Eigentlich ist alles wie immer bei den Baiersbronner Eishockeyspielern der "Schwarzwälder Holzhacker", aber doch nur auf den ersten Blick.
Baiersbronn - Wer im Montagstraining vorbeischaut, sieht die Spieler auf Inlinern statt auf Kufen durch die Eishalle flitzen. Der Beschluss des Gemeinderats, in diesem Jahr kein Eis in Baiersbronn zu machen, um aufgrund der Energiekrise Gas zu sparen, trifft den noch jungen Club hart. Dabei hatte alles nach der Corona-Pause so gut angefangen. Freundschaftsspiele waren geplant, und auch die Zahl der Mitglieder stieg konstant.
Hart getroffen von Ausfall
"Der Eisausfall trifft uns hart, lange hatten wir auf eine verkürzte Saison gehofft. Doch der Beschluss wurde von der Gemeinde schon sehr früh gefasst", sagt Benjamin Maser, Trainer und Mitgründer der "Schwarzwälder Holzhacker".
"Wir bedauern die Entscheidung des Gemeinderats, nicht nur für uns, sondern auch für die Familien und die Jugendlichen, die die Eishalle immer gerne als Ausflugsziel oder Freizeitbeschäftigung in den Wintermonaten genutzt haben", sagt auch Harald Iven. Viele hätten sie gefragt, ob nicht gegen eine Schließung demonstriert werden könne. Doch die beiden Vorsitzenden betonen, dass es einen guten Austausch und ein gutes Miteinander mit der Gemeinde gebe. "Wir können die Verantwortlichen verstehen. Gemeinsam haben wir nach Einsparpotenzialen gesucht. Doch das Eismachen verschlingt einfach zu viel Gas."
In der jungen Geschichte des Vereins ist es nun schon der zweite Saison-Ausfall. "Viele sagen, dass es erst im nächsten Winter zu einer Gasknappheit kommen könnte. Müssen wir nochmals auf unser Eistraining verzichten, sieht es schlecht aus mit unserem Verein", sagt Maser. Ein weiteres Aussetzen wäre existenzbedrohend. Das lasse natürlich mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blicken.
Training auch in Balingen
Trotzdem machen die Eishockeyspieler das Beste aus der Situation und haben sich bei den geöffneten Kunsteisbahnen in der Umgebung bereits Zeiten gesichert. Über den Winter konnten sie sich fünf Eiszeiten in Balingen sichern. Dort wurden sie gut aufgenommen, und auch Trainings- und Freundschaftsspiele sind mit den Spielern dort geplant. "Trotzdem sind die Kosten für das Training dort eine große Kostenbelastung für jeden Spieler, rund 20 Euro plus Spritkosten muss jeder zahlen, um in Balingen trainieren zu können", so Maser.
In der Vergangenheit habe die Gruppe schon einen fünfstelligen Betrag aufgebracht, um in Baiersbronn das Notwendige wie Netze und Ausrüstung zu finanzieren.
Erfreulich sei, dass alle Mitglieder trotz der fehlenden Eistrainingszeiten bis auf einen Austritt geblieben seien. "Wir versuchen, die Gruppe zusammenzuhalten. Dazu trägt auch unser wöchentliches Training auf Inlinern in der Eishalle bei", erklärt Iven. Das Inline-Hockey mache zwar Spaß, sei aber eine ganz andere Sportart als das Eishockey. "Die Sportart ist wesentlich langsamer, und die Lauftechnik ist komplett verschieden."
Noch tun sich die Eishockeyspieler schwer, auf dem Betonboden der Eishalle zu trainieren. Schon das Bremsen sei eine Herausforderung und habe schon zu einigen Stürzen geführt. "Das typische Querstellen ist da fatal", sagt Trainer Maser. Einige Eishockeynachwuchstrainer würden gar nichts vom Inline-Hockey halten, da sich die Spieler falsche Techniken angewöhnen würden.
"Für uns bietet die Alternative vor allem die Chance, eine Aktivität vor Ort anzubieten. Eis kann dies aber bei weitem nicht ersetzten", stellt Iven fest. Trotzdem sei man froh, dass die Gemeinde diese Möglichkeit auch an den Adventswochenenden für alle anbiete. "Einige von uns haben schon ihre Gärten geflutet, um auf Eis zu trainieren", verrät Maser. Im Training am Montag sind immer rund zehn bis 15 Personen, doch der Mitgliederkreis ist auf rund 50 angewachsen, davon sind 35 aktive Spieler. Nun hoffen alle, dass nicht im nächsten Jahr wieder das Schicksal zuschlägt.