Der s.Oliver-Store in der Basler Straße 174 schließt. Foto:  

Mit dem s.Oliver-Store des Modehauses Diehl verschwindet ein weiteres Bekleidungsgeschäft aus der Innenstadt. Sind die Mieten schuld?

Viel zu viele Bekleidungsgeschäfte in Lörrach – auch das wurde in den vergangenen Jahren schon beklagt. Doch von wem? Wirtschaftsförderin Marion Ziegler-Jung muss lachen. „Es kommt immer darauf an, wen Sie fragen. Die meisten wünschen sich laut Passanten-Umfragen nämlich durchaus ein vielfältiges Modeangebot“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Nachgefragt seien verschiedene Stile für verschiedene Alters- und Preisklassen. Nur mit einem ausgewogenen Angebot könne man gegenüber dem Online-Handel bestehen.

 

Dass es in der Lörracher City Mieterwechsel gebe, sei zudem Zeichen einer ganz normalen Fluktuation, die der Innenstadt sogar gut tue. „Leerstand ist natürlich nicht gut. Aber wechselnde Angebote beleben die City.“

Der Ausverkauf läuft derzeit

Nun weisen seit Kurzem an den Schaufenstern des s.Oliver-Stores in der Basler Straße Schilder auf den laufenden Ausverkauf hin. Auch auf der Homepage des Modehauses Diehl, dem der Store gehört, wird die Schließung verkündet: „Wegen Geschäftsaufgabe – Alles muss raus“ wird um Schnäppchenjäger geworben. Kundinnen gehen interessiert die Sortimente durch.

Frühere Schließungen

„Mal sehen, was hier jetzt reinkommt, hoffentlich schöne Mode“, meint denn auch eine Kundin zu ihrer Freundin. Genauere Informationen haben aber offenbar auch die Verkäuferinnen nicht.

Schon länger hat das Traditionshaus Diehl sein Trendhouse Store in der Galerie am Alten Markt (2020) geschlossen, 2023 folgte das Geschäft „Comma“.

Der Mustang Jeans-Laden ist schon länger geschlossen – und soll anderweitig genutzt werden. Foto: Gabriele Hauger

Ganz in der Nähe, neben dem „Wilden Mann“, hat kürzlich der Jeans-Mustang-Laden dichtgemacht. Hier wurde eine Nutzungsänderung beantragt, bestätigt Ziegler-Jung. „Ein Modegeschäft hat es in dieser Nähe zur Außengastronomie nicht leicht, Laufkundschaft anzulocken“, ist ihr klar. Daher werde es hier wohl kein weiteres Bekleidungsgeschäft geben.

Was kommt in den „Hallhuber“?

In der Tumringer Straße gibt es seit Längerem einen Leerstand, den früheren Hallhuber, auch dies ein Modegeschäft. „So etwas schmerzt uns natürlich.“ Die Stadt habe schon mehrfach angeklopft, damit wenigstens die Schaufenster trotz des Leerstands ansprechend gestaltet werden. Es habe aber einen mehrfachen Eigentümerwechsel des Hauses gegeben, daher sei die Kontaktaufnahme schwierig gewesen.

Inzwischen wurde das Geschäft umgebaut und aufgeteilt. Nach Informationen der Wirtschaftsförderin werden dort zwei Dienstleister – ein Telefonanbieter und ein Friseurgeschäft – einziehen. Auch dies wird von Marion Ziegler-Jung keineswegs kritisch gesehen. Unterschiedliche Menschen hätten eben unterschiedliche Bedürfnisse.

Multifunktionalität

Die Wirtschaftsförderin stellt noch mal das Motto „Multifunktionalität“ ins Zentrum. „Es braucht in der Innenstadt nämlich neben Geschäften genauso Dienstleister, Ärzte, Gastro, Handwerk und auch Kultur. Das macht eine Innenstadt aus. Und aufgrund eines solchen Mix kommen die Menschen in die Innenstadt. Lörrach hat diesen Mix – und das soll auch so bleiben.“

Bestätigt wurde diese Erkenntnis bei der Bürgerbefragung zur Stadt- und Regionalentwicklung von Donato Acocella im September. In dieser hatten die Teilnehmer als wichtigsten Grund für einen Innenstadtbesuch Lörrachs das Einkaufen sowie Bummeln und Gastro-Besuche angegeben. Auf den Plätzen folgten schon Arztbesuche und Dienstleistungen. Spitzenreiter beim Einkauf ist demnach tatsächlich Mode, dicht gefolgt von Drogerieartikeln, Büchern, und Nahrungsmitteln.

„Hallhuber“ ist schon lange geschlossen. Foto: Gabriele Hauger

Als Grund für Schließungen wird in der Lörracher Innenstadt immer wieder das Thema „hohe Mieten“ angegeben. Auch für Claudia Diehl war dies auf Nachfrage unserer Zeitung der Hauptgrund: „Wir schließen den s.Oliver-Store hauptsächlich aufgrund der zu hohen Mietkosten. Auch möchten wir uns verstärkt auf das Modehaus konzentrieren.“

Wirtschaftsförderin: Stabilität täte gut

Zu hohe Mieten sind auch für Marion Ziegler-Jung ein leidiges Thema. An der Preisschraube werde leider allzu oft ordentlich gedreht. Bereits in der Corona-Zeit hätten sich viele Vermieter leider nicht „elastisch“ gezeigt. „Es wäre wünschenswert, wenn Mieter und Vermieter sich gut einigen können.“ Auch für Vermieter sei es nämlich deutlich sinnvoller, auf stabile Mieter zu setzen, die dann entsprechend sorgsam mit der angemieteten Immobilie umgingen. Nicht immer sei es angesagt, das Maximum aus einem Objekt herauszuholen. Das bringe nur häufigere Wechsel und weniger Identifikation.

„Wir haben in Lörrach viele schöne Beispiele für lange und gute Mietverhältnisse, die fast symbiotisch sind. Davon profitieren beide Seiten – und die ganze Stadt.“