Simon Danner kehrt nach Freiburg zurück. Foto: Eibner

Eishockey: Ex-Kapitän Simon Danner spricht über seinen Abschied aus Schwenningen. Mit Interview

Fast sechs Spielzeiten lang trug Simon Danner das Trikot der Wild Wings. Am Dienstag um 12 Uhr war für den Sympathieträger und früheren Kapitän plötzlich Feierabend in der Helios-Arena. Die Tür zum Zweitligisten EHC Freiburg tat sich für ihn auf. Am Freitagabend feierte er bei seinem Heimatverein nach zwölf Jahren im Heimspiel gegen die Heilbronner Falken seine Rückkehr. Für den 33-Jährigen, der bei den Schwenningern in der kommenden Spielzeit keinen neuen Vertrag mehr erhalten hätte, steht fest: "Es war für mich die beste Lösung." Kurz vor seinem ersten Spiel bei den "Wölfen" sprachen wir noch einmal mit Simon Danner.

Herr Danner, was werden Sie in Bezug auf die Wild Wings zukünftig alles vermissen?

Da gibt es schon einige Dinge, denn diese sechs Jahre waren ja für mich ingesamt eine tolle Zeit. Es beginnt mit so banalen Alltagssachen wie die tägliche Fahrt zwischen meinem zweiten Wohnort Bad Dürrheim und der Helios-Arena. Ich werde sicherlich die Fans vermissen und auch die vielen positiven Erlebnisse. Wir haben ja gerade in den Heimspielen einige erfolgreiche Stunden erlebt, feierten auch große Siege gegen Top-Teams. Ich konnte sechs Jahre lang an einem großartigen Standort Eishockey spielen. Die Zeit in Schwenningen war ein wichtiger Eckstein meiner Karriere.

Aber es gab auch Enttäuschungen.

Natürlich, nur einmal in dieser Zeit mit dem Team die Pre-Play-offs erreicht zu haben, war einfach zu wenig. Gerade in dieser Saison hatte auch ich mir mehr erwartet. Insgesamt waren unsere Mannschaften in all der Zeit besser, als es der Tabellenstand aussagte. Aber andererseits haben die Tabellen ja auch nicht gelogen.

Die aktuell sehr enttäuschende Ausgangssituation der Wild Wings war aber nicht der Grund – praktisch über Nacht – zu Ihrem Heimatverein nach Freiburg zurückzukehren?

Nein, natürlich nicht. Vor einer Woche hatte ich erfahren, dass ich keinen neuen Vertrag mehr bei den Wild Wings erhalten werde. Sehr gerne hätte ich zumindest noch eine Saison hier weiter gespielt. Ich hatte immer den Plan vor Augen, dass, sollte es in Schwenningen für mich zu Ende gehen, ich dann nur noch die Option einer Rückkehr zu meinem Heimatverein Freiburg wähle. Für mich wäre es in all der Zeit nicht mehr in Frage gekommen, nach Schwenningen noch einmal irgendwo anders in der DEL zu spielen. Am Montag dieser Woche hatte mir der neue Sportliche Leiter Christof Kreutzer noch einmal bestätigt, dass ich keinen Vertrag mehr erhalte. Am Dienstagvormittag habe ich noch mit der Mannschaft trainiert. Über Mittag gab es dann Gespräche, dass von Freiburger Seite aus Interesse besteht, mich sofort zurückzuholen. Es war natürlich für mich zu diesem Zeitpunkt die optimale Lösung, zumal ja meine Familie seit vergangenem Sommer in Freiburg lebt.

Was rechnen Sie sich mit den "Wölfen" in dieser Saison noch aus? Das Freiburger Team stand in der DEL2 vor diesem Wochenende auf einem hervorragenden zweiten Tabellenplatz.

Ich traue der Mannschaft, die in meinen Augen in dieser Saison optimal zusammengestellt wurde, noch einiges zu. Ja, ich freue mich sehr darauf, mit meinem neuen Team auch in den Play-offs möglichst weit zu kommen. Die in meinen Augen begeisternde Spielweise trägt klar die Handschrift von Trainer Peter Russell.

Und die Zukunftsperspektiven für das Freiburger Eishockey? Stichwort: Neue Halle.

Diese wird zeitnah kommen, da bin ich mir sicher. Auch deshalb hat das Freiburger Eishockey positive Zukunftsperspektiven.

Sie sollen zumindest noch anderthalb Jahre in Freiburg spielen. Auch für die Zeit danach wurde Ihnen von Seiten der Verantwortlichen bereits eine Perspektive angeboten.

