Die 22-jährige Geschichte wird weitergeschrieben – und das ganz zur Freude der Schwenninger Bevölkerung: Der Schreibwarenladen Harald Mager Auf Rinelen schließt entgegen seiner Pläne doch nicht – sondern erweitert sogar sein Angebot.
Es war Anfang des Jahres 2023, als Harald Mager nach 22 Jahren beschlossen hatte, seinen beliebten Schreibwaren- und Zeitschriftenladen Auf Rinelen aufzugeben. Die allgemeinen Zahlen seien rückläufig gewesen und besonders der Zeitschriftenvertrieb ein zu großer Aufwand im Verhältnis zum Nutzen. „Es macht keinen Sinn mehr“, hatte der Inhaber damals die Konsequenz gezogen.
Großes Bedauern
Sehr zum Bedauern der Schwenninger Bürger, die stets die persönliche Beratung von Harald Mager und seiner Frau Caroline Seckinger – sie hatte das Geschäft mit aufgebaut und steht, wenn sie nicht gerade in ihrer Massagepraxis nebenan tätig ist, ebenso im Verkauf – geschätzt hatten. So sollte der Betrieb sukzessive auslaufen. Den Lotto- und Zeitschriftenbereich hatte Mager bereits vor rund einem Jahre an Ostern abgegeben.
Wieder mehr Zeit
Ein Ausverkauf der sonstigen Ware – hauptsächlich Schreibwaren- beziehungsweise Schulartikel sowie Bastelbedarf – sollte folgen. „Er hat sich aber in die Länge gezogen“, blickt der gelernte Informatiker, der auch Eigentümer der Räumlichkeiten Auf Rinelen 40 ist, zurück. Da das Geschäft fortan samstags immer geschlossen hatte, hatte das Ehepaar wieder etwas mehr Zeit für sich und die Familie.
Neues Know-How
„Es ist ruhiger und angenehmer geworden“, beschreibt Harald Mager die Last, die sich in den vergangenen Jahren angestaut hatte und nun von ihm und seiner Frau gefallen war. Und die zudem Zeit und Muße geschaffen hatte, sich in Sachen Bastelbedarf und Kreativsein wieder mehr Wissen und Fähigkeiten anzueignen und im Internet oder auf Messen Einblicke in die neuesten Trends zu bekommen. Auch bei Firmenbesichtigungen – etwa von großen Farbstiftenherstellern, bei denen Künstler mit den Stiften parallel gearbeitet hätten – habe man viel Innovatives erfahren.
Ausprobieren und üben
In Kombination mit den Kundenstimmen, die ihr Bedauern immer wieder zum Ausdruck gebracht hatten, sei allmählich der Gedanke gereift, doch weiterzumachen. Und zwar mit dem Bereich Schulutensilien sowie mit der Kreativecke, die ausgebaut werden soll. Dafür wird vor allem Caroline Seckinger zuständig sein. „Ich bin die Kreative und möchte alles ausprobieren“, sagt sie und lacht. Und ausprobieren sowie üben sollen künftig auch die Kunden vor Ort – nicht nur Schulkinder, sondern auch Erwachsene.
Sechs Kreativbereiche
Rund fünf bis sechs Kreativbereiche wird es auf der Ladenfläche geben, unter anderem Aquarell, Acryl, Fimo oder Linoldruck, an denen auch Anfänger verschiedenste Techniken, Stifte oder spezielle Werkzeuge testen dürfen. Für Caroline Seckinger ist es wichtig, dass die Kunden genügend Zeit und genügend „Freiheit“ zum Kreativsein haben. „Es kann jeder malen!“, so lautet stets ihre Devise, mit der sie ermutigen möchte. Zu schade sei es doch, dass viele ihr Potenzial unterschätzten oder einen zu hohen Anspruch an sich selber hätten. Schließlich sei gerade das Malen etwas sehr Subjektives, jeder habe eine andere Vorstellung.
Wert auf gute Qualität
Richtiges und gutes Material zu haben, erleichtere das Basteln, Malen und Werkeln enorm. Das Ehepaar legt viel Wert auf gute Qualität. Da sind die Acryllackstifte der Firma Molotov aus Lahr, die sich gut für das Verzieren von Steinen und Holz eignen, da sind die Füller der Tennenbronner Firma Schneider, da ist die wohl größte Auswahl an Fimo-Artikeln im weiteren Umkreis, da sind aber auch verschiedene Kleber, Scheren oder Zirkel, die „einfach gut funktionieren“, erklärt Harald Mager. Das bedeute aber nicht unbedingt, dass es Premium sein müsse. Viel wichtiger sei es für ihn, (lokale) Firmen an der Hand zu haben, mit denen man gut zusammenarbeiten könne und stets einen Ansprechpartner habe.
Mehr als nur Beratung
Als Ansprechpartner möchte man auch im Schreibwarenladen fungieren. Nicht nur, um bei der Materialauswahl zu beraten, sondern auch, um mit Tricks, Kniffen und Techniken in verschiedenster Form weiterzuhelfen und die Kunden für jegliche künstlerische Aktivitäten zu begeistern. „Sie sollen merken wie viel Freude es macht, mit den eigenen Händen zu arbeiten“, sagt Caroline Seckinger.
Einbezug der sozialen Medien
Dennoch zeigt sich das Ehepaar nicht nur für die analoge, sondern auch für die digitale Welt offen und nutzt ebenso die sozialen Medien für das Geschäft und das Kreativsein. Über einen Podcast stehe man in einem regelmäßigen Austausch mit einer amerikanischen Künstlerin. Facebook und Instagram sollen künftig helfen, um gezielt auf Projekte und Angebote hinzuweisen.
Ein Alleinstellungsmerkmal
„Wir freuen uns, dass es weitergeht“, kommentiert Harald Mager schließlich den Entschluss, der ihm als Einzelhändler für Schreibwaren und Bastelbedarf – inklusive Hermes-Paketshop – mittlerweile ein Alleinstellungsmerkmal in Schwenningen verleiht. Und sich, so hofft er, bald noch mehr herumsprechen wird.