Zwei Männer haben eine Bewohnerin im Lahrer Seniorenzentrum St. Elisabeth ausgeraubt – kein Einzelfall in der Region. Die Caritas prüft nun verstärkte Sicherheitsmaßnahmen.
Zwei Männer spazieren am hellichten Tag scheinbar unbedarft in ein Pflegeheim. Die Türen sind nicht abgeschlossen, also hindert sie auch niemand daran, das Zimmer einer Bewohnerin zu betreten. Die wehrlose Seniorin, die sich gerade auf ihrem Bett ausruht, muss tatenlos zusehen, wie die Männer ihre Sachen durchwühlen, fündig werden und eine Armbanduhr mitgehen lassen. Das Pflegepersonal kann gerade noch so von hinten ein Foto der dreisten Diebe knipsen, schon sind diese aus dem Heim gestürmt und über alle Berge.
Dieser Vorfall hat sich nach LZ-Informationen Mitte Juli im Lahrer Pflegeheim St. Elisabeth zugetragen. Die Polizei hat auf Anfrage bestätigt, dass ihr eine entsprechende Anzeige vorliegt. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass tatsächlich eine Uhr gestohlen wurde. Vor allem die Dreistigkeit der Diebe, die die offenen Türen des Seniorenheims und die Hilflosigkeit der Bewohnerin eiskalt ausgenutzt haben, hinterlässt ein Gefühl der Unsicherheit. Was, wenn sich solch ein Vorfall wiederholt, die Täter beim nächsten Mal vielleicht sogar gewalttätig werden?
Kriminalität in Pflegeheimen ist kein Einzelfall, zeigt eine Statistik der Polizei, die der LZ vorliegt. Demnach wurden im Präsidiumsbezirk Offenburg im Jahr 2024 insgesamt 94 Straftaten in Altenwohnheimen verzeichnet, davon 49 Diebstähle. Im Schnitt wurden seit 2020 pro Jahr 117 Straftaten in Pflegeheimen registriert (57 Diebstähle). Die Aufklärungsquote ist sehr gering.
Nicht einmal jeder achte Fall wurde aufgeklärt
Von den 49 Diebstählen im vergangenen Jahr konnten bislang nur sechs, also nicht einmal jeder achte, aufgeklärt werden. Wie hoch die Erfolgsaussichten generell sind, ist laut Polizei von Fall zu Fall unterschiedlich: „Grundsätzlich bedarf es eines Ermittlungsansatzes, aus dem sich ein Tatverdacht ergibt.“ Im vorliegenden Fall aus Lahr hat die Polizei eine Fahndung nach den Tätern eingeleitet. Bislang allerdings ohne Erfolg.
Auch den Betreiber des Pflegeheims in der Albert-Förderer-Straße, der Caritasverband Lahr, hat der Vorfall schockiert. „Das Thema ist neu für uns. So eine Dreistigkeit haben wir noch nie erlebt“, kommentiert Vorsitzender Mirko Poetzsch den Diebstahl der Armbanduhr der Bewohnerin. Der Verband werde sich noch mit der Polizei in Verbindung setzen, um möglicherweise zur Aufklärung beitragen zu können. „Wir sind alarmiert“, stellt Poetzsch klar. Er wisse um die besondere Situation in Einrichtungen, deren Türen generell offen stehen.
Sicherheitskameras sind eine Option
Der Verbandsvorsitzende kündigt an, den Vorfall intern zu besprechen und Maßnahmen für mehr Sicherheit zu ergreifen. Wie diese aussehen, vermag Poetzsch zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Auf jeden Fall denke man über Sicherheitskameras nach. Er betont, dass der Betreiber jedoch nicht in der alleinigen Verantwortung steht. „Jeder Bewohner hat einen Schlüssel für die Tür und muss selbst dafür sorgen, dass die Tür abgeschlossen ist.“ Darüber hinaus gebe es in jedem Zimmer im Schrank ein abschließbares Fach, in dem Wertsachen sicher verstaut werden können. „Wir empfehlen unseren Bewohnern, das zu nutzen, und den Angehörigen, darauf zu achten, dass es genutzt wird.“
Auch die Polizei gibt auf Anfrage unserer Redaktion Tipps: „Schauen Sie sich unbekannte Besucher vor dem Öffnen der Tür durch den Türspion oder durch das Fenster genau an.“ Fremde sollte man nur uns Zimmer lassen, wenn man sich sicher sei, um wen es sich handele und welches Anliegen er hat. Gegen „zudringliche Besucher“ sollte man sich energisch wehren, sie laut ansprechen oder um Hilfe rufen.