Die Gebänderte Heidelibelle ist immer stärker vom Aussterben bedroht. Foto: Quartl/Wikipedia

Das Naturschutzgebiet zwischen Kenzingen, Rheinhausen und Rust beherbergt als einziges Gebiet Baden-Württembergs noch ein größeres Vorkommen der Gebänderten Heidelibelle. Aber auch dort geht das Vorkommen zurück.

Als Auflage für den Bau des dritten Tiefbrunnens hatte das Regierungspräsidium 2018 gefordert, das Libellenvorkommen im Heuweggraben und den als Ersatzgewässer fungierenden Abschnitt zwischen der alten Ringsheimer Straße und der Einmündung in die Grundel zu überwachen. Denn der Heuweggraben war vor den Bau des Tiefbrunnens als Naturschutzgewässer angelegt gewesen.

2019 war dann das Libellenvorkommen auch noch sehr gut gewesen, berichtet Holger Hunger, Diplom-Ingenieur beim beauftragten Institut Inula, bei der Sitzung des Wasserversorgungsverbands Südliche Ortenau. 2022 hatte sich die Situation jedoch geändert.

In den Elzwiesen sind verschiedene bedrohte Libellenarten der Roten Liste zu finden. Ein besonderer Fokus der Untersuchung liegt dabei auf der Helm-Azurjungfer und der Gebänderten Heidelibelle.

2019 war noch alles in Ordnung gewesen

2019 hatte die Situation für die Libellen sehr gut ausgesehen: Insgesamt 17 Arten wurden nachgewiesen. Von der Helm-Azurjungfer wurde 2019 ein zufriedenstellender Bestand nachgewiesen. Die Gebänderte Heidelibelle wurde in allen Abschnitten des Heuweggrabens in teilweise großen Beständen nachgewiesen. Auch den Ersatzgraben hatte sie bereits gut angenommen.

2022 sah dann die Situation für die Libellen nicht mehr ganz so rosig aus: Zwar waren nun sogar 18 Arten nachweisbar, aber die Populationen der Helm-Azurjungfer und der Gebänderten Heidelibelle ging zurück.

Trockenheit, Wasserpest und Nutrias schaden den Libellenvorkommen

Dies könnte laut Hunger damit zusammenhängen, dass der neue Heuweggraben zeitweise trocken fiel und auch der Klimawandel den Arten – etwa durch eine höhere Wassertemperatur – zu schaffen machte. Auch breitete sich die Pflanze kanadische Wasserpest weiter aus, wodurch ein Trockenfallen des Grabens begünstigt wurde. Zudem entwickelte sich die Ufervegetation so stark, dass sie den Graben für die Libellen versiegelte. Außerdem wanderten Nutrias ein. Da diese die Uferstrukturen und die Wasservegetation dort stören, wirken diese sich ebenfalls negativ auf den Libellenbestand aus. Die Helm-Azurjungfer war allerdings noch in einem mittelgroßen Vorkommen im Grabensystem nachweisbar, dieses Vorkommen schien auch stabil. Stark zurückgegangen war das Vorkommen der Gebänderten Heidelibelle, sie war an einzelnen Abschnitten nicht mehr nachweisbar. Zeitgleich sank ihr Bestand deutschlandweit. Aktuell bilden die Elzwiesen „das badenwürttembergische Rückgrat“ für die Gebänderte Heidelibelle, erklärte Hunger.

Foto: Edi06331/Wikipedia

Was gilt es für die Libellen nun also zu tun? Noch dieses Jahr wird beim ENBW-Gebäude ein neues Wasserkraftwerk mit Fischauf- und -abstieg errichtet. Inula wird sicherstellen, dass während der Bauphase stets die richtige Wassermenge in den Heuwegraben eingeleitet wird. Zudem stehen weitere Maßnahmen an: Der von der Unteren Wasserbehörde geförderte Einbau eines Fischrechens am Einlass zum Heuweggraben sowie behördliche Auflagen für eine naturverträglichere Neuregelung des Elzabschlags. Diese beiden Maßnahmen sollen den Heuweggraben i im Rahmen des Machbaren verbessern. Zudem wird die optimierte Pflege des Heuweggrabens unter naturschutzfachlicher Anleitung fortgesetzt.

Mit der Natur

Bürgermeister Pascal Weber erklärte, dass der dritte Tiefbrunnen in seinen Augen ein Beweis dafür sei, dass es nicht Mensch oder Natur sein müsse, sondern beides auch zusammengehe. Durch die verbesserte Pflege der Elzwiesen seien gute Voraussetzungen für Insekten geschaffen worden. Das Naturschutzgebiet sei durch den Brunnen also gefördert und nicht abgewertet worden. Für die Pflege dankte er besonders Martin Weber.