Chiara Berger in der Tagespflege, in der sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr verbracht hat. Hier werden täglich bis zu 20 Menschen betreut. Bei ihrer Arbeit geht es um Hilfe in alltäglichen Handlungen wie Essen oder auch um gemeinsames Spielen und Basteln. Foto: Wöhrl

Chiara Berger war sich, wie viele andere direkt nach der Schulzeit, über ihre berufliche Zukunft noch nicht im Klaren und wollte zuerst Erfahrungen sammeln. Diesen hat sie in der Tagespflege der kirchlichen Sozialstation Blumberg in die Tat umgesetzt.

Blumberg - Die 17-Jährige hat nach dem Realschulabschluss von August 2020 bis Ende Juli 2021 in der Tagespflege gearbeitet. Seit deren Einführung im Januar 2017 werden bis zu 20 Menschen von Fach- und Hilfskräften betreut, aber auch Freiwillige helfen mit. Aktuell führt Chiara Berger ihre Tätigkeit als Ferienjob fort. Durch ihre Mutter, die Leiterin in der Tagespflege ist, hatte sie bereits einen Einblick in den sozialen Bereich.

Caritas zahlt Aufwandsentschädigung

Die Sozialstation hat das Konzept des freiwilligen sozialen Jahres modifiziert, erklärt Geschäftsführer Markus Leichenauer. In Abstimmung mit den Kandidaten entfallen beispielsweise Seminare. Die Aufwandsentschädigung für die Freiwilligen fällt in der für die Caritas üblichen Höhe aus.

Der Tagesablauf und die Aufgaben der Freiwilligen in der Sozialstation sind meist gleich. Die Haupttätigkeit ist die Betreuung der Menschen, dazu zählt das Essen, aber auch Spiele oder andere Beschäftigungen. Es gehe um die Unterstützung bei Dingen, die für einen selbstverständlich sind, so Leichenauer. Von Zeit zu Zeit einen Kuchen zu backen, gehört auch dazu. "Das hat mir schon vorher Spaß gemacht", stellt Chiara Berger fest.

Viel mitgenommen für persönliche Entwicklung

Ein besonderes Erlebnis gab es für die Freiwillige nicht, sie blickt gerne auf das gesamte Jahr zurück. "Die ganze Erfahrung war schön." Sie hat viele Erfahrungen gesammelt, die man so in der Schule nicht mitbekommen könne. Auch für ihre persönliche Entwicklung habe sie viel mitnehmen können. Für die Sozialstation ist das FSJ vor allem wichtig, um jungen Menschen die Chance zu bieten, erste Erfahrungen im sozialen Bereich zu sammeln; aber auch um zukünftige Mitarbeiter zu gewinnen. Einen Andrang auf die aktuell ausgeschriebene FSJ-Stelle gebe es nicht, bedauert der Geschäftsführer.

Markt an Fachkräften ist leergefegt

"Der Fachkräftemarkt ist leer" sagt Leichenauer. Seit mehreren Jahren werden in der Sozialstation Altenpfleger ausgebildet, seit einer Gesetzesänderung im Januar 2020 heißt es Ausbildung zu Pflegefachkraft, die Spezialisierung entfällt. Damit könne der eigene Bedarf an Mitarbeitern gedeckt werden. Die Auszubildenden kommen laut Schätzung des Geschäftsführers zu 85 Prozent aus Blumberg und der näheren Umgebung. Unter den Hilfskräften und Auszubildenden der Sozialstation Blumberg befinden sich nicht nur Jugendliche nach dem Schulabschluss, sondern auch Menschen, die bereits in einem anderen Beruf tätig waren. Häufig würden diese nach einem Ausstieg erst stundenweise in der Pflege anfangen.

Auf die Frage, welche Eigenschaften die künftigen Bewerber mitbringen sollten, hat Leichenauer nur eine Antwort: "Spaß auf die Arbeit mit Menschen." Vorerfahrungen sind nicht nötig, das könne alles gemeinsam im Team erarbeitet werden.

Chiara Berger wird demnächst ihr Fachabitur am Wirtschaftsgymnasium Donaueschingen beginnen. In welche Richtung es danach geht, weiß sie noch nicht.

Info: Freiwilliges Soziales Jahr

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ist eine mögliche Form des Freiwilligendienstes, die sich an junge Menschen im Alter zwischen 15 und 27 Jahren richtet. Nachdem die jungen Leute ihre Schulpflicht abgeschlossen haben, können sie sich in Schulen oder Pflegeeinrichtungen engagieren. Weitere Möglichkeiten für einen Freiwilligendienst sind ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD), der als Kompensation für den seit 2011 ausgesetzten Zivildienst dient.