Ettenheim feiert am 24. und 25. Mai 50 Jahre Gesamtstadt. Unsere Redaktion stellt die Stadt, ihre Ortsteile sowie ihre Vertreter vor. Heute: Bürgermeister Bruno Metz.
Nach einem Start mit der Übersicht über Daten und Fakten aller Ortsteile und der Kernstadt haben wir in den zurückliegenden Wochen die Ortsvorsteherinnen und den Stabhalter über ihren Ortsteil zu Wort kommen lassen. Zum Abschluss unserer Serie hat unsere Redaktion Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz interviewt.
Herr Metz, 30 der 50 Jahre, seit mit Altdorf der letzte „Nachbar“ eingemeindet ist, sind Sie Bürgermeister von Ettenheim. Inwieweit verspüren Sie heute noch die Aufregungen, die vor 50 Jahren und mehr mit der Gemeindegebietsreform einhergingen?
Aufregungen sind selten geworden. Sensibilität im Umgang miteinander ist aber weiterhin gefragt. Gewisse „Phantomschmerzen“ spürte man bei der Debatte um die Abschaffung der Unechten Teilortswahl. In der breiten Bevölkerung war das aber so gut wie kein Thema – und die Sorgen einzelner Räte wurden komplett entkräftet.
Sie kommen ja selbst aus einer Gemeinde, der damals das selbe „Schicksal“ beschieden war. Wie haben Sie damals als Teenager diese politischen Vorgänge wahrgenommen?
Da gab es zwei Erfahrungsräume: Zum einen in der Schule in Oberkirch, wo es zwischen den Schülern aus der Kernstadt und denen aus kleineren Gemeinden Diskussionen über den Verlust der Eigenständigkeit gab. Und dann gab es diese Diskussionen in unserer Mehrgenerationenfamilie mit dem Opa als Bürgermeister, später als Ortsvorsteher, der nach anfänglichem Abwehrkampf auf eine Verhandlungslinie eingeschwenkt ist – was wieder manche Mitbürger nicht mitgehen wollten.
Erkenntnis, dass man gemeinsam Dinge besser meistern kann
Langjährige Beobachter der Kommunalpolitik in Ettenheim machen einen deutlichen Wandel in der Entscheidungsfindung hinsichtlich „ganz wichtiger Projekte“ aus: vom früheren „Kirchturmdenken“ bis zum heutigen Blick für die wichtigen Aufgaben der Gesamtstadt. Ist diese Beobachtung richtig? Und seit wann würden Sie diese Sichtweise bestätigen können?
Diese Sichtweise ist unstrittig richtig. Ja, das war vor 30 Jahren schon noch anders. Da wurde teilweise zwischen den Ortsteilen koaliert, um auch mal ein weniger prioritäres Projekt durchzubringen. Das gibt es heute nicht mehr. Da hat die Erkenntnis Raum gewonnen, dass es eben Dinge gibt, die wir gemeinsam besser meistern. Aber natürlich gibt es auch Aspekte, die man auf der Ebene des Teilorts besser realisieren kann. Und unsere Ortsteile betreten diese Ebene ja auch bewusst und engagiert.
Welche großen Projekte der vergangenen zwanzig Jahre konnten auf Grund der gesamtstädtischen Sicht realisiert werden?
Vorab: Vieles wäre ohne die Gemeindegebietsreform nicht oder nur unter viel größerem Aufwand machbar gewesen – auch, weil viele Verwaltungsaufgaben so kompliziert wurden, dass selbst größere Kommunen über Rathaustürme hinweg arbeiten. Zu Ihrer Frage kann ich einfach nur aufzählen, obwohl jeder Punkt eine ausführliche Erklärung verdient hätte. Also da wären: der Hochwasserschutz, die Wasserversorgung, die sinnvolle Erschließung von Gewerbeland, in deren Folge: Erhöhung von Steuereinnahmen und Arbeitsplätzen, unsere Konzeption im Bereich der Schulen und Kitas, die neue Mediathek, das neue gemeinsame Rettungszentrum, die erneuerbaren Energien, unsere Anstrengung im Bereich der gesundheitlichen Versorgung und das Schwimmbad. All das kommt der Gesamtstadt – auch den Umlandgemeinden – zugute.
„Zusammenarbeit war immer gut“
Wie stufen Sie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Ortschaften, den Ortschaftsräten und den Ortsvorstehern in diesen 30 Jahren ein?
Die Zusammenarbeit mit den Ortsvorsteherinnen und Ortsvorstehern war immer gut und hat sich im Laufe der Jahre zu einem sehr vertrauensvollen Miteinander entwickelt. Ich habe zu Beginn meiner Amtszeit regelmäßige Ortsvorstehergespräche eingeführt. Wir haben viele Treffen mit Ortschaftsräten gehabt, mit Vereinen über die ganze Stadt. Ein großer Schritt war die 700-Jahr-Feier. Die Afterwork-Partys sind zu gesamtstädtischen Veranstaltungen geworden, bei denen die Mitgestaltung durch Vereine auch aus den Ortsteilen selbstverständlich geworden ist. Kooperationen – beispielsweise im Sport, oder denken Sie an die Feuerwehr – sind beinahe an der Tagesordnung und sehr erfreulich.
In Kürze steht das große Fest „50 Jahre – Eine Stadt“ an. Freuen Sie sich darauf?
Oh ja, darauf freue ich mich. Weit über 50 Vereine und Organisationen aus allen Teilen der Stadt bereiten es vor und gestalten es. Das ist ein Grund zur Freude und zum Feiern.