Mike Flanagan Foto: Wiedemann

Die Neuen der Schwenninger Wild Wings (2): Co-Trainer Mike Flanagan kennt sich in Deutscher Eishockey Liga aus. 

Die Türe des Trainerbüros ist offen. Mike Flanagan sitzt vor einem PC, davor liegen zahlreiche Ausdrucke vor dem neuen Co-Trainer der Wild Wings. Hier ein Spielschema, dort Statistiken und Trainingspläne. "Ich bin ein akribischer Arbeiter", betont der 50-Jährige.

Dies kann Chefcoach Paul Thompson nur bestätigen. "Wir kennen uns ja schon einige Jahre. Mike hat die gleiche Auffassung vom Eishockey, kennt zudem die DEL sehr gut, ja besser als ich", betont der Brite und lacht. Thompson ist sich sicher, dass Mike Flanagan einen großen Teil dazu beitragen wird, dass der große Umbruch der Wild Wings zum Erfolg führen wird. "Wir wollen zusammen, dazu gehört ja auch Torwarttrainer Ilpo Kauhanen, dafür sorgen, dass hier eine neue Identität und Mentalität entsteht", stellt Thompson klar.

Apropos Neuausrichtung. Diese war auch ein Grund, weshalb sich Mike Flanagan für ein Engagement in Schwenningen entschied. "Die Wild Wings wollen etwas bewegen. Dazu will ich meinen Teil beitragen", ist der Jazz-Liebhaber überzeugt, dass die Neckarstädter in der DEL-Saison 2019/20 eine gute Rolle spielen.

In dieser wird Mike Flanagan bei den Spielen für die Defensive zuständig sein, Paul Thompson für die Offensive. "Aber natürlich nehme ich von einem Eishockey-Experten wie Mike jeden Tipp für die Stürmer an", blickt der Chefcoach voraus. Auch Flanagan muss lachen. "Wir werden uns gut ergänzen. Das passt einfach", hat der neue Co-Trainer die ersten Treffen mit dem Briten nicht vergessen. "Damals war ich Assistenzcoach in Nürnberg. Wir haben da die Play-offs in Großbritannien beobachtet", erinnert sich der 50-Jährige genau. Und dann gab es ja noch im Jahr 2017 ein Testspiel von den Ice Tigers in Sheffield. Coach der gastgebenden Steelers: Paul Thompson.

Es gibt eine weitere Gemeinsamkeit: "Auch ich habe – neben dem kanadischen – einen britischen Pass", verweist Flanagan auf seine doppelte Staatsbürgerschaft. Zwar wurde der frühere Verteidiger in Orangeville in der kanadischen Provinz Ontario geboren, doch seine Eltern stammen aus London.

"Und ich wohne in Norfolk", fühlt sich Flanagan in der Stadt des US-Bundesstaates Virginia so richtig wohl. Dort leben auch seine beiden Söhne (15 und 19).

Apropos Norfalk. Bei den dortigen Admirals (AHL, American Hockey League) war Flanagan von 2010 bis 2012 Co-Trainer und gewann in seiner zweiten Saison mit dem Team den Calder Cup, also die Meisterschaft in der zweithöchsten Klasse Nordamerikas.

Kein Wunder, dass sein Name bald auf den Zetteln der europäischen Scouts auftauchte. 2012 nahm Flanagan ein Angebot von Valpellice in Italien an, führte das Team 2013 zur Meisterschaft und wurde gleichzeitig zum besten Trainer der Saison gewählt. Dazu kam ein Cup-Sieg. "Das war eine tolle Zeit, wir hatten großen Erfolg", zog es den Eishockey-Coach dann aber in die Deutsche Eishockey Liga (DEL). Drei Jahre lang, bis zum Ende der vergangenen Runde, stand er bei den Nürnberg Ice Tigers an der Bande. Zwei Halbfinal- und eine Viertelfinal-Teilnahme waren das Ergebnis.

Traumresultate – aus Schwenninger Eishockey-Sicht. Nun will Mike Flanagan alles dafür tun, dass die Wild Wings zumindest wieder ernsthaft in Richtung Pre-Play-offs schielen.

Zur Person

Mike Flanagan

Der neue Co-Trainer der Schwenninger Wild Wings wird am 20. November 1968 in Orangeville (Kanada) geboren. Flanagan, der auch einen britischen Pass besitzt, eifert schon früh seinem älteren Bruder nach, jagt also der Hartgummischeibe auf dem Eis hinterher. Von 1985 bis 1998 sammelt der Jazz- und Blues-Fan dann Erfahrungen als Spieler in der OHL (Ontario Hockey League), der ECHL (East Coast Hockey League) der CHL (Central Hockey League) und auch in Großbritannien, wo er für die Slough Jets und Telford Tigers verteidigt.

"Nach dem Ende meiner aktiven Laufbahn wurde ich überredet, mich in der Nachwuchsarbeit einzubringen", blickt er auf eine seiner wichtigsten Entscheidungen in seinem Leben zurück. Erstmals verdient Flanagan dann Geld als Coach bei den Grand Rapids Owls (Central States Hockey League), die er von 2001 bis 2006 betreut. Weiter geht es in der North American Hockey League. In dieser Klasse kümmert er sich um die Junioren der St. Louis Bandits, der Kenai River Brown Beasts und der Wichita Falls Wildcats, bevor Flanagan im Aktivenbereich für die Norfolk Admirals (AHL, American Hockey League) als Assistenzcoach arbeitet. Mit den Admirals gewinnt er den Calder Cup (Titel der AHL). 2012 verändert sich Flanagan in Richtung Italien, wo er mit Valpellice gleich große Erfolge – Meisterschaft, Cupsieg und Trainer des Jahres – feiert.

Nach den Stationen Neumarkt (Italien) und Gwinnett Gladiators (ECHL) wechselt er als Co-Trainer in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) zu den Nürnberg Ice Tigers, für die er in den vergangenen drei Jahren – auch beim Spengler-Cup – an der Bande steht. Mike Flanagan unterschrieb einen Vertrag über ein Jahr in Schwenningen. "Hier entwickelt sich etwas Neues", so der Eishockey-Fachmann.