Im russischen Anti-Doping-Labor in Moskau – hier eine Archivaufnahme von 2016 – sollen Daten massiv verfälscht worden sein. Foto: Zemlianichenko Foto: Schwarzwälder Bote

Doping: Wada entscheidet heute über harte Sanktionen gegen Russland

Das Exekutivkomitee der Welt-Anti-Doping-Agentur wird am Montag in Lausanne entscheiden, ob Russland für vier Jahre weitgehend aus dem Weltsport verbannt wird. Damit ist der Fall wohl nicht abgeschlossen.

Auch der Bundesinnenminister plädierte vor dem Wada-Urteil im Dopingdaten-Manipulationsfall gegen Russland für null Toleranz. "Wenn solche Machenschaften aufgedeckt und belegt sind, sollte man konsequent diejenigen ausschließen, die es zugelassen, unterstützt und gemacht haben", forderte Horst Seehofer. Wenn das Exekutivkomitee der Welt-Anti-Doping-Agentur am Montag in Lausanne die von der Prüfkommission CRC empfohlenen Sanktionen bestätigt, wird Russland die nächsten vier Jahre im Weltsport im Abseits stehen. "Der Weg ist bereitet und gut. Die Rest-Skepsis bleibt", sagte Lars Mortsiefer, Vorstand der Nationalen Anti-Doping-Agentur.

Das CRC habe sich viele Gedanken gemacht und das an Sanktionen empfohlen, was das Regelwerk hergebe: "Das ist hart und in vielen Dingen passend, aber der Pferdefuß ist: Wenn es dann auch so umgesetzt wird." Nach dem CRC-Vorschlag soll Russlands Anti-Doping-Agentur Rusada für die perfide Verfälschung Moskauer Labor-Daten – mutmaßlich auch, um 145 Doping-Fälle zu vertuschen – für vier Jahre gesperrt werden.

In dieser Zeit dürften nur ausgewählte Athleten Russlands ohne Nationalfahne bei den Olympischen Spielen 2020 und 2022 sowie bei internationalen Titelkämpfen an den Start gehen. Zudem soll das Land in dieser Zeit keine Sportgroßveranstaltungen ausrichten und sich um keine bewerben können. Regierungsvertretern wird Besuch und Teilnahme an Olympischen Spielen und die Ausübung von Ämtern im Weltsport untersagt.

"Es wären Sanktionen, die wir alle früher erwartet hätten als Reaktion auf das Fehlverhalten", befand Mortsiefer. Russland hat seit Enthüllung des Staatsdopings im Dezember 2014 die Aufklärung immer wieder zu verhindern versucht. Deshalb ist damit zu rechnen, dass das Land die Wada-Entscheidung beim Internationalen Sportgerichtshof anfechten wird und die Causa die Olympischen Spiele 2020 in Tokio wie die von Rio 2016 und Pyeonchang 2018 überschattet.

"Meine Befürchtung ist, dass es im Nachgang auf juristischen Wegen zu unschönen Entwicklungen bis zu den Tokio-Spielen kommen wird", sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Unbenommen davon forderte er: "Es ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo die Wada klar und deutlich ihre Gestaltungsfreiheit nutzen sollte."

Auf dem olympischen Spitzentreffen am Samstag in Lausanne hatten die Teilnehmer "die härtesten Sanktionen" für Russland und die Herausgabe unverfälschter Daten gefordert, um "die unschuldige neue Generation sauberer russischer Athleten vor jeglichem Verdacht" zu schützen.