Zehn Jahre – und es gibt ihn immer noch: den Szeneladen „Antisocial Underground Fashion Store“ in Vöhringen. Wie Manuela und Gert Kopf das in Zeiten des Einzelhandel-Sterbens geschafft haben und was Menschen aus dem Stuttgarter Raum anzieht, erzählen sie im Gespräch.
T-Shirts mit provokanten Sprüchen, Schallplatten der Lieblingsbands, Konzertkarten, Metal-Klamotten – der„Antisocial Underground Fashion Store“ ist eine Fundgrube für Fans von Metal. Und das nun schon seit zehn Jahren. Dafür reisen die Käufer auch gern mal aus den Nachbarlandkreisen oder sogar dem Stuttgarter Raum an.
Eine Nische gefunden
Dabei lag der Fokus des Geschäfts erst auf etwas ganz Anderem. Alles begann mit Second-Hand-Kleidung für Kinder – zuerst bei den Kopfs zu Hause, in Wittershausen, später unter dem Namen „Sparadies“ am heutigen Standort in der Vöhringer Dorfstraße.
Doch der Aufwand, die abgegebene Kleidung zu sortieren, zu überprüfen und ins Sortiment aufzunehmen, stand irgendwann in keinem Verhältnis mehr zu den Einnahmen.
Im Bestreben, etwas zu bieten, das in der Region vor Ort eher schwer zu finden ist, spezialisierten sich Manuela und Gert Kopf auf Artikel für Metal-Fans. Kontakte in die Szene waren bereits vorhanden – nicht zuletzt, weil Gert Kopf früher selbst Teil der Band „Dark Reality“ war und das OMI Open mit aus der Wiege gehoben hat.
Und das Konzept stellte sich als erfolgreich heraus. 2018 übernahmen die Kopfs zudem die T-Shirt-Marke „Antisocial Underground Streetwear“ von einem Bekannten aus dem Tübinger Raum.
Einzelhandel hat es schwer
Doch die Zeiten für Einzelhändler wurden zunehmend härter – und sie sind es immer noch. „Ohne unserem eBay-Shop gäbe es uns gar nicht mehr“, gibt Gert Kopf zu. Aus diesem verschicken sie EU-weit Waren. „Preise wie Amazon und Co. können wir dabei aber nicht bieten.“
Umso dankbarer sei man für die Stammkunden, die gerne im Vöhringer Laden einkaufen und das Konzept der Kopfs unterstützen. Mittlerweile habe man überwiegend Neuware im Angebot, sagt Gert Kopf.
Große Nachfrage nach Schallplatten
Neben Streetwear, Band-Shirts und Patches ist die Nachfrage nach Schallplatten inzwischen besonders groß. „Ein Kunde hat gesagt, wir hätten die größte Auswahl an Metal-Schallplatten im Kreis Rottweil“, erzählt Gert Kopf stolz. Was dagegen kaum mehr verkauft werde, seien DVDs und CDs.
Gut nachgefragt würden auch Tickets für regionale Festivals, beispielsweise das „Easter Cross“ in Oberndorf und das „Wolfweez Festival“ in Irslingen. Auf diese Weise seien auch schon Kunden in den Laden gekommen, die ihn vorher gar nicht gekannt hatten, sagt Gert Kopf. Und das teilweise, obwohl sie aus der näheren Umgebung kamen.
Corona hat viel kaputtgemacht
Ja, man habe in zehn Jahren auch mal über einen anderen Standort nachgedacht, sagt Kopf, etwa in der Balinger Fußgängerzone. Aber dort wäre die Miete viel zu hoch gewesen.
Schon so hat es der Store, der freitags am Nachmittag und samstags mittags geöffnet ist, nicht leicht. An manchen Tagen komme kein einziger Kunde, bedauert Gert Kopf. Das sei schon frustrierend. „Corona hat viel kaputt gemacht. Da hatten wir zeitweise nur noch einmal im Monat geöffnet. Danach blieben leider auch ein paar Stammkunden weg“, sagt er.
Glücklicherweise seien aber neue dazugekommen. „Noch kämpfen wir“, sagt der 50-Jährige.
Stammkunden geben Auftrieb
Was den Online-Handel angehe, könne man sich nicht beschweren, auch wenn der Preiskampf hart sei. Mit vielen Handelspartnern in Europa sei man in diesem Bereich gut aufgestellt und könne auch teils spezielle Wünsche der Kunden erfüllen. Unter denen sind Jugendliche übrigens ebenso vertreten wie Menschen jenseits der 60 Jahre.
Und erfreulicherweise gebe es im Laden auch Tage, an denen richtig viel los sei, sagt Gert Kopf. Und für einen Stammkunden, der es nicht innerhalb der Öffnungszeiten schaffe, vorbeizukommen, bleibe er auch mal länger da. „Über Stammkunden freue ich mich besonders. Die geben uns Auftrieb.“