Haus des Jugendrechts: eine Idee aus Baden-Württemberg Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Mit den Häusern des Jugendrechts war Baden-Württemberg Vorreiter beim Umgang mit straffällig gewordenen Jugendlichen. Das Modell ist erfolgreich – und sollte aus Sicht der SPD ausgebaut werden.

Angesichts der steigenden Zahl von kriminellen Jugendlichen in Baden-Württemberg fordert die SPD, die Zahl der „Häuser des Jugendrechts“ im Land deutlich auszubauen. So könnten gefährdete junge Menschen rechtzeitig vor einer kriminellen Laufbahn bewahrt werden. „Die steigende Jugendkriminalität ist ein Alarmsignal“, sagte der SPD-Rechtsexperte Boris Weirauch der Deutschen Presse-Agentur. Das Angebot eines „Hauses des Jugendrechts“ müsse auf alle 17 Landgerichtsbezirke in Baden-Württemberg erweitert werden. 

In den bislang neun Einrichtungen im Südwesten arbeiten Staatsanwaltschaft, Polizei und Jugendamt eng verzahnt unter einem Dach zusammen. So fielen straffällig gewordene Jugendliche nicht durchs Raster und bekämen durch zügige Strafverfolgung Grenzen aufgezeigt, sagte Weirauch. „Durch eine begleitende Jugendsozialarbeit wird gleichzeitig verhindert, dass sie wieder auf die schiefe Bahn geraten“, ergänzte er. 

Erstes Haus vor 25 Jahren eingerichtet

In Baden-Württemberg war vor 25 Jahren das bundesweit erste Haus des Jugendrechts eingerichtet worden. Nach dieser Premiere in Stuttgart-Bad Cannstatt wurden auch in Pforzheim (2012), Mannheim (2015), Heilbronn (2017), Ulm (2020), Offenburg (2020), Karlsruhe (2021), Waldshut-Tiengen (2022) und Villingen-Schwenningen (2022) „Häuser des Jugendrechts“ in Betrieb genommen. Weitere Häuser für Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis sowie für den Kreis Böblingen und für Stuttgart-Mitte sind in Planung. Nach baden-württembergischem Vorbild gibt es Einrichtungen inzwischen unter anderem auch in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen.

Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges (CDU) stellt am Vormittag (11 Uhr) die Strafverfolgungsstatistik für das vergangene Jahr vor. Erwartet wird darin ausgehend von der Kriminalitätslage auch ein Anstieg bei den Zahlen verurteilter Minderjähriger. 

Zuletzt hatte sich Innenminister Thomas Strobl (CDU) bei der Vorstellung der Kriminalstatistik besorgt über den Anstieg der Jugendkriminalität gezeigt. So sei die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren im vergangenen Jahr um 13,7 Prozent auf ein Zehnjahreshoch gestiegen. Die Zahl der tatverdächtigen Kinder unter 14 Jahren stieg zwischen 2014 und 2023 um gut 40 Prozent an. Vor allem in den Bereichen Diebstahl und gefährliche Körperverletzung legen die Zahlen zu.