Gemeinderäte, Verwaltungsmitarbeitende und Führungskräfte vor dem Haus Weitblick Foto: Gemeinde

Bürgermeister Enderle und Gemeinderäte aus Loßburg statteten der Einrichtung für psychisch kranke Menschen einen Besuch ab.

Drei Neubauten standen auf dem Besichtigungsprogramm des Loßburger Gemeinderats. Zwei Handwerksbetriebe und das Therapiezentrum Weitblick der Gruppe „Miksch + Partner“ in Sulzbach. Vor gut neun Monaten wurde diese Einrichtung für psychisch kranke Menschen eingeweiht, nun ist sie fast vollständig belegt. Das geht aus einer Pressemitteilung der Gemeinde hervor.

 

Heiko Mückstein, einer der beiden Geschäftsführer, und Fachbereichsleiter Frank Schwendemann begrüßten Bürgermeister Christoph Enderle, einige Amtsleiter und zahlreiche Gemeinderäte. Für alle Neuen im Gremium stellte er „Miksch + Partner“ vor. Die Gruppe betreibt im Kreis, aber inzwischen auch in den Nachbarkreisen Calw und Enzkreis, etliche Einrichtungen für Menschen mit Suchterkrankungen, psychischen Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit.

Traumatische Kindheitserlebnisse

„Der Bedarf bei psychisch kranken Menschen ist immens“, erklärte Mückstein. „Der Standort hat sich sehr gut entwickelt, derzeit betreuen wir hier 75 Patienten“, sagte er. Schwendemann ergänzte, dass es bereits einige Auszüge gegeben habe, in der Regel in eine ambulante Betreuung. Zunächst sei der Umzug vom bisherigen Haus Grezenbühl in Alpirsbach holprig verlaufen, doch inzwischen hätten sich die Bewohner gut integriert.

Frank Schwendemann (links) und Heiko Mückstein Foto: Gemeinde

„Ziel der Einrichtung ist es, die Patienten so weiter zu entwickeln, dass sie sich wieder in die Gesellschaft integrieren können“, beschrieb Mückstein den Auftrag. Dabei werden im Haus Weitblick Menschen mit sehr schweren psychischen Erkrankungen behandelt, wie zum Beispiel Schizophrenie oder Borderline-Störungen. Oft gebe es auch Doppel-Diagnosen, denn häufig kämen noch Suchtprobleme hinzu oder leichte geistige Beeinträchtigungen.

Bewohnern eine Tagesstruktur vermitteln

Sehr viele der Patienten hätten schwierige bis traumatische Kindheitserlebnisse wie Vernachlässigung im frühen Kindesalter, Misshandlungen, Gewalt und sexuellen Missbrauch erlitten. Häufig kämen sie aus Familien mit Suchtproblemen. Die meisten Patienten würden von Kliniken überwiesen, einige weisen sich auch selbst ein.

In 95 Prozent aller Fälle werden sie vom Sozialamt durch Eingliederungshilfe unterstützt. Zunächst gebe es eine Woche „Probewohnen“, um zu schauen, ob Patient und Einrichtung zueinander passen. Dann gelte es, den Bewohnern eine Tagesstruktur zu vermitteln. Zum Beispiel beim Benutzen von Bus oder Bahn, aber auch im Umgang mit Behörden und Banken. Deshalb sei der plötzliche Wegfall der Bahnverbindung in Loßburg für die Bewohner schwer zu verkraften, denn die Kombination aus Bus und Bahn sei für sie ungewöhnlich und schwierig.

Blick in die Probeküche Foto: Gemeinde

In fünf verschiedenen Wohngruppen leben die Bewohner im Haus Weitblick zusammen. Mückstein und Schwendemann zeigten Bewohner- und Gruppenzimmer, die hell und freundlich eingerichtet sind. Die Probeküche werde begeistert angenommen, gerade die männlichen Bewohner hätten viel Spaß am Kochen.

Drogendealer an allen Bahnhöfen in der Region

Enderle fragte nach, ob es im Haus Probleme mit Cannabis gebe, seit diese Droge legalisiert wurde. Schwendemann bestätigte das, an allen Bahnhöfen in der Region werde mit Cannabis gedealt. Im Haus Weitblick sei die Droge verboten, denn zusammen mit den Medikamenten, die die meisten Bewohner einnehmen, könne es zum „Super-Gau“ kommen.

Mückstein betonte, dass das Therapiezentrum eine offene Einrichtung sei, jeder könne auch wieder gehen.