Das wohl letzte Bild als Trainer der Schwenninger Wild Wings: Helmut de Raaf besuchte vor kurzem die Villinger Redaktion des Schwarzwälder Boten. Foto: Eich

Angebot aus Salzburg: Helmut de Raaf löst Vertrag in Schwenningen auf. Manager sondiert Markt. Mit Kommentar

Nun ist es auch offiziell: Helmut de Raaf ist nicht mehr Trainer der Wild Wings. Der 54-Jährige löste seinen Vertrag in Schwenningen auf, wird Leiter der Red Bull Eishockey Akademie in Salzburg.

Alles ging sehr schnell. "Am vergangenen Dienstag gab es den ersten Kontakt zu Red Bull", blickt Helmut de Raaf zurück. "Dann hat er uns über das Angebot und seinen Wunsch informiert, nach Salzburg zu wechseln. Das war schon ein Schock, kam völlig überraschend. Es war klar, dass wir gegen diese Offerte keine große Chance hatten", bilanziert Manager Jürgen Rumrich die folgenden Gespräche mit de Raaf und den Gesellschaftern. "Nach reiflicher Überlegung und Abwägung aller Faktoren sind wir von Seiten der Wild Wings zum Ergebnis gekommen, dass einer weiteren erfolgreichen Zusammenarbeit die Basis entzogen wurde", teilen dazu die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Burger und Michael Werner mit.

"Für mich war schon vor einiger Zeit klar, dass ich nur noch ein, zwei Jahre als Coach arbeiten wollte, danach ins Management wechsle. Und nun kam – auch für mich völlig überraschend – plötzlich das Angebot aus Salzburg", bestätigt de Raaf, dass er längerfristig als Leiter der Red Bull Eishockey Akademie arbeiten wird. "Das ist so", sagt auch Guido Stapelfeldt, der Sprecher der Salzburger.

Goc spricht von einem "echten Dämpfer"

"Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, da ich mit den Wild Wings noch viel vor hatte", betont de Raaf. Doch das Angebot der "roten Bullen" war zu gut. Deshalb bat der ehemalige Nationaltorhüter um die Vertragsauflösung in Schwenningen. "Es gab aber keine Ausstiegsklausel", gibt de Raaf preis.   "Aufgrund der vorliegenden Fakten sind wir intern zum Entschluss gelangt, dass eine einvernehmliche Aufhebung des Vertrages die beste Lösung für beide Parteien ist, obwohl für uns die Einhaltung eines bestehenden Vertrages ein sehr hohes Gut darstellt. Doch wenn eine Partei den eingeschlagenen Weg nicht mehr vollumfänglich mittragen möchte, macht eine weitere Zusammenarbeit wenig Sinn", stellen die beiden Gesellschafter klar. 

Kapitän Sascha Goc, der am Dienstagabend von unserer Zeitung vom Rücktritt von de Raaf erfahren hatte, akzeptiert die Entscheidung. "Er hatte dafür wohl gute Gründe. Es ist aber sehr schade für uns und ein echter Dämpfer."

Wie geht es nun weiter? Während de Raaf in den kommenden Wochen seine Wohnung in Villingen auflösen wird, sondiert Jürgen Rumrich den Markt. "Der Manager wird nun die Aufgabe haben, einen neuen Coach zu finden, der den eingeschlagenen Weg fortsetzen und auch zu 100 Prozent mittragen wird",  betonen Werner und Burger. "Sicher ist, dass der Trainer ein Faible für die Ausbildung junger deutscher Spieler haben muss", wäre es für Rumrich auch wünschenswert, wenn der neue Mann an der Bande die deutsche Sprache beherrscht. Zudem hofft der Manager, dass Co-Trainer Petteri Väkiparta, der noch einen Vertrag besitzt, an Bord bleibt. "Klar ist, dass wir die noch offenen Spielerstellen erst besetzen werden, wenn der neue Coach unterschrieben hat", bekräftigt Rumrich.

Kommentar: Geschmäckle

Völlig unerwartet hat Helmut de Raaf also das Handtuch bei den Schwenninger Wild Wings geworfen. Es ist im Profisport zwar legitim, sich für lukrativere und sichere Jobs zu entscheiden, doch der Schritt des 54-Jährigen hinterlässt schon ein Geschmäckle. Loyalität sieht anders aus. Aber ganz ehrlich – wenn die "roten Bullen" rufen, sagen eben nur wenige Nein. Verträge können aufgelöst werden, so läuft das Geschäft nicht nur im Sport. Manager Jürgen Rumrich und die Gesellschafter haben nun die nicht einfache Aufgabe, möglichst zeitnah einen Nachfolger zu präsentieren. Groß am Kader feilen kann der neue Mann aber nicht. Die meisten Stellen sind schon besetzt. Wichtig ist, dass die Wild Wings den "Schwenninger Weg" auch mit de Raafs Nachfolger fortsetzen. Trainer und Spieler kommen und gehen, Konzepte müssen durchgezogen werden.