Die Beschäftigten im Einzelhandel in Baden-Württemberg bekommen rückwirkend mehr Geld. Foto: dpa

Die Verhandlungen dauerten bis tief in die Nacht, doch das Aufbleiben hat sich gelohnt: Die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitgeber einigten sich auf eine Lohnsteigerung von 3 Prozent rückwirkend zum 1. Juli. Im April steigen die Tariflöhne dann noch einmal.

Die Verhandlungen dauerten bis tief in die Nacht, doch das Aufbleiben hat sich gelohnt: Die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitgeber einigten sich auf eine Lohnsteigerung von 3 Prozent rückwirkend zum 1. Juli. Im April steigen die Tariflöhne dann noch einmal.

Korntal-Münchingen/Stuttgart - Im festgefahrenen Tarifkonflikt des deutschen Einzelhandels haben die Verhandlungspartner in Baden-Württemberg den bundesweit ersten Durchbruch erzielt. Das teilten die Gewerkschaft Verdi und der Handelsverband am Donnerstagmorgen in Stuttgart mit. Der umkämpfte Manteltarifvertrag sei wieder eingesetzt worden.

Arbeitnehmer und Arbeitgeber hätten sich außerdem auf eine Lohnsteigerung von 3 Prozent für die rund 220.000 Beschäftigten in Baden-Württemberg rückwirkend zum 1. Juli 2013 geeinigt. Zum 1. April 2014 sollten die Tariflöhne dann um weitere 2,1 Prozent steigen.

Signalcharakter für die ganze Branche

Der Durchbruch bei den Gesprächen in der Nacht zum Donnerstag könnte bundesweiten Signalcharakter für die Branche haben. Es gibt zwar keinen bundesweiten Tarifvertrag, die Ergebnisse in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen galten zuletzt aber häufig als Vorlage. Die Verhandlungen im Südwesten waren bisher am weitesten vorangekommen. In ganz Deutschland hatte Verdi die Beschäftigten seit Monaten zu Warnstreiks mobilisiert. In Berlin und Brandenburg waren für Donnerstag neue Aktionen angesetzt.

Verdi hatte im Südwesten Änderungen am Manteltarifvertrag komplett abgelehnt. Die Arbeitgeber wollten das Regelwerk hingegen anpassen, da sie es für veraltet halten. Die Reform der Tarifverträge soll nun im kommenden Jahr weitergeführt werden.

Einer der strittigsten Punkte sei bis zuletzt die Frage gewesen, wie Regalauffüller, die oft über Werkverträge ausgegliedert würden, wieder in den Tarifvertrag geholt werden könnten, hieß es bei Verdi.

Der erzielte Kompromiss sehe nun vor, dass eine neue Lohngruppe mit einem Stundenlohn von knapp unter zehn Euro geschaffen wird. Damit habe man einen „tarifpolitischen Meilenstein“ erreicht, sagte Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke. Daneben ist nach Angaben des Handelsverbands eine „Anwendungs- und Interpretationshilfe“ für flexiblere Arbeitszeiten formuliert worden.

Der Entgelttarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten und kann erstmals zum 31. März 2015 gekündigt werden. Der gekündigte Manteltarifvertrag wird rückwirkend zum 1. Mai 2013 wieder in Kraft gesetzt und hat ebenfalls eine Laufzeit von 24 Monaten.