Kai Herpich, Julian Kornelli, Marcel Kurth, Jamie MacQueen (Eisbären Berlin), Markus Poukkula, Cedric Schiemenz (Eisbären Berlin/Lausitzer Füchse), Andreas Thuresson (Husqvarna Vätterstad, Schweden) und Alexander Weiß (Wolfsburg).

 Trainerstab

Chefcoach Paul Thompson, Co-Trainer Mike Flanagan (Nürnberg), Torhüter-Trainer Ilpo Kauhanen.