Mit Hannes Stöhrs Stück „Marlene in Hollywood“ hat das Melchinger Theater Lindenhof die neue Bühnensaison in Albstadt eröffnet. Den Erfolgen der Filmdiva wurde darin ebenso Rechnung getragen, wie ihren Brüchen und Tiefpunkten.
Sie war eine der großen Filmdiven des 20. Jahrhunderts und ihre Persönlichkeit facettenreich wie nur wenige andere. Wie nähert man sich einer solchen Ikone?
Dem Stück „Marlene in Hollywood“ von Hannes Stöhr gelingt es mit einer Kombination aus Schauspiel und Dokumentation in gleich in drei Sprachen: Deutsch, Englisch – und Schwäbisch.
Zum Plot: Die Berliner Regisseurin Lotte, verkörpert von Linda Schlepps – die auch in die männlichen Rollen schlüpft und darin uneingeschränkt überzeugt – möchte mit ihrer Tingeltangel-Theatergruppe „Marlene in Hollywood“ inszenieren.
„Die Dietrich“ erwacht in Ebingen zeitweilig wieder zu neuem Leben
Die Titelrolle soll Lottes geheimnisvolle Freundin Mathilde übernehmen – Kathrin Kestler versteht es meisterhaft zwischen den beiden Bühnenfiguren Marlene und Mathilde zu wechseln, und auch ihre Gesangsstimme ist geeignet, „Die Dietrich“ zu zeitweiligem Leben wiederzuerwecken.
Cornelius Nieden, der den Komponisten und Kabarettisten Friedrich Hollaender verkörpert, setzt gekonnt musikalische Akzente.
Im Leben der Dietrich gab es viele Weggefährten – Berthold Biesinger und Luca Zahn übernehmen die Rollen von Josef von Sternberg, Emil Jannings, Jean Gabin, James Gavin, Mercedes de Acosta, Claire Waldoff, Lola Lola, Erich Maria Remarque, Erik Charell, Margo Lion, Billy Wilder, Gary Cooper, John Wayne, Fritz Lang, James Stewart und David Bowie.
Ernste Töne und pointierter Humor bestimmen die theatralische Inszenierung
Das Stück fokussiert sich vor allem auf die 1930iger und 1940iger Jahre, auf die Anfänge und die großen Jahre von Marlene Dietrich. Dabei werden nicht nur die Erfolge gefeiert, sondern auch die Brüche und Tiefpunkte ausgeleuchtet – als Dokumentationsmaterial dienen Originalbilder aus dem privaten und beruflichen Leben der Dietrich.
Ihr bewegtes Liebesleben kommt zu seinem Recht; ernste Töne wechseln mit pointiert eingesetztem Humor. Doch wo bleibt in dieser Hommage an eine Preußin von Rang die schwäbische Note?
Carl Laemmle, der „Erfinder Hollywoods“, stammte aus Laupheim; in der Lindenhof-Inszenierung wird er von einem heftig schwäbelnden Berthold Biesinger verkörpert, der dabei viel historisches Wissen über die Anfänge der US-Filmindustrie vermittelt.
Das nächste spannende Theaterstück steht schon in den Startlöchern
Die Theaterfreunde in Albstadt können sich nach diesem gelungenen Auftakt schon jetzt auf „Zeugin der Anklage“ mit dem Berliner Kriminal Theater freuen, das im Rahmen der Literaturtage am Sonntag, 17. November, über die Bühne der Festhalle geht.
Das Theaterstück nach Agatha Christie wurde 1957 verfilmt – mit Marlene Dietrich in der Titelrolle.