Bei den Eisbären Berlin zählen Frank und dessen Sohn Eric Hördler zum Kader – beide haben damit in der DEL schon Geschichte geschrieben und treffen nun auf die Bietigheim Steelers.
Frank Hördler erinnert sich gern an seine ersten Schritte als Eishockeyprofi. In der Saison 2001/02 fuhr der Verteidiger mit seinen 16 Jahren in der Bezirksliga Bayern und in der drittklassigen Oberliga für den ERC Selb aufs Eis und konnte sich dabei sogar auf familiären Beistand verlassen – sein Vater Jochen, damals 42, zählte ebenfalls zum Team aus dem Fichtelgebirge; auch in der folgenden Spielzeit 2002/2003 standen Vater und Sohn im Oberliga-Kader des ERC und bestritten Seite an Seite einige Spiele. „Das war schon etwas Besonderes für mich“, erzählt Frank Hördler, „wenn der Papa, der dich bislang durch dein Leben begleitet und dich immer unterstützt hat, mit dir gemeinsam auf dem Eis steht.“
Es scheint gelebte Tradition im Hause Hördler zu sein, dass der Senior den Junior nicht nur in die Eishockeyspur hin zum Profitum geleitet, sondern dass die beiden Generationen sich irgendwann auch auf der 60 mal 30 Meter großen Eisfläche in einem Team bewegen. Zum Saisonauftakt der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sorgten Frank und Eric Hördler aus diesen familiären Gründen für ein historisches Ereignis: Bei der Partie der Eisbären Berlin gegen die Nürnberg Ice Tigers am 18. September standen erstmals Vater und Sohn in der DEL miteinander auf dem Eis. Dass die Hördlers mit den Eisbären gegen die Ice Tigers eine 2:4-Niederlage bezogen, beeinträchtigte die Familienfeier nur minimal. „Es war unbeschreiblich“, sagte der 18 Jahre alte Eric damals, „ich werde mich immer an diesen Tag erinnern – es war ein schönes Gefühl, und es erfüllt mich mit Stolz.“ Und Frank, mittlerweile 37 und Kapitän des deutschen Meisters sowie mit der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 ausgezeichnet, freute sich über die Fortsetzung der Tradition: „Jetzt bin ich der stolze Papa. Das war etwas ganz Besonderes. Das war ein schöner Tag.“
An diesem Freitag empfangen die Eisbären (19.30 Uhr) in der Mercedes-Benz-Arena am Ostbahnhof die Steelers aus Bietigheim, ein Erfolg des Titelverteidigers über den letztjährigen Aufsteiger setzen die Fans in der Hauptstadt voraus – auch wenn die Saison des deutschen Rekordmeisters bislang keine Erfolgsstory darstellt. Nur auf Platz elf finden sich die Eisbären in der Tabelle, in der Champions Hockey League sind sie am Mittwoch nach der Gruppenphase ausgeschieden. Die Ergebniskrise liegt mit daran, dass der Club vom Verletzungspech verfolgt und die junge Garde verstärkt eingesetzt wird – allerdings kommt Eric Hördler auf bislang vier DEL-Partien mit 18:23 Minuten Eiszeit, Vater Frank setzte in acht Matches 157:44 Minuten seine Knochen ein und sammelte zwei Scorerpunkte. Gegen die Adler Mannheim (2:4) feierte das Vater-Sohn-Duo vor zwei Wochen Heimpremiere, dabei spielten Frank und Eric teilweise sogar in einem Block. „Ich bin ziemlich ehrlich zu ihm, nicht immer Vater, auch nicht immer Freund“, erzählt der Senior, „es gibt Momente, in denen er daran zu knabbern hat, was ich ihm sage.“ Doch der Filius weiß das zu schätzen. „Ein erfahrener, sehr guter Eishockeyspieler kann mir jeden Tag nach dem Training sagen, wie es war, was ich besser machen kann“, sagt der U-18-Nationalspieler, „er kann es auf eine Art, wie es vielleicht kein anderer kann.“
Die Steelers sind in der Liga ebenfalls nur ganz allmählich auf Betriebstemperatur gekommen. Das Schlusslicht kommt erst auf zwei Siege, die Bietigheimer mussten immer wieder wichtige Stammkräfte ersetzen – und die Neuzugänge passten sich erst langsam ins System von Trainer Danny Naud ein. Vor allem in Überzahl sind die Steelers so harmlos wie eine Maus, die einen Elefanten umwerfen will – ihre Überzahlquote liegt bei acht Prozent (Tore bei Zeit in Überzahl), dem schwächsten Wert aller 15 Clubs. 20 Prozent gelten als guter Wert, Tabellenführer Red Bull München kommt auf mehr als 32 Prozent. Und doch werden Frank und Eric Hördler nicht mit angezogener Handbremse gegen den Club vom Ellental antreten.
Frank Hördler hat noch einen zweiten Sohn, der heißt Jonas, ist 14 und trägt das Trikot der U 17 der Eisbären Juniors. Aber mit dem Jüngeren wird der 66-malige Nationalspieler eher nicht gemeinsam in einem Ligaspiel aufs Eis fahren. „Dann müsste ich noch mindestens drei oder vier Jahre weiterspielen. Das ist eine lange Zeit“, sagt der Eisbären-Kapitän. Es ist damit die Aufgabe von Eric, die Tradition der Eishockeyfamilie Hördler fortzuführen.