Das stimmt. Ich soll in dieser Saison noch als Stürmer eingesetzt werden, in der kommenden Runde als Verteidiger. Vielleicht geht es danach noch als Spieler weiter, oder ich beginne im Nachwuchs als Trainer zu arbeiten. Bei den Wild Wings Future habe ich dies durch meinen sechsjährigen Sohn Eliya auch schon gemacht. Der Trainerberuf ist etwas, das ich mir auch langfristig insgesamt sehr gut vorstellen könnte.

Doch zurück zu Ihrer Zeit bei den Wild Wings. Sie erlebten aufgrund einer schweren Knieverletzung in dieser Saison keine leichte Zeit. Wie haben Sie die vergangenen Monate denn empfunden?

Man versucht auch als verletzter Spieler, so gut wie möglich an der Mannschaft dranzubleiben, auch einmal Ratschläge zu geben. Aber im Grunde genommen stehst du in so einer Zeit doch etwas im Abseits. Deshalb war es sehr schön, als ich im Dezember wieder ins Mannschaftstraining einsteigen konnte. Nur alleine für sich zu trainieren, war nicht so prickelnd. Ich wollte mich in den vergangenen Spielen unter Niklas Sundblad natürlich öfter beweisen, als ich dazu aber die Chance bekam.

Die Erwartungshaltung bei den Wild Wings war vor dieser Saison sehr hoch. An was hat es aus Ihrer Sicht gelegen, dass die Mannschaft aktuell abgeschlagen Tabellenletzter ist?

Ich denke, das wäre ein abendfüllendes Thema, weil ich viele kleine Ursachen sehe, die für das Gesamtbild verantwortlich sind. Ich bleibe aber dabei, dass dieser Kader mehr kann, als es der Tabellenplatz aussagt. Was gefehlt hat, war vor allen Dingen die Konstanz. Lief es phasenweise gut, passierten dann – in jedem Mannschaftsbereich – unerklärliche Aussetzer. Ohne Konstanz und Leistungskontinuität kannst du aber nicht erfolgreich sein.

Was würden Sie denn den Verantwortlichen der Wild Wings für die nächsten Jahre mit auf den Weg geben?

Es steht mir sicherlich erst einmal nicht zu, irgendwelche Ratschläge zu verteilen. Aber gut, ich denke, dass die Wild Wings insgesamt mehr Kontinuität in ihrer Entwicklung brauchen. Bei den Trainern waren doch zu viele Wechsel in all den Jahren. Für mich war zum Beispiel ein Helmut de Raaf ein hervorragender Coach, der aber wieder zu früh ging. Insgesamt müssten die Ausländer-Plätze viel besser besetzt werden. Dies ist ein Aspekt, von dem nun gerade die Freiburger Mannschaft sehr profitiert. Auch im Scoutingbereich müssten die Dinge aus Schwenninger Sicht verbessert werden. Die Grundlage für Erfolg wäre doch bei den Wild Wings da. Dieser Standort mit seinen Fans ist hervorragend. Es muss einfach sportlich in den kommenden Jahren viel mehr dabei herumkommen.

Die Fragen stellte Michael Bundesmann

Zur Person

Simon Danner

Simon Danner wurde am 25. Dezember in Freiburg geboren. Er ist mit seiner Frau Felicitas verheiratet. Das Paar hat die Kinder Eliya (6) und Philine (3). Seine Eishockey-Ausbildung absolvierte der Stürmer beim EHC Freiburg. Bereits als 15-Jähriger wurde er erstmals in der Profimannschaft der Freiburger eingesetzt. Mit den "Wölfen" feierte Danner dann 2003 sein DEL-Debüt. Im Jahr 2005 wechselte der 1,84 m große Rechtsschütze zu den Frankfurt Lions (ebenfalls damals DEL).

In dieser Zeit war er weiterhin mit einer Förderlizenz für Freiburg ausgestattet. Letztmals wurde Danner bei den Breisgauern in dieser Konstellation in der Saison 2007/08 eingesetzt. Seine weiteren Stationen waren Düsseldorf (2010 bis 2012) und zwei Saisons bei den Grizzly Wolfsburg. Ab der Saison 2014/15 stürmte Simon Danner für die Wild Wings, für die er insgesamt 249 Spiele (41 Tore/49 Assists) verzeichnete. In der Saison 2018/19 war er auch Kapitän. 19 A-Länderspiele bestritt er ebenfalls.