Die Fahrten sind teils knifflig, denn viele Straßen sind großteils zerstört. Ein Navigationsgerät leistet hier keine Dienste mehr. Foto: Bettinger

"Es fällt schwer, die Bilder in Worte zu fassen", sagt Fabian Frey. Er war mit weiteren Ehrenamtlichen des Deutschen Roten Kreuzes aus dem Kreis im Katastropheneinsatz im Ahrtal. Im Gespräch schildern sie ihre Eindrücke.

Kreis Rottweil - Die Erlebnisse der vergangenen Tage und Wochen haben Spuren hinterlassen. Fabian Frey, Manuel Haug, Stefan Schöbel, Christian Starke, Fabian Bettinger, Christine Eha, Florian Pfundstein, Alexander Binder, Myrielle Kimmich und Jochen Hofer – allesamt Ehrenamtliche der DRK-Bereitschaften im Kreis Rottweil, waren im Katastropheneinsatz im Ahrtal – als Helfer unter vielen Hunderten. "Und doch hat man teilweise das Gefühl gehabt, es ist noch keiner dagewesen. Da fühlt man sich schon hilflos", schildert einer der jungen Männer.

"Straßen und Brücken waren einfach nicht mehr da, das kann man sich nicht vorstellen", erzählen sie. Beim Verlegen Kranker in andere Krankenhäuser hätten sie selbst für eigentlich kurze Wegstrecken "Ewigkeiten" gebraucht, da viele Straßen einfach nicht mehr vorhanden sind und die wenigen von vielen Leuten genutzt werden. Da habe auch das Navi keine Dienste mehr leisten können.

Im Rahmen des Katastrophenschutzes hatte das Land Einsatzkräfte abgerufen. Für die Fahrten stehen den Landkreisen Fahrzeuge zur Verfügung, informiert Kreisbereitschaftsleiter Michael Häring. »Die Fahrzeuge sind seit vielen Jahren ein Bestandteil der Hilfe im Landkreis und werden alle 25 Jahre ausgetauscht. Unsere sind zehn Jahre alt und sehr gut ausgestattet«, sagt er.

Spontan packen sie Koffer

Spontan hätten sich die Ehrenamtlichen aus dem Kreisgebiet bereit erklärt zu helfen. Innerhalb von zwei Stunden waren die ersten beiden Notfalltransporte (Notfall KTW) aus Bösingen und Oberndorf abfahrbereit. Christian Starke und Stefan Schöbel sowie Manuel Haug und Fabian Frey konnten starten. "Wir haben auch sehr gute Unterstützung bekommen. Ein Getränkehändler in der Rottweiler Heerstraße besorgte uns innerhalb einer Stunde 1000 0,5-Liter-Flaschen Getränke, und auch eine Bäckerei aus Villingendorf und ein Metzger aus Bösingen unterstützten", freut sich Michael Häring. Wenige Tage später starteten dann aus Rottweil Fabian Bettinger, Christine Eha, Alexander Binder und Florian Pfundstein, und eine weitere Woche später schließlich Jochen Hofer und Myrielle Kimmich.

"Zunächst fühlte es sich an wie ein Ausflug. Wir waren am Nürburgring stationiert, da hat man von der Katastrophe noch nichts mitbekommen", berichtet Stefan Schöbel. Das sei heftig gewesen, da sie ja nur wenige Kilometer von der Einsatzstelle entfernt gewesen seien.

Die Ankunft im Gebiet Ahrweiler erschüttert die jungen Leute und bewegt sie noch immer. "Die Bilder bleiben haften. Es war heftig, dieses Ausmaß an Zerstörung zu sehen", sagt Jochen Hofer, für den es bereits der zweite Katastropheneinsatz ist. Er war als Helfer auch nach dem Erdbeben in L’Aquila vor Ort. "Doch Wasser richtet deutlich mehr Schaden an. Das Wasser hat vielen Menschen ihr gesamtes Leben einfach weggespült. Man fühlt sich hilflos", schildert er.

Leute sehr, sehr dankbar

Damit spricht er seinen Kollegen offenbar aus der Seele. Sie alle haben geholfen, wo eben Hilfe gefragt war: Sie haben zugehört, sich erzählen lassen, angeschaut und beruhigt. Seelenpflaster waren hier mehr gefragt als alles andere. "Doch bei dem Ausmaß an Zerstörung war unsere Hilfe gefühlt gerade mal ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Christine Eha.

Und doch war sie wertvoll für all diejenigen, die die Unterstützung erfuhren. "Die Leute waren wirklich sehr, sehr dankbar, dass sie reden und zeigen durften", sagt auch Fabian Bettinger.

Vorbereiten könne man sich auf solch einen Einsatz nicht, sagen sie. Da helfe auch die beste Schulung nicht weiter. "Eine mentale Einstellung kann man auch nicht schulen", ist Christine Eha überzeugt. Die Bilder werden den Helfern vermutlich ewig bleiben. "Für alle, die Schwierigkeiten haben, den Einsatz zu verkraften, steht auch professionelle Hilfe zur Verfügung", informiert Häring und betont, dass es klasse gewesen sei, so schnell Ehrenamtliche für den Einsatz zu bekommen.

"Das Gemeinschaftsgefühl der Helfer war ein ganz besonderes und das war sehr berührend", sagen die Einsatzkräfte. Sie seien glücklich, dass sie wenigstens einen kleinen Beitrag hätten leisten können